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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Katze wittert. Einer von ihnen klapperte mit den Zähnen, gewann jedoch die Kontrolle über sich zurück. Vermutlich war das Snapper. Er war bekannt für seine Nervosität.
    Das Gespenst blieb einige Yard vor uns stehen, mitten auf der Straße der Magier, und drehte den halb durchscheinenden Kopf bald hierhin, bald dorthin.
    »Iiich gebe nicht auf. Iiich finde sie.« Es schwieg kurz, um schließlich äußerst verärgert zu verkünden: »Iiich finde sie.«
    Wir drei hielten die Luft an.
    »Aaaha! Daaa sind sie! Siiieee haben sich versteckt! Iiich weiß, dass ihr hier seid! Iiich finde euch!« Abermals hallte das Echo.
    Das Gespenst streckte den Stab vor und bewegte ihn wie ein Blinder hin und her, um sich langsam zu uns vorzutasten. In diesem Augenblick begriff ich, dass mich, wenn ich nichts unternahm, die Krebsschlitten holten. In zehn Sekunden würde der Stab gegen mich stoßen. Dann wäre ich ein toter Mann. Eine Möglichkeit zu entkommen gab es indes noch, und die wollte ich nutzen, so dumm sie auch war. Gleichzeitig würde ich mir damit die unliebsame Konkurrenz in den Personen Nachtigalls und Snappers vom Hals schaffen. Ich wartete, bis das Gespenst des Magiers so weit heran war, dass ich mich genau zwischen ihm und den Dieben befand. Dann fing ich zu handeln an. Ich trat aus dem Dunkel heraus, auf die vom Mond beschienene Straße. Hinter mir wurde ein Laut des Erstaunens ausgestoßen.
    »Feuer!«, schrie ich, warf mich aufs Pflaster und schützte den Kopf mit den Händen.
    Der Magier wirkte prompt einen Zauber, der in die Richtung zielte, aus der er meine Stimme vernommen hatte. Vielleicht war er ein Gespenst, aber seine Begabung hatte er nicht eingebüßt. Die Luft heulte, als etwas über mich hinwegflog und krachend irgendwo einschlug. Die Diebe, die nun leider das Pech hatten, dass sie der Zauber traf, schrien schmerzgepeinigt auf. Ich hatte die Flugbahn richtig berechnet. Der Schuss des Gespensts hatte gesessen. Was jetzt mit den Dienern des Herrn geschah, wollte ich lieber nicht wissen. Und ich sollte auch besser nicht weiter auf dem Pflaster herumliegen, unmittelbar vor den Füßen des Gespensts. Ich sprang auf, umrundete den brabbelnden Magier und rannte Haken schlagend wie ein wahnsinniger Hase über den Platz in die Richtung des Turms.
    Die Schreie der Diebe verstummten. Keine Ahnung, ob sie gestorben waren oder nur genügend Verstand besaßen, den Mund zu halten. Ich persönlich empfand kein Mitleid mit ihnen. Entweder machten sie mich kalt oder ich sie. Oder dieser Magier uns alle.
    Den ich im Übrigen nicht vergessen durfte. Das Murmeln hinter mir hatte geendet, die Luft heulte erneut. Als ich mich in Deckung brachte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie eine Nebelkugel mit einem qualmenden Schweif über den Platz flog, aufs Pflaster knallte, wie ein Ball wieder hochsprang, in ein weiter hinten gelegenes Haus einschlug und ein ordentliches Loch in die Mauer riss.
    Immer wieder änderte ich meine Bahn: nach vorn, ein Sprung, scharf nach links, nach vorn, ein Sprung, scharf nach rechts, ein Sprung, jähes Innehalten, scharf nach rechts, erneut nach vorn. Wie ein Floh in der Pfanne. Diese Taktik erwies sich als erstaunlich wirkungsvoll. Noch drei weitere Nebelkugeln sausten über den Platz und schlugen an der Stelle ein, an der ich mich kurz zuvor befunden hatte. Noch einmal musste ich mich völlig unelegant aufs Pflaster werfen, als die Kugel nämlich auf den Turm des Ordens traf, diesen jedoch nicht beschädigte, sondern von ihm abprallte, um direkt auf mich zuzuschießen. Zum Wegspringen blieb mir keine Zeit, ich ließ mich fallen und schnellte, sobald der magische Tod über mich hinweggeflogen war, wieder hoch, da der Turm nun zum Greifen nahe war. Das verfluchte Gespenst – sollen ihm die Gholen doch die Knochen abnagen! – jaulte irgendwo in der Straße der Magier auf. Während ich fieberhaft nach der Tür suchte, fiel Mondlicht auf mich, ich befand mich gewissermaßen auf dem Präsentierteller. Das Gespenst kam hurtig näher, vor Wut brüllend und in der festen Absicht, Garrett ein für alle Mal auszulöschen.
    Eine weitere Kugel traf den Turm, dicht über meinem Kopf, prallte jedoch genau wie ihre Vorgängerin ab. Der Turm musste selbst nach der Katastrophe noch Reste von Magie gespeichert haben, die verhinderten, dass die Nebelkugeln in ihn einschlugen und seine Mauern zerstörten. Sagoth sei Dank, da war endlich die Tür! Sie lag auf der Westseite. Eine riesige Tür. Massiv. Aus Bronze.

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