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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Waffenstillstand schließen musst «, hielt Aal dagegen.
    Der Gnom ließ sich die Sache durch den Kopf gehen, wrang den nassen Bart aus und machte eine Miene, als unterbreite er der ganzen Welt ein höchst zuvorkommendes Angebot: »Also von mir aus. Dann gebt mir mal einen Umhang, ja?«
    Deler setzte schon an, etwas über die Wankelmütigkeit der Gnome vom Stapel zu lassen, fing jedoch einen warnenden Blick von Aal auf und schwieg. Hallas hüllte sich in den Umhang.
    Der Regen nahm immer mehr zu, er hatte die Erde bereits vollständig getränkt, die Wiese hatte sich in eine einzige Pfütze verwandelt. Die Hufe der Pferde schmatzten durch diesen Sumpf, die Tiere ermüdeten. Erst nach zwei Leagues brachten uns die Pferde wieder auf eine Art Weg.
    »Das ist der Rest des alten Weges, der damals von Ranneng nach Awendum geführt hat«, murmelte Kli-Kli unter seiner Kapuze hervor, als habe er meine Gedanken gelesen.
    »Erstaunlich, dass er noch erhalten ist«, bemerkte Marmotte. »Schließlich sind seitdem rund fünfhundert Jahre vergangen.«
    »Das ist ü-berhaupt nicht er-staunlich«, knurrte Hallas. »Den ha-ben Gno-me an-gelegt.«
    »Erzähl doch keine Märchen, Glückspilz!«, dämpfte ihn Lämpler, der den Namen des Gnomen diesmal in die Menschensprache übersetzte.
    »Das tu ich auch nicht. Das ist un-sere Ar-beit. Das wit-tere ich doch. Deler, sag, dass ich recht ha-be.«
    »Hast du«, bestätigte der Zwerg friedvoll. »Aber du solltest lieber zusehen, warm zu werden. Wie du mit den Zähnen klapperst!«
    »Seit wann sorgst du dich um mei-ne Ge-sundheit?«
    »So verfroren, wie du bist, muss ich dir noch dein Grab schaufeln.«
    Daraufhin hüllte sich Hallas fest in den Umhang.
    Trotz des Regens stieg Nebel von der Erde auf. Genauer gesagt: kein Nebel, sondern ein leichter, durchscheinender und fahler Rauch. Er quoll über die Erde, schlug sich auf dem Gras nieder und hüllte die Hufe unserer Pferde ein. Sobald Wind aufkam, verzog er sich vorübergehend wieder.
    Markhouse kam zu uns herangeritten. »He, Kater! Bist du eigentlich sicher, was diese Mistwolken betrifft?«
    »Würd ich auch gern wissen«, pflichtete Schandmaul Alistan bei. »Das Gewitter ist längst abgezogen, wir lassen uns jetzt schon geschlagene vier Stunden hier einregnen, aber der Himmel hat uns keine bösen Überraschungen bereitet.«
    »Sagra sei Dank! Hoffen wir, dass es auch die nächsten hundert Jahre so bleibt«, krächzte Ohm.
    »Ich habe mich bestimmt nicht geirrt.« Endlich konnte auch Kater ein Wort einflechten. »Ich verstehe selbst nicht, was hier vor sich geht. Ich habe deutlich etwas gefühlt, aber jetzt ist da nichts mehr. Überhaupt nichts. Ich frage mich ja auch schon, was ich heute früh eigentlich gewittert habe.«
    Kater machte ein verlegenes Gesicht.
    »Spüren Miralissa und Egrassa denn nichts?«, wollte Mumr von Alistan wissen.
    »Nein. Nichts.«
    »Dann haben wir wohl noch mal Glück gehabt«, stieß Schandmaul erleichtert aus.
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen«, warnte ihn Kli-Kli. »Du denkst, es ist vorbei – und dann schlägt es plötzlich doch los!«
    »Was unkst du da, du grünes Wunder?«, fuhr Met den Kobold verärgert an. »Es ist vorbei – etwas anderes wollen wir uns gar nicht ausmalen.«
    »Selbstredend bin ich zuversichtlich, aber Garretts Gesellschaft hat in mir den Samen des Schwarzsehens gepflanzt.«
    Kli-Kli warf mir einen beredten Blick zu. Ich blickte nicht minder beredt zurück und gelobte mir, ihm noch manche Freude zu bereiten, wenn er nicht endlich die Klappe hielt. Der Narr kicherte bloß.
    Übrigens ist der Blick eines Kobolds zehnmal schärfer als der eines Menschen. Und das, was mich nur ein grauer Schatten zu sein dünkte, der in Regen und Rauch lag, konnte Kli-Kli schon erkennen. Er schrie verwundert auf, schlug Fieder die Fersen in die Seiten und stürmte zu den Elfen vor.
    Unter den Hufen der Pferde knirschte es manchmal im Gras, als würden die Tiere auf eine Schneekruste treten. Ich saß ab, entdeckte aber nichts als Gras. Unter einem von Bienchens Hufen klemmte jedoch ein Stöckchen. Das hatte dieses Geräusch verursacht. Zehn Yard weiter lag noch ein kleines Stöckchen. Ein schwarzes, schwärzer als I’aljalaweide, ungleichmäßig und bucklig. Der Rest eines menschlichen Unterschenkelbeins.
    Ich erschauderte. Die Pferde liefen über Knochen. Wir trampelten also auf den Überresten unbekannter Toter herum.
    »Da küss ich doch die Bratpfanne!«, stieß Lämpler aus. »Hier hat es eine

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