Schattenwanderer
erledigen.« Ich erhob mich und griff nach meinem Umhang.
»Arbeitest du immer noch mit deinem Spielzeug?« For deutete mit dem Kopf auf meinen Umhang, in den die Armbrust gewickelt war.
»Warum nicht?«
»Dann kauf dir in einem magischen Laden ein paar Feuerbolzen. Die können dich vor den Zombies retten.«
»Mach ich.«
»Wann willst du es versuchen?«
»Heute Nacht.«
»Heute? Hast du Arziwus nicht gesagt, du würdest erst in drei Tagen gehen?«, wunderte sich der Priester.
»Darf ich es mir etwa nicht anders überlegen?«, murmelte ich auf dem Weg zur Tür. »Wir sehen uns, For.«
»Viel Glück, mein Junge. Du wirst es brauchen«, wünschte mir mein alter Lehrer. »Ich werde mir mal was für deinen Dämon einfallen lassen.«
Es dämmerte bereits, doch ich musste unbedingt noch ins Viertel der Magier. Andernfalls hätte ich den Wesen, die hinter der magischen Mauer lebten, mit bloßen Händen gegenübertreten müssen.
Kapitel 8
Zu viele Dämonen
Der Bogengang, in dem mich vorhin der kluge Wuchjazz abgepasst hatte, empfing mich mit erstaunlich undurchdringlichem Halbdunkel. Ich zögerte kurz, bevor ich ihn betrat. Ich verspürte nicht den geringsten Wunsch, einem hungrigen Dämon zu begegnen, aber ich musste da nun einmal durch. Und ich musste mich davon überzeugen, dass mir eine solche Schweinerei nicht zweimal hintereinander an ein und demselben Ort widerfuhr. Deshalb scherte ich mich nicht länger um meine weichen Knie, sondern atmete tief ein und betrat den Gang.
Die Schweinerei passierte, sobald ich den halben Weg hinter mich gebracht hatte. Erneut wuchsen aus der Mauer die Pfoten des Dämons, die mich fest bei den Schultern packten.
»Hör zu, Wuchjazz, wie oft willst du dieses Spielchen …«, setzte ich schon wütend an, verstummte jedoch, sobald ich mir meinen Angreifer genauer besah.
Das war nicht Wuchjazz! Der Dämon, der mich da gepackt hielt, erinnerte nur entfernt an meinen Freund, den klugen Heraussauger des Marks. Er war nicht grau, sondern schwarz mit himbeerroten Sprenkeln. Er wirkte etwas kleiner als Wuchjazz, aber der Hammelkopf mit den riesigen Hörnern, den Hauern und den glühenden, smaragdgrünen Augen nahm ihm jede Milde oder Gutherzigkeit.
»Sei gegrüßt.« Ich beschloss, nach dem bereits erprobten Schema vorzugehen. Ein höflicher Umgang mit diesen Wesen hat noch niemandem geschadet. »Ich bin Garrett. Und du?«
»Schnauze!«, zischte der Dämon und bleckte, die Oberlippe kräuselnd, die Zähne.
Ich hielt es für geraten, seiner Aufforderung nachzukommen.
»Wo ist er? Bist du taub? Wo ist er?!« Der Dämon schüttelte mich nicht gerade herzlich. Genauso wie Wuchjazz.
»Wer ist er?«, fragte ich, während ich innerlich alle Dämonen des Dunkels für ihre Unfähigkeit verfluchte, sich klar auszudrücken. Sollte ich nun die Schnauze halten? Oder ihm auf seine bescheuerten Fragen antworten?
»Wuchjazz natürlich! Dieser dämliche Dämon! Und mach mir nichts vor, ich weiß genau, dass du Wuchjazz kennst, ich habe gehört, wie du seinen Namen genannt hast!«
Diesmal war mir das Schicksal nicht hold. Dieser Dämon war um einiges klüger als Wuchjazz.
»Bin ich etwa sein Aufpasser? Woher soll ich wissen, wo Wuchjazz ist!«
»Wo sollst du ihm das Pferd geben?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Dann krieg es raus! Und das Pferd gibst du mir! Klar?«
Was sollte daran nicht klar sein? Ich bin schnell von Begriff, vor allem, wenn ein Monster vor mir steht.
»Du bist also auch in dieser Welt geblieben? Wuchjazz hat gesagt …«
»Mein Herr Bruder ist so dumm wie ein hohler Schädel«, fiel mir der Dämon ins Wort und blies mir das unbeschreibliche Odeur einer Müllhalde ins Gesicht, in der mindestens vierzigtausend krepierte Katzen vor sich hingammeln. »Ich werde es nicht zulassen, dass er die Macht über die Dämonen an sich reißt. Hast du das Pferd schon gefunden?«
»Nein.«
»Dann such schneller, sonst saug ich dir das Mark aus den Knochen.« Das musste Familientradition bei denen sein. »Jetzt lass ich dich gehen, Menschlein, aber wage es ja nicht, mich zu täuschen. Bring mir das Pferd, sonst bleiben nur ein paar Knöchelchen von dir übrig.«
»Und wenn mich Wuchjazz vorher schnappt?«, gab ich zu bedenken. »Meinst du nicht auch, er würde mir das Pferd dann einfach abknöpfen?«
»Hmm …« Während der Dämon nachdachte, verschleierten sich seine smaragdgrünen Augen. »Ruf mich, wenn du das Pferd hast, dann komme ich.«
Mit diesen Worten ließ er von
Weitere Kostenlose Bücher