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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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trug Siena keine Waffe, nur das tropfenförmige Medaillon um den Hals.
    »Eure Hilfe, Lady Siena, wird schon sehr bald nötig werden.« Hargan sah den Grenzreicher an, der ihre Leibgarde befehligte.
    Dieser bedeutete ihm mit einem Nicken, dass alles in Ordnung sei. Seine zehn Soldaten trugen die schweren Schilde des gepanzerten Fußvolks. Wenn der Kampf der Bogenschützen losbrach, würden sie die Zauberin mit ihren stählernen Schilden sicher gegen Irrflieger schützen.
    »Und was soll ich unterdessen tun?«, fragte sie enttäuscht.
    »Warten.«
    Sie brauchte gar nicht lange zu warten. Aus der Nebelwand krochen bereits die ersten Figuren hervor.
    »Orks!«
    »Alles bereit!« Die Schreie der Befehlshaber liefen durch die Reihen.
    »Hisst das Banner!«, kommandierte Hargan.
    Schon im nächsten Augenblick flatterte über der Palisade ein gelbes Banner. Den Stoff hatte Siena geopfert, die dafür einen Teil ihres Zelts hatte zerreißen lassen, schließlich musste die Einheit ein Banner besitzen, sei es auch eines aus gewöhnlichem Stoff, das an eine junge Espe statt an einen Mast geknüpft war. Jemand hatte mit ungeschickter Hand etwas darauf gemalt, das an einen Hund mit den Flügeln und dem Schwanz einer Schwalbe erinnerte. Und etwas in Orksprache darauf geschrieben. Hargan bezweifelte nicht, dass der Künstler mit diesen mysteriösen Schnörkeln die schrecklichsten Beleidigungen gegen die Rasse der Ersten zum Ausdruck gebracht hatte.
    Die Menschen sahen schweigend zu, wie die Welle von Feinden näher herankam. Gleich würde der Kampf beginnen …
    Der Feind blieb stehen, kam nicht so weit heran, dass die Bogenschützen ihre Pfeile hätten abschießen können. Oder dass die Hundeschwalben ihre Gesichter hätten erkennen können. Nur verschwommene dunkle Silhouetten machten sie im Nebel aus, als dieser sich lichtete.
    Aus den Reihen der Feinde lösten sich drei Soldaten. Der mittlere trug ein weißes Banner, der linke stieß ins Horn, um Verhandlungen anzukündigen.
    »Seit wann verhandeln Orks?«, brummte Hargan, während er die Panzerhandschuhe anzog. »Und seit wann benutzen sie Hörner – und nicht ihre Trommeln?«
    »Das …«, stammelte einer der Soldaten neben ihm, »das … sind keine … Orks … das sind … Menschen! Bestimmt!«
    Durch die Reihen der Hundeschwalben ging ein Flüstern: »Menschen? Aber die Armee ist doch längst abgezogen! Gehören die zu uns? Kommen sie uns zu Hilfe? Aber warum rücken sie von der Seite des Feindes an?«
    Unterdessen hatten die drei Unterhändler den Rand der Schlucht erreicht und waren stehen geblieben.
    Tatsächlich, es waren Menschen.
    »He, ihr da! Hört ihr mich?«, rief derjenige, der rechts stand, ein hochgewachsener, kräftiger Soldat mit dichtem Vollbart.
    »Wir sind ja nicht taub!«, entgegnete Vettel, irgendwo rechts hinter der Palisade.
    »Gab es hier nicht mal eine Brücke?«
    »Die haben wir aufgefressen!«, schrie Vettel abermals. »Wer seid ihr? Und was zum Dunkel macht ihr auf der Seite des Feindes?«
    »Wir sind die ruhmreiche Sechste Südarmee Vagliostriens, inzwischen der Erste Stoßtrupp der Menschen! Gegründet auf Befehl der heldenhaften Orks. Wir wollen Wohlgedeihen und Glück für die ganze Menschheit!«
    »Halt mal! Was für ein Erster Stoßtrupp der Menschen? Und das mit der Sechsten Südarmee war doch glatt gelogen, von denen hat niemand überlebt, die sind alle im Kessel bei Boltnik gefallen!«
    »Bist du schwer von Begriff?!«, erklang eine erboste Stimme aus der Reihe der Bogenschützen. »Das sind Überläufer! Verräter! Feige Ratten! Die haben sich mit den Orks eingelassen!«
    »Ihr wollt tatsächlich gegen eure eigenen Leute kämpfen?!«
    »Idioten!«
    »Wissen die denn nicht, dass die Orks ihnen nach der Schlacht die Köpfe absäbeln?«
    »Kein Erbarmen mit den Verrätern!«
    »Jetzt reicht’s!«, brüllte der Bärtige, nachdem er sich die Beleidigungen angehört hatte, die es von der anderen Seite der Schlucht hagelte. »Ich bin gekommen, um euch ein vorteilhaftes Angebot zu machen!«
    »Komm doch rüber, dann schieben wir es dir in den Arsch, dein Angebot, du mieser Feigling!«, brüllte Vettel, der auf die Palisade geklettert war und mit dem Schwert herumfuchtelte.
    »Bist du etwa der Kommandant?«
    »Der Kommandant bin ich!« Hargan baute sich an der anderen Seite oben auf der Palisade auf. »Was für ein Angebot hast du?«
    »Warum lässt du den überhaupt reden, Kommandant?«, zischte Fuchs, der mit seinen Leuten unmittelbar

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