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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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lotste. »Ich beziehe meine Waren nur von den besten Magiern. Und viele Stücke kommen aus fernen Landen.«
    Was wahr ist, ist wahr. Meister Honhel war einer der wenigen Zwerge, die in Vagliostrien geblieben und nicht in ihr Gebirge gezogen waren, nachdem der König mit den Gnomen den Vertrag über den Ankauf von Kanonen geschlossen hatte. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis die Zwerge diese Kränkung überwunden haben werden und nach Vagliostrien zurückkommen, aber solche wie der gute Meister Honhel können in dieser Zeit ein ordentliches Vermögen anhäufen.
    »Was braucht Ihr, Meister Garrett? Das Übliche … oder darf es dieses Mal etwas Außergewöhnliches sein?«
    »Das eine ebenso wie das andere«, antwortete ich, während ich dem Zwerg an den Tisch mit den unzähligen Kisten und Kästchen, Beuteln und Täschchen folgte.
    Wir setzten uns, und es begann das unvermeidliche Gefeilsche, das ich persönlich nicht ausstehen kann – denn es ist wesentlich schwieriger, mit einem Zwerg zu feilschen, als ein H’san’kor umzubringen.
    »Drückt Euch etwas genauer aus, schließlich ist es schon spät«, verlangte Honhel, der sich den Anschein gab, ungeheuer beschäftigt zu sein.
    Dabei hätte man ihn in dieser Sekunde nicht mit allen Schätzen der Drachen von mir wegbekommen.
    »Fünfundzwanzig Feuerbolzen und hundert gängige Bolzen.«
    »Oho!« Der Zwerg pfiff und machte große Augen. »Wollt Ihr die Gnome aus den Stählernen Schächten vertreiben?«
    Ich schwieg, Honhel erwartete aber auch gar keine Antwort. Er wusste, wer ich war, womit ich mein Brot verdiente und welche Art von Waren ich für meine Arbeit benötigte.
    »Gut. Was noch?«, wollte er wissen.
    »Ein paar ›Feuer‹, außerdem ein Seil, zehn Yard.«
    »Und welches?«
    »Elfenseil.«
    »Wo soll ich das denn herkriegen?« Honhel klang empört. »Als ob diese Fangzähne einem je was liefern würden!«
    »Aber, aber, Meister Honhel, Ihr seid schließlich kein einfacher Händler, kramt nur in Euern Körben und Beuteln, da werdet Ihr schon was finden.«
    »Das werd ich wohl«, erwiderte Honhel. »Ist das alles?«
    »Hättet Ihr denn noch etwas für mich?«, antwortete ich mit einer Frage.
    Der Zwerg dachte nach, das Kinn in die Faust gestützt, und grinste schließlich. »O ja, etwas, wie geschaffen für einen Kenner wie Euch, Meister Garrett.«
    Er verschwand unterm Tisch, hantierte am Schloss einer Tasche, hüstelte und tauchte mit einer Armbrust wieder auf. Unwillkürlich schnalzte ich begeistert mit der Zunge – womit ich den Preis schon um mindestens fünfzig Goldmünzen in die Höhe getrieben hatte.
    Das Stück war schwarz, apart und winzig. Sogar noch kleiner als meine bisherige Waffe, es passte in eine Hand. Die Konstruktion war außergewöhnlich, es handelte sich nämlich um einen Zwilling. Soweit ich es sehen konnte, lagen die beiden Armbrüste übereinander. Zuerst setzte man den unteren Bolzen ein, dann den oberen. Die Sehne wurde in beiden Fällen mit einem kurzen Hebel gespannt. Der glatte Griff war poliert, auf ihm saßen die Abzugshähne. Ein Traum von Waffe.
    »Ihr erlaubt, Meister Honhel?«
    Lächelnd reichte mir der Zwerg die Waffe sowie zwei Bolzen. Ich wog die Armbrust in der Hand. Sie war leicht. Nur halb so schwer wie meine. Ich legte den ersten Bolzen in einen besonderen Schlitz ein, dann den zweiten und spannte. Der Hebel war überraschend leichtgängig. Ein Klicken – und die Bolzen saßen! Die Zwerge verstanden wahrlich etwas von ihrem Handwerk, wenn sie sogar eine Möglichkeit gefunden hatten, das Spannen der Sehne zu vereinfachen!
    Ich hielt nach einem Ziel Ausschau, entdeckte dann auf einem Schrank einen alten, verstaubten Helm und bat Honhel mit einem Blick um Erlaubnis, zielte dann – und schoss. Nichts geschah.
    »Ihr müsst erst entsichern, Meister«, erklärte mir der Zwerg amüsiert. »Und visiert das Ziel mit diesem Pfeil an, er ist eigens dafür gedacht.«
    Ich ertastete den Hahn, um die Waffe zu entsichern, einen kleinen und fast unmerklichen Hebel, und betätigte den Abzug erneut.
    Ein Klacken! Der erste Bolzen schlug in den Helm ein, durchbohrte den Stahl und blieb im Visier stecken.
    Ein Klacken! Der Bruder des ersten Bolzens folgte. Diese Miniaturarmbrust ließ sich ungeheuer bequem handhaben. Wenn unsere Soldaten mit solchen Dingern ausgestattet wären, würden wir die Armeen Miranuächs dem Erdboden gleichmachen.
    Ich verliebte mich sofort in das kleine Wunderwerk und hatte nicht die Absicht, es wieder

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