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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Stuhl herumrutschenden Lehrling hinüber und lächelte Gosmo an. Dieses Lächeln ließ ihn zusammenfahren, als sitze nicht der gute alte Garrett vor ihm, sondern der Oger mit den fürchterlichsten Zähnen ganz Sialas.
    »Was willst du von mir?«, fragte ich nun doch. »Du lädst mich zu einem Bier ein, noch dazu zu deinem besten. Warum?«
    »Also, Garrett«, fing Gosmo nervös an, »ich will mich entschuldigen, es tut mir sehr leid, glaub mir, und wenn ich das gewusst hätte, ich hätte nie im Leben …«
    »Spielst du auf den Garrinch im Palast von Herzog Pathy an?«, fiel ich ihm ins Wort, indem ich mich dumm stellte und den Zwischenfall mit Lonton ebenso überging wie die Tatsache, dass ich den Auftraggeber inzwischen persönlich kannte.
    Darüber würde ich mich ein anderes Mal mit ihm unterhalten.
    »Der Garrinch? Äh … ja. Ja, genau, den mein ich«, brachte Gosmo erstaunt hervor und ließ sich erleichtert auf einen Stuhl fallen, da er begriffen hatte, dass ich hier keinen Krieg anzetteln würde, dass kein Blut fließen dürfte. »Ich wollte einfach, dass du weißt, dass ich keine Ahnung davon hatte.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken, Gosmo!«, gab ich mich großmütig. »Warum so nervös? Ist doch nichts Schlimmes passiert, oder? Wir alle sind gesund und munter. Aber ich habe noch etwas zu erledigen, deshalb werden mein Begleiter und ich dich jetzt wieder verlassen.«
    »Heißt das, die Entschuldigung ist angenommen?«, wollte Gosmo wissen.
    Ihm schien der gesamte Sam-da-Mort vom Herzen zu fallen. Seltsam! Der alte Gosmo litt doch sonst nicht unter einem Gewissen! Und die Tatsache, dass er mir nicht verraten hatte, dass der Auftraggeber der König war, hätte ihn ebenfalls nicht so nervös machen dürfen. Schließlich ist es Gosmos gutes Recht, den Namen des Auftraggebers für sich zu behalten.
    »Vergiss es!« Dann drehte ich mich dem Jungen zu. »Gehen wir!« Damit verließen wir die Schenke.
    »Was wollte dieser Herr von Euch?«, fragte der Lehrling, nachdem wir einige Minuten schweigend gegangen waren.
    »Hast du eigentlich einen Namen?«, gab ich zurück.
    »Roderick«, antwortete er.
    »Also, Roderick, ist es noch weit? Ich hab nämlich noch Wichtigeres zu erledigen, als irgendwelche Erzmagier aufzusuchen.«
    »Mein Lehrer ist nicht irgendwer!«, empörte sich Roderick und wollte schon weiterpoltern, erinnerte sich jedoch meiner Armbrust und brummte bloß: »Wir sind fast da. Nur noch durch diese Gasse.«
    »Willst du mir weismachen, Arziwus warte hier im Hafenviertel auf mich?« Fassungslos wie ich war, blieb ich sogar stehen. »Dass seine Magierschaft beschlossen hat, diesem Teil Awendums einen Besuch abzustatten?«
    Roderick schnaubte und bedachte mich mit einem Blick, in dem ich deutlich las, was er von meinem Denkvermögen hielt.
    »Mein Lehrer hielt es für geraten, seine Bekanntschaft mit Euch nicht der ganzen Stadt kundzutun, vor allem angesichts der Angelegenheit, mit der Ihr betraut seid. Deshalb wartet hier eine Kutsche auf Euch.«
    Arziwus bewies Verstand. Ich meinerseits konnte nämlich ebenfalls gut auf solche Gerüchte verzichten, dass Garrett der Schatten etwas mit dem Orden zu schaffen habe.
    »Und du bist sicher, dass wir da durch müssen?«, fragte ich den jungen Magier noch einmal und wies mit dem Finger in Richtung der stinkenden, halbdunklen Gasse. »Da durch, zur Straße der Äpfel?«
    »Ja.«
    Ich zuckte die Achseln, bedeutete Roderick mit einem Nicken vorzugehen und zog die Armbrust unter meinem Umhang hervor. Was sollte ich bloß von diesem Grünschnabel halten, der rein gar nichts von den Gebräuchen im Hafenviertel wusste? In solch schummrigen und miefenden Gassen sterben mehr Menschen als in den Schlachten, die wir uns an den Grenzen mit den Orks oder den Miranuächern liefern. In dieser trügerischen Stille können sich Monster aufhalten, die mit ihren Zähnen alles zerfetzen, was ihnen begegnet. Immerhin lag die Gasse verlassen da, bis zum Ausgang zur Straße der Äpfel blieben nur rund zwanzig Yard. Ich entspannte mich. Daraufhin beschloss jener Jemand, der irgendwo im Himmel für mein Glück verantwortlich ist, prompt, es zu vertreiben. Das Glück des armen Garrett, des anständigsten und umgänglichsten Burschen in ganz Vagliostrien, schlug verängstigt mit den Flügeln, hob sich in die wolkenlose Höhe und ließ mich mit Roderick allein zurück – Auge in Auge mit fünf nicht gerade freundlich gesonnenen Langfingern. Drei von ihnen versperrten uns den Zugang zur

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