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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Knochen nass zu werden. Nein, halt, wenn der Schamanenzauber sehr gut ist, gibt es ein regelrechtes Unwetter. Aber dieses Unwetter ist nicht auf ein bestimmtes Ziel gerichtet. Es würde also nicht gezielt versuchen, uns zu vernichten. Es wäre ein ganz gewöhnliches Unwetter, wie hundert andere vor ihm. Wenn jemand dabei zu Schaden käme, dann rein zufällig.«
    »Diese Vorträge kannst du an der Universität von Ranneng halten!«, knurrte Deler. »Was kann sich hinter diesen Wolken verbergen?«
    »Alle möglichen Zauber«, erklärte Miralissa. »Kein Magier in Siala, selbst der Unaussprechliche nicht, wäre in der Lage, durch die Gewitterwolken hindurch eine feindliche Magie zu erkennen, jedenfalls so lange nicht, bis er buchstäblich mit der Nase darauf stößt. Kater spürt, dass die Gewitterwolken auf Schamanismus zurückgehen, aber er kann beim besten Willen nicht sagen, was sich hinter ihnen verborgen hält. Möglicherweise haben die Schamanen mit den Wolken etwas getarnt, das die Magier des Ordens nicht sehen sollen.«
    »Wir sind Dutzende von Leagues von Awendum und dem Orden entfernt – seinetwegen hätten sich die Schamanen also nicht solche Mühe geben müssen«, brummte Arnch.
    »Das heißt nur, dass sie etwas verstecken, das über Dutzende von Leagues zu sehen ist«, wandte Kli-Kli ein.
    Abermals gab es ein Wetterleuchten. Dann donnerte es. Nun schon näher.
    »Genug palavert! Kater, wenn du bei dieser Gewitterfront etwas spürst, musst du uns in Sicherheit bringen! Gib deine Befehle!« Markhouse hatte nicht die Absicht, auf den Regen zu warten.
    Damit begann unser wahnsinniger Wettlauf gegen die Wolken.
    Kater trieb die Pferde tüchtig an, wir flohen vor der Gewitterfront genauso schnell wie aus Markstein. Der Donner rückte näher und näher. Der Wind nahm zu, drückte das hohe Gras zu Boden. Die Heuschrecken beendeten ihr Konzert, die Vögel verstummten. Die ganze Welt erstarrte in Erwartung des nahenden Gewitters, hoffte, es bringe Erleichterung und Abkühlung mit sich.
    Immer wieder drehte sich jemand um. Ich jedoch blickte starr geradeaus, denn ich hatte Angst, mich umzudrehen. Dafür gab es zwei Gründe: Bei einem derart irrsinnigen Ritt fürchtete ich, von Bienchen zu fallen, und als ich mich doch einmal umgesehen hatte, war ich so erschrocken, dass ich beinahe aufgeschrien hätte. Der schwarze Himmel, der uns auf den Fersen war, hätte genug Regen für hundert Welten mitgebracht. Wolken konnten nicht so tiefschwarz sein – falls die Götter sie nicht versehentlich in ein großes Tintenfass getaucht hatten.
    Selbst Aal erbleichte, und das war beispiellos.
    »Der Wind hat gedreht!«, schrie Kli-Kli. Die Kapuze des schwarzen Umhangs hatte er sich bereits über den Kopf gezogen. »Nach Osten!«
    Nun wandte ich mich doch um. Immerhin: Das Gewitter würde weiter östlich niedergehen, nicht direkt über uns. Die Ausläufer würden uns aber mit Sicherheit erwischen. Und der Himmel dürfte selbst da noch alle Schleusen öffnen.
    Die Wolken schoben sich vor die Sonne. Der Wind peitschte, trieb mir den Sand ins Gesicht, und ich musste mir die aus dem elfischen Drokr gefertigte Kapuze über den Kopf ziehen.
    Deler kniff die tränenden Augen zusammen und fluchte unablässig, bis ihm schließlich der Sand in den Mund geriet. Der Wind zerrte am Bart von Hallas und an den Mähnen unserer Pferde. Er luchste Mumr den Hut ab, dem nichts übrig blieb, als dem Wind dieses neue Spielzeug zu überlassen. Der Wind heulte wie tausend Dämonen, die Wolken rasten wie eine Herde wahnsinniger Kühe auf uns zu. Die brillantenen Blitze verschmolzen zu einem einzigen Wetterleuchten, funkelten über den ganzen Horizont, erhellten die düstere Heide. Der Regen hatte noch nicht eingesetzt, aber bald, sehr bald würde er dem Donnern und den Blitzen folgen und auf die Erde niederprasseln, die in ungeduldiger Erwartung austrocknete.
    »Wie das donnert!«, schrie der Narr.
    Tatsächlich. Der Himmel barst förmlich unter dem Zorn der Götter, die Pferde wieherten verängstigt.
    »Vorwärts!«, schrie Kater.
    Da legte sich der Wind, keifte nicht mehr grimmig, brannte uns nicht mehr in den Augen, und wir konnten wieder ungehindert sehen. Der magische Wind wich einem natürlichen, der die dicken Wolken tief in die Heide hineintrieb.
    Eine niedrig hängende Wolke ballte sich und kam auf uns zu, fauchte den alten Hirten Wind an, drohte ihm mit einem Blitz, schickte ihm einen Donnerschlag entgegen. Doch der Wind stieß sie nur lachend

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