Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
Vom Netzwerk:
Gerüchte.«
    »Gerüchte!« Ich schnaubte. »Was für Gerüchte?«
    »Die einen sagen, dass du dich mit Markun angelegt hast und das Ganze früher oder später ein böses Ende nehmen wird. Noch weiß niemand, für wen von euch beiden, aber die Wetten laufen schon.«
    »Ach ja?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe, du hast dein Gold auf den Richtigen gesetzt?«, bemerkte ich grinsend.
    »Selbstverständlich! Andere behaupten, Frago Lonton habe dich in die Grauen Steine verfrachtet, wieder andere, die Doralisser suchen vehement nach einem gewissen Garrett. Wie sieht es aus, mein Junge? Sind das nur Gerüchte oder bist du in irgendeine schlimme Geschichte hineingeraten?« Aufmerksam musterte mich For, während er weiter an einem Hühnerbein nagte.
    »Die Gerüchte sind nicht ganz haltlos«, tastete ich mich langsam vor. »Die ganze Welt hat irgendwie den Verstand verloren, For.«
    »Sagoth schütze deine verirrte Seele«, sagte der Priester seufzend und legte das entfleischte Bein des armen Vogels beiseite. »Die Welt steht vor einem großen Krieg, Garrett, und da erlaubst du dir solche Geschichten. Wenn das, was ich gehört habe, der Wahrheit entspricht, dann solltest du lieber von hier verschwinden. Geh ins Tiefland. Obwohl ich nicht glaube, dass es da ruhig ist. Der Unaussprechliche – das ist doch nur der Anfang, das verraten mir meine alten Knochen. Er ist bloß der Auslöser, die Lunte, wie die Gnome sagen, die das Fass mit dem Pulver in die Luft jagt. Und wenn das passiert, was meinst du, wie unsere zarte Welt dann auseinanderfliegt. Die Orks wittern die Freiheit, Miranuäch ist nicht mehr zu halten, Garrak geht dem Imperium an die Gurgel, die Zwerge ziehen gegen die Gnome und umgekehrt. Wir werden in Blut ertrinken, merk dir meine Worte.«
    »Glaubst du?«
    »Garrett, mein Junge, du bist ein gebildeter Mann, dafür habe ich schließlich die besten Jahre meines Lebens geopfert. Du weißt nicht weniger als jeder Adlige. Wie viele Bücher aus meiner Bibliothek hast du gelesen? Und jetzt legst du den Verstand eines Fünfjährigen an den Tag! Es wird Krieg geben, merk dir das! Er lässt sich gar nicht mehr vermeiden. Es sei denn, es geschähe ein kleines Wunder.«
    »Alles, was geschieht, ist Sagoths Wille«, bemerkte ich mürrisch, während ich den Kelch mit Wein in meinen Fingern drehte.
    »So ist es«, bestätigte For und biss ein ordentliches Stück von einem rötlichen Küchlein ab. »Was hat dich also zu mir geführt?«, fragte er, nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hatte.
    »Was heißt das? Kann ich nicht einmal mehr meinen Lehrer besuchen?« Ich war aufrichtig verletzt und blickte finster drein.
    »Nicht in Zeiten, in denen es klüger wäre, von der Bildfläche zu verschwinden. Obwohl du immer stur warst und kein Risiko gescheut hast.« For breitete gottergeben die Arme aus. »Du willst also nichts von mir?«
    »Doch«, gestand ich seufzend.
    »Aha!«, triumphierte er. »Was es zu beweisen galt! Ich für meinen Teil kann immer noch logisch denken! Was führt dich also zu mir altem Fettwanst?«
    »Ich brauche für ein paar Nächte eine Unterkunft, bis ich aufbreche, um einen Kontrakt zu erfüllen.«
    »Wir haben noch freie Zellen, deiner Karriere als Priester steht folglich nichts im Wege!«, lachte der ehemalige Dieb, während er uns erneut Wein einschenkte. »Aber halt! Was für einen Kontrakt? Oder hab ich mich da verhört?«
    »Nein.«
    »Ist dir jetzt auch noch dein letztes bisschen Hirn abhanden gekommen, Garrett?! Was für einen Kontrakt?! Du riskierst hier Kopf und Kragen – und jagst dem Geld nach?! Wirklich, das ist jenseits von Gut und Böse!«
    »Ich habe mich keineswegs um diesen Kontrakt gerissen! Der wurde mir aufgezwungen!«, polterte ich.
    For sah mich aufmerksam an und schenkte mit einem weiteren Seufzer das bereits geleerte Glas voll. »Erzähl!«
    Also erzählte ich. Ich fing mit der vermaledeiten Nacht an, als ich – verflucht sei das Dunkel – dem Palast von Herzog Pathy einen Besuch abgestattet hatte. For hörte schweigend zu, bearbeitete seine Unterlippe und kratzte hin und wieder mit der Gabel über den Holztisch, als notiere er sich dort etwas. Nur einmal unterbrach er mich, erkundigte sich genauer nach Bleichling und schüttelte mit finster zusammengezogenen Brauen den Kopf. »Den kenne ich nicht. Seltsam. Sehr seltsam. Woher kommt der denn plötzlich?«
    Meine Geschichte beanspruchte geraume Zeit. Und als ich endete, war mein Mund völlig ausgetrocknet. For schenkte mir Wein nach, ich

Weitere Kostenlose Bücher