Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Der Feind würde bei einem Angriff kaum warten, bis die Soldaten ihre Rüstung angetan hatten.
    Der Nebel hatte sich gelichtet, glich nun einem zerfetzten Banner, das eine grausame Schlacht überstanden hatte. Nur die Schlucht lag noch in ihm verborgen. Die Sonne kroch gerade vorsichtig über dem Wald hervor.
    »Die Bogenschützen nach vorn! In einer Reihe!« Hargan gab seine Befehle.
    Das war nicht die Zeit für die drei Linien der königlichen Formation, ganz zu schweigen von den vier Linien der Elfen. Diese Formationen waren für das offene Feld wie geschaffen, aber hinter dieser Wand aus Bäumen und Erde war es besser, erst ungehindert zu schießen und dann in einer Linie vorzurücken. Vermutlich.
    Die starken Streitbögen waren gespannt, die Hände steckten in den alten und treuen Handschuhen, die Köcher barsten von Pfeilen.
    Einen Pfeil hielten die Schützen in der Hand, zwei steckten im Boden. Es waren dicke Pfeile, mit guter Spitze, nicht wie bei den leichten Fußsoldaten, sondern mit einem Sporn, der selbst harten Stahl durchbohrte.
    Sieben Schritt hinter den Bogenschützen hatten sich die Schwertkämpfer mit ihren großen, rechteckigen Schilden in einer Linie aufgebaut. Im Unterschied zu den Bogenschützen standen sie nicht eng beieinander, sondern wahrten zwei Schritt Abstand zueinander. Sollte sich der Feind durch den Pfeilhagel schlagen, könnten die Bogenschützen durch diese Lücken abziehen, um den Bogen gegen eine Waffe einzutauschen, die im Nahkampf wirkungsvoller war. Die Schwertkämpfer würden die Reihe hinter ihnen mit ihren Schilden schließen.
    »Kommandant!« Fuchs stürzte auf Hargan zu. »Ich habe da ein paar Männer zusammengestellt, sie kommen alle von den Meuchelmördern Erkines …«
    »Sind die nicht alle bei Maiding gefallen?«, fragte Hargan verwundert.
    »Nein, siebenundvierzig Mann haben überlebt. Du weißt, was für Wunder sie mit ihren Skloten vollbringen! Siebenundvierzig Armbrüste! Nicht schlecht, oder?«
    Ein Tropfen im Meer. Aber wie heißt es so schön: Steter Tropfen höhlt den Stein. Zudem sind Armbrüste im Nahkampf ungleich gefährlicher als Bögen. Eine gezielte Salve vermag, vor allem wenn die Feinde keine Rüstung tragen, zwei Reihen von Angreifern niederzumähen.
    »Stell sie vor den Bogenschützen auf! Und noch was! Befiehl ihnen, sich hinter der Palisade zu halten und nicht aufzutauchen, bis die Orks heran sind. Nach dem Beschuss sollen sie sich sofort hinter die Schwertkämpfer zurückziehen. Wer hat den Befehl über sie?«
    »Ich«, sagte der bärtige Soldat. »Und entschuldige, aber meine Männer werden nicht abziehen.«
    Fuchs grinste und blickte auf seine Hände. Sie umfassten je einen schweren Totschläger, das andere Ende der Griffe ruhte auf seinen Schultern. Die Ketten baumelten über seinem Rücken und mündeten in Gürtelhöhe in gewaltige dornenbesetzte Stahlkugeln. Natürlich ist ein Totschläger kein Ogerbrecher, aber ein malträtierter Fußsoldat würde den Unterschied nicht bekritteln. Fuchs war ein echter Virtuose mit dem Totschläger. Mit ihm konnten es in der ganzen Armee höchstens dreißig Mann aufnehmen.
    Hargan bevorzugte eine gewöhnliche und völlig unauffällige Streitaxt mit langem Holzstiel. Viele Befehlshaber sahen auf diese Waffe eines Bauern mit unverhohlener Verachtung herab und vertrauten auf ihre Schwerter. Hargan aber hatte in den langen Jahren seiner Armeezeit seine erste Waffe nie gegen eine andere eingetauscht, was diese ihm gedankt hatte, indem sie ihn bei all den Grenzstreitigkeiten mit Miranuäch nicht ein einziges Mal im Stich ließ.
    »Viel Glück, Fuchs, vielleicht sehen wir uns ja noch einmal!«
    »Wie nicht!«
    »Vettel!«
    »Ja?«
    »Wer hat den Befehl über die Bogenschützen?«
    »Bleedhurt! So ein kleiner hagerer Kerl! Er ist seit der Schlacht an der Isselina bei uns. Ein Windspieler und Veteran.«
    Ein Veteran. Sie alle waren jetzt Veteranen. Sowohl die Greise als auch die Grünschnäbel. Alle, die die Schlacht am Schwarzen Fluss überlebt hatten, bei Ranneng oder bei Maiding, waren nun Veteranen oder Tote. Meist Tote.
    »Gut. Er soll je nach Lage entscheiden.«
    »Braucht Ihr meine Hilfe?« Siena hatte sich zu den beiden gesellt.
    Die Zauberin hatte bereits einen Stahlpanzer angelegt und über den Kopf eine Kettenhaube gezogen. Die Waffenschmiede hatten die ganze Nacht gearbeitet, um aus dem, was ihnen zur Verfügung stand, eine Rüstung herzustellen, die der schmächtigen Zauberin passte. Wie gestern Abend

Weitere Kostenlose Bücher