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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Kater und warf einen besorgten Blick auf die schwarze Linie.
    Sie schien so prall wie ein übervoller Weinschlauch und kroch offenbar auf uns zu. Und das, was da an uns heranrückte, war kein Regen, sondern das reinste Unwetter!
    Niemand hatte gehört, was Kater gesagt hatte. Oder fast niemand.
    Denn Deler schob seinen topfförmigen Hut in den Nacken und sang:
     
    »Liegt um den Hals dir erst die Schlinge,
    Brach tück’scher Verrat dir das Genick.
    Watest du schon durch Schlamm und Dreck,
    Rammt man dir in den Rücken die Klinge.
     
    Schläft während der Wache der Posten,
    Wirst still und leis’ du vom Pfeil getroffen.
    Hältst nicht selbst beide Augen du offen,
    Wird am End’ es das Leben dich kosten.
     
    Die Welt der Schatten allenthalben droht.
    Sieh zu, bring du zuerst Leid und Tod!
    Sieh zu, bring du zuerst Leid und Tod!«
     
    »Ein düsteres Lied«, bemerkte Kli-Kli, der dem Zwerg aufmerksam gelauscht hatte.
    »So muss es sein!«, antwortete Deler. »Das ist ein Kriegsmarsch der Zwerge.«
    »Mit so einem Marsch auf den Lippen marschiert man zum Nachttopf, aber nicht gegen den Feind!«, giftete Hallas.
    »Was verstehst du von Kriegsmärschen!« Deler blieb ihm nichts schuldig. »Ihr Bartwichte habt ja nicht mal welche!«
    »Und was ist mit dem Hammerschlag gegen das Beil ?«
    »Pah!«, erwiderte der Zwerg verächtlich.
    »Und das Lied der wahnsinnigen Bergleute ?«
    »Pah!« Die Antwort triefte von noch stärkerer Verachtung.
    »Und wie ist es mit der Hacke über den Schädel?«
    »Was soll das für ein Marsch sein?«, fragte Deler verwundert. »Haben deine Verwandten in den Stählernen Schächten im Suff mal wieder ein neues Liedlein komponiert?«
    »Das ist kein Liedlein! Das ist das, was ich jetzt mit dir mache! Dir die Hacke über den Schädel ziehen! Damit du nicht weiter so rumstänkerst!«
    »Du?«
    »Genau!«
    »Dafür sind deine Arme zu kurz!«
    »Ich werd dir zeigen, ob die zu kurz sind!« Dem Gnom riss der Geduldsfaden.
    Hallas wollte schon seine geliebte Hacke ziehen.
    »Still! Sofort!«, brüllte Kater. »Gefahr im Verzug!«
    Der Gnom und der Zwerg beendeten ihren Streit und stierten Kater erstaunt an.
    »Ist ja schon gut, Kater!«, sagte Deler. »Wir wären uns doch nicht an die Kehle gegangen, sondern hätten uns wieder vertragen. Nicht wahr, Hallas?«
    Hallas nickte eifrig.
    »Um euch geht's doch gar nicht!« Kater zügelte sein Pferd und spähte starren Blicks in den Himmel. Die Wolken waren noch näher an uns herangerückt, sie bedeckten jetzt ein Viertel des Himmels. Ein leichter Wind trug das ferne Gewittergrollen zu uns heran.
    »Was für eine Gefahr?«, fragte Schandmaul, der den Blick ebenfalls nicht vom Himmel löste. Die Sorge des Fährtenlesers hatte sich auf uns übertragen.
    »Halt den Mund!«, brummte Kater verärgert und sog die Luft durch die Nase ein.
    Ich selbst spürte nichts. Es würde Regen geben, wir würden ein wenig nass werden … Was sollte daran beunruhigend sein?
    »Dabei hatte der Tag so schön angefangen!«, sagte Kli-Kli verzweifelt.
    »Haben es diese Missgeburten doch noch geschafft!«, zischte Kater, rammte seinem Pferd die Fersen in die Flanken, stürmte zu den Elfen und Alistan vor, und ließ uns völlig verständnislos zurück.
    »Wen hat er denn damit gemeint?«, fragte Hallas, während er den verzweifelt gestikulierenden Kater im Auge behielt, der Miralissa gerade etwas erklärte.
    »Dich!« Deler ließ sich nie eine Gelegenheit entgehen, seinen Freund zu foppen.
    »Schluss jetzt, Deler!«, wies Marmotte den Zwerg zurecht. »Spar dir deine Sticheleien für später! Dasselbe gilt für dich, Hallas! Seht ihr denn nicht, was mit Kater los ist?«
    »Nur zu gut«, antwortete Lämpler kopfschüttelnd. »Das letzte Mal habe ich Kater so aufgelöst erlebt, als wir in D'sandor in einen Hinterhalt gestolpert sind.«
    »Vielleicht irrt er sich ja?«, sagte Schandmaul hoffnungsvoll in die Runde.
    »Klar!«, höhnte Deler. »Mann, Kater hat sich noch nie geirrt!«
    Was immer Kater gewittert haben mochte, Miralissa und Markhouse entglitten die Gesichtszüge. Ell warf immer wieder einen Blick zu den vorrückenden Wolken hinauf.
    »Was habe ich dir gesagt, Garrett?!«, flüsterte Kli-Kli.
    »Was?«, fragte ich unwillkürlich zurück, während ich, genau wie alle anderen, versuchte, in den Wolken das auszumachen, was Kater entdeckt hatte.
    »Hörst du mir denn nie zu? Hab ich dir nicht gesagt, dass die Schamanen keine Ruhe geben werden, solange sie ihren Zauber nicht

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