Schattenwandler 01. Jacob
hat das zu bedeuten?“
Die Dämonin lächelte. „Das rote Band gehört eigentlich nicht zu unserer Tradition. Ich hatte einfach das Gefühl, es sollte ein Zeichen dafür geben, dass du deine eigene Kultur mit in diese Verbindung einbringst und genau das gleiche Recht hast wie Jacob, sie an eure Kinder weiterzugeben.“
„Legna“, Isabella kicherte und warf ihr einen mahnenden Blick zu, „das ist total rebellisch und feministisch von dir.“
„Ich habe nie behauptet, dass ich eine altmodische Frau bin“, vertraute Legna ihr mit einem Augenzwinkern an. „Jetzt muss ich gehen und Jacob Bescheid sagen, dass du bereit bist und ihn erwartest.“ Sie beugte sich vor und gab Isabella einen liebevollen Kuss auf die Wange. „Viel Spaß. Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt.“
„Vielen Dank, Legna.“
Die Dämonin lächelte, dann wandte sie sich ab und lief davon. Kaum war sie außer Sicht, brach das Geräusch der knackenden Zweige unter ihren schnellen Schritten abrupt ab, und eine sanfte Brise trug den Geruch von Schwefel zu Isabella herüber.
Erleichtert, von Legnas empathischen Fähigkeiten befreit zu sein, lehnte sich Isabella gegen den großen Feldstein, der zwischen den hohen Pinien lag. Gedankenverloren spielte sie mit ihrem Kleid und mit den Bändern. Dann schlang sie die Arme um ihren Oberkörper, um sich warmzuhalten. Es war eine schrecklich kalte Nacht, und wenn es nicht erst Oktober gewesen wäre, hätte sie schwören können, dass es nach Schnee roch. Sie spielte mit ihrem Atem in der kalten Luft und produzierte verschiedene Wolken von unterschiedlichster Form und Größe.
„Verdammt, Jacob. Ich friere mir den Arsch ab.“
„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Allerdings habe ich mir gedacht, es ist besser, die letzten paar Meter zu Fuß zu gehen.“
Isabella wirbelte herum, und ihr Strahlen erhellte die silberne Nacht mehr als der vollste Mond. Sie sprang in seine Arme und saugte gierig seine Körperwärme und seine Liebe in sich auf.
„Ich sehe es schon genau vor mir. ‚Daddy, erzähl mir von deiner Hochzeit‘. ‚Na ja, Sohn‘“, sagte sie mit tiefer Stimme und machte seinen Akzent perfekt nach. „‚Die ersten Worte deiner Mutter waren: Ich friere mir den Arsch ab!‘“
„Sehr romantisch, findest du nicht?“, zog er sie auf. „Du glaubst also, unser erstes Kind wird ein Junge?“
„Ich bin mir zu fünfzig Prozent sicher“, erwiderte sie lachend.
„Eine weise Quote. Komm, kleine Blume, ich will dich heiraten, bevor diese Stunde zu Ende geht.“ Damit hob er sie hoch und zog sie an seine Brust. „Leider müssen wir diese kleine Wanderung auf die harte Tour hinter uns bringen.“
„Nach dem, was Legna mir gesagt hat, erwartet man das wohl von dir.“
„Ich kann dir versichern, dass so mancher Bräutigam da ein bisschen geschummelt hat.“ Er drückte ihr kaltes Gesicht in seine warme Halsbeuge.
„Die Gäste würden es merken. Zu Fuß dauert es länger, als wenn man fliegt …“
„Das ist wahr, kleine Blume. Aber in der Abgeschiedenheit des Waldes etwas Zeit totzuschlagen ist für einen Mann und eine Frau, die heiraten wollen, nicht besonders schwierig.“
„Jacob!“, keuchte sie lachend.
„Über ein paar Traditionen wird nicht unbedingt öffentlich geredet“, frotzelte er.
„Ihr seid wirklich unmöglich.“
„Mhm! Und wenn ich jetzt auf der Stelle zu Staub zerfallen würde, würdest du dann immer noch Nein sagen, wenn ich dich bäte … ein bisschen Zeit mit mir totzuschlagen?“
Ein Schauer überlief Isabella, aber das lag nicht an der Kälte, sondern an der Wärme seiner Stimme und daran, was er ihr vorschlug.
„Habe ich schon einmal Nein gesagt?“
„Nein, aber jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen, sonst kommen wir nämlich zu spät zu unserer eigenen Hochzeit“, lachte er leise.
„Wie wäre es mit Nein … aber nur für den Moment?“, fragte sie mit samtiger Stimme und presste ihre Lippen direkt unter seinem langen offenen Haar auf seinen Hals. Er fasste sie fester und zog sie noch enger an sich. Dann versuchte er sich darauf zu konzentrieren, wohin er seine Füße setzte.
„Wenn das deine Antwort ist, Bella, dann schlage ich vor, dass du aufhörst, mich mit deinem süßen kleinen Mund zu verführen, sonst landen wir beide noch im Dreck.“
„Okay“, stimmte sie zu und strich mit der Zunge über seinen Hals.
„Bella …“
„Jacob, ich möchte die ganze Nacht mit dir schlafen“, murmelte sie.
Jacob blieb
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