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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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entging es nicht. Und nicht nur mir. Kli-Klis Augen funkelten vergnügt. Er wusste ebenfalls, wozu dieses Stöckchen vorbereitet worden war und dass Miralissa damit Zeichen in die Asche gemalt hatte.
    »Darum braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, Trash Miralissa! Ihr werdet im Lager der Chasseure bleiben, dort ist es sehr …«
    Was dort sehr war, konnte Balschin nicht mehr sagen, denn besagte Chasseure gaben Schreie des Entsetzens von sich. Auch mir – warum daraus ein Geheimnis machen? – war der Schreck in die Glieder gefahren. Nie zuvor war es mir vergönnt gewesen zu sehen, wie eine Menschenhand fröhlich über einen Weg lief. Ja, genau, eine Menschenhand, nur viel größer. Hundertmal so groß. Auf ihrem Teller fänden drei Reiter samt Pferden Platz.
    Die Hand setzte die Finger zügig voreinander und kam vom Dorf her direkt auf die Barrikade und die verängstigt schreienden Bogenschützen zu. Sie keuchte, ihre zahllosen roten Augen auf jedem Fingerglied sahen die entsetzten Menschen voller Verachtung an.
    Alle schrien, kreischten und jammerten. Zu den Stimmen der Seelenlosen Chasseure gesellte sich der disharmonische Chor der Pikeniere. Die Schreie schwollen an, immer größere Panik lag in ihnen, aber niemand rührte sich von der Stelle, als seien die Menschen in Starre verfallen.
    Das Monstrum blieb stehen, auf den Daumen und den kleinen Finger gestützt. Die drei anderen Finger waren zum Himmel hochgereckt und kehrten uns damit den Handteller zu, den ein riesiges Maul mit nagelspitzen Zähnen einnahm. Gekeucht hatte sie ja schon, der Abwechslung halber fing sie jetzt auch noch an zu brüllen.
    Darauf stürmten alle davon. Ein paar besonders Kühne schossen mit ihren Pfeilen nach der Hand. Diese jedoch drangen in die Fingerfüße ein, ohne den geringsten Schaden anzurichten.
    »Rettet euch! Lauft! In den Wald!«
    Die Chasseure nahmen Kli-Klis Schrei einstimmig auf: »In den Wald! In den Wald! Lauft! Lauft!«
    Die Weißhimbeeren und die Pikeniere waren mit einem Mal wie vom Winde verweht.
    Den Kampf übernahmen die Magier, die eine Feuergarbe gegen die Hand schickten.
    »Wie lange willst du dir dieses Schauspiel denn noch ansehen, Garrett?!«, schrie mir Kli-Kli ins Ohr, der versuchte, das Grollen des losbrechenden Feuerzaubers zu übertönen.
    Die Panik, die eben noch in der Stimme des Kobolds mitgeschwungen hatte, als er allen zugerufen hatte, in den Wald zu fliehen, war verschwunden. Im Übrigen war das ein meisterlicher Zug, mit dem er uns den Weg zurück frei gemacht hatte.
    »Komm! Die anderen sind schon weg! Oder hast du die Absicht, die nächsten drei Monate hier festzusitzen?« Kli-Kli rammte Fieder die Fersen in die Seite und stob davon, den Wilden Herzen nach, die die Straße hinunterfegten.
    Ich folgte ihm und ließ die Elfen zurück, die als Letzte abzogen, und entfernte mich auch vom Kampf, den die Magier gegen die monströse Hand ausfochten.
    Als Wind aufkam, drehte ich mich unweigerlich um. Die Monsterhand flog zur Seite und begrub einige Birken unter sich. Unermüdlich fuchtelten die Magier mit den Händen. Unterdessen hatten sie das Monstrum unter ihre Kontrolle gebracht.
    Bienchens Hufe klackerten über die Holzbrücke, flüchtig nahm ich den Bach wahr, mit wahnsinniger Geschwindigkeit stürmte ich weiter zurück.
    Wir waren entkommen. Niemand hatte versucht, uns aufzuhalten, denn allen war zu sehr daran gelegen gewesen, das eigene Leben zu retten.
    »Wir dürfen nicht anhalten«, presste Schandmaul heraus. »Wenn die uns verfolgen …«
    Unsere Gruppe hatte auf der Spitze jenes Hügels Halt gemacht, von dem aus wir zum ersten Mal die Rauchsäulen erblickt hatten. Nichts hatte sich verändert. Schwarzer Rauch quoll gen Himmel und dachte gar nicht daran abzuziehen. Was hatten die da bloß für ein Feuerchen geschürt!
    »Immer mit der Ruhe!« Arnch nahm den Helm ab und fuhr sich mit der Hand über die schweißbedeckte Glatze. »Du hast doch gehört, dass in dem Dorf da diese …«
    »Quarantäne«, soufflierte Kli-Kli.
    »Genau! Dass es diese Quarantäne dort gibt. Die hocken da drei Monate fest! Uns wird niemand verfolgen!«
    »Dann werden sie in Ranneng Mitteilung machen, damit man uns in der Stadt schnappt!«, hielt Schandmaul dagegen.
    »Idiot! Ich habe doch gesagt, die haben Quarantäne! Die können keinen Boten schicken! Die können noch nicht mal eine dämliche Taube schicken! Stimmt doch, oder, Lady Miralissa?« Arnch drehte sich der Elfin zu, auf dass diese seine Worte

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