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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zurück. Als abermals ein Blitz aufzuckte, musste ich die Augen zusammenkneifen, derart blendend war die Entladung. Es grollte. So hatten die Salven aus den Kanonen der Gnome auf dem Sornfeld geklungen. So hatten die alten und von allen vergessenen Helden der Oger im Zorn mit ihren Beilen auf den Himmel eingeschlagen.
    Der wuchtige Donnerschlag galoppierte wie ein wilder Hengst über den Himmel: Einen kurzen Augenblick lang ertaubte ich. Als das Grollen über uns hinwegfegte, scheuten die Pferde.
    Ich hielt mich nur mit Mühe auf Bienchen, Schandmauls Pferd stellte sich auf die Hinterbeine und warf seinen Reiter beinahe ab. Deler dagegen flog tatsächlich auf den Boden. Wenn Marmotte nicht gewesen wäre, der das Pferd des Zwergs am Ohr packte, wäre das panische Tier durchgegangen. Deler schimpfte auf das dumme Vieh, das nicht würdig sei, einen Zwerg auf seinem verdammten Rücken zu tragen und saß wieder auf.
    Der erste schwere Regentropfen löste sich vom schwarzen Himmel. Er traf Kli-Klis Nase und zerplatzte wie ein kostbarer Kristallkelch in tausend kleine, funkelnde Splitter. Dem ersten Tropfen folgte ein zweiter, dem zweiten ein dritter. Die Tropfen trommelten auf die Umhänge und die Erde, die sich gierig öffnete.
    »Vorwärts!« Kater trieb sein Pferd zum Galopp an.
    Die Einheit folgte ihm, einer nach dem anderen.
    Der Regen spannte seine nassen Flügel über uns, die einzelnen Tropfen wichen einem tosenden Wasserfall, der sich aus dem Firmament ergoss. Im Nu war alles, was nicht vom Elfenstoff geschützt war, durch und durch nass geworden.
    »Sollte ich diesen Guss je vergessen, werde ich auf spitzen Nadeln schlafen!«, gelobte Hallas.
    Der Bart des Gnoms glich einem durchweichten Reisigbündel. Hallas selbst, der sich weigerte, einen Elfenumhang anzulegen, war bis auf die Knochen nass.
    Das Gewitter war mit seinen Donnern, Blitzen und Güssen nach Osten gezogen, es bedrohte uns nicht länger.
    Der Regen indes dauerte an, wirkte nunmehr jedoch nur noch wie ein leichter Schauer. Aber man wird mir wohl zustimmen, dass es nicht sonderlich angenehm ist, geschlagene vier Stunden unter diesen Bedingungen dahinzureiten.
    Der Himmel war mit einer Decke aus finsteren Wolken überzogen, die aus unerschöpflichen Speichern Wasser auf die Erde spien. Nicht ein Fleckchen Blau, nicht ein Sonnenstrahl. Über der Harganer Heide hing düsteres Herbstwetter.
    Hallas setzte der Regen besonders hart zu. Er war bis auf die Knochen durchweicht, klapperte mit den Zähnen und zitterte vor Kälte. Miralissas Vorschlag, sich mit dem Drokr zu schützen, lehnte der hartschädelige Gnom jedoch rundweg ab.
    »Wir werden noch sehen, wer von uns diesen Regen am besten übersteht!« Das war alles, was Hallas sagte, während er den Blick auf die Tropfen richtete, die vom Himmel fielen.
    »Pass nur auf, dass du nicht krank wirst! Ich kümmer mich dann nämlich nicht um dich!«, brummte Deler unter dem Umhang hervor. »Von mir brauchst du kein Löffelchen Medizin zu erwarten!«
    »Von dir?«, schnaubte Hallas. »Von dir würde ich überhaupt keine Medizin annehmen! Euer Völkchen kenne ich! Du gibst mir irgendein Gift, ich krieg keine Luft mehr, laufe blau an und verrecke! Dieses Vergnügen werde ich dir nicht machen!«
    »So nass bist du einfach zu nichts zu gebrauchen!«, brummte Deler.
    Darauf erwiderte Hallas kein Wort, sondern setzte seinen Wettbewerb mit dem Regen fort, wer sturer sein konnte.
    In drei Stunden würde es dunkel sein, dann müssten wir unser Nachtlager aufschlagen.
    »Wann hört die-ser Re-gen end-lich auf?!« Der Gnom strich schließlich die Segel.
    Hallas’ Lippen waren blau, und so laut, wie er mit den Zähnen klapperte, hätte er es mit den Kriegstrommeln der Orks aufnehmen können.
    »Morgen früh«, sagte Met, nachdem er zum grauen Himmel hinaufgeblickt hatte.
    »Morgen früh?«, stöhnte Hallas.
    »Ja. Keine Sekunde eher.«
    »Hör mal, Hallas«, mischte sich Aal ein, »du solltest dem Regen Waffenstillstand anbieten.«
    »Waf-fenstill-stand?«, fragte Hallas misstrauisch zurück, da er eine Gemeinheit argwöhnte.
    »Ja. Du kannst den Krieg gegen ihn doch später fortsetzen.«
    »Das soll ge-hen?«, fragte der Gnom zweifelnd.
    »Warum nicht?« Lämpler, der neben mir ritt, zuckte mit den Achseln. »Soldaten lassen sich manchmal auf einen Waffenstillstand ein.«
    »Aber nicht die Sol-daten der Gno-me!«, verkündete Hallas kategorisch.
    »Geh doch davon aus, dass dir das Pulver ausgegangen ist und du

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