Schattenwandler 01. Jacob
Ehemann nur zu schüchtern ist, um sich zu übergeben. Du kannst also ganz beruhigt sein, er ist genauso nervös wie du.“
„Legna!“ Bella lachte. „Du bist ein Satansbraten!“ Sie wandte sich um und warf der Dämonin einen Blick zu, wobei sie bewunderte, wie hübsch sie in ihrem weichen weißen Chiffonkleid aussah. „Und woher willst du das wissen? Du stehst viel zu nah bei mir, um zu spüren, was er fühlt.“
„Als ich die Bänder geholt habe, saß er neben Noah und hatte den Kopf zwischen den Knien vergraben.“ Legna kicherte. „Ich habe noch nie erlebt, dass irgendetwas Jacob so durcheinandergebracht hat. Das war einfach irgendwie witzig.“
Isabella lächelte matt und rieb sich die schmerzende Stirn.
„Sag mal, Legna, wie filterst du das alles?“
„Was alles?“
„All diese Emotionen. Ich habe das Gefühl, ich spüre alles, was jeder in einem Radius von fünf Meilen um mich herum gerade empfindet.“
„Das ist reine Gewöhnung. Ich streiche all das unnütze Zeug und blocke ab, was mich ablenkt. Glaub mir, es hat mich einige Jahre gekostet, bis ich das hinbekommen habe. Soll ich dich ein bisschen allein lassen? Würde dir das helfen?“
„Nein, bitte! Du bist die Einzige, die im Moment verhindern kann, dass ich umkippe. Das alles … das alles wird irgendwie zu so einer Art Hintergrundmusik.“
„Ich finde es interessant, dass du meine Empathie spürst, ohne dass du dich anstrengen musst. Denn wenn du die Männer ihrer Kraft berauben willst, geht das nur, wenn du dich darauf konzentrierst.“
„Oder wenn ich in Panik gerate“, erinnerte Isabella sie trocken. „Aber du hast recht. Vielleicht liegt es daran, dass du eher etwas ausschaltest, als dass du etwas auslöst, genau wie ich. Jacob und Noah und die anderen Männer müssen sich darauf konzentrieren, ihre Kräfte einzusetzen, du musst dich darauf konzentrieren, es nicht zu tun.“
„Nicht bei allen. Für die Teleportation braucht man ein hohes Maß an Konzentration.“
„Na, das erklärt immerhin, warum ich noch hier sitze und nicht schon längst mit einem lauten Knall irgendwo in Peru aufgetaucht bin.“
Legna musste lachen und tätschelte Isabellas Kopf. Dann trat sie zurück. „So, jetzt bist du fertig“, meinte sie zufrieden. „Du siehst bezaubernd aus, Isabella.“
„Danke“, sagte Bella und betastete nervös ihr Haar, um die eingeflochtenen Bänder zu fühlen. „Und Legna … vielen Dank, dass du meine Trauzeugin bist. Das sollte zwar eigentlich Corinnes Aufgabe sein, aber sie ist noch sehr krank. Und außerdem bist du immer so freundlich und großzügig zu mir gewesen. Das bedeutet mir sehr viel.“
„Mir bedeutet es auch sehr viel“, entgegnete Legna und drückte Isabellas Hand. „Es ist mir eine Ehre, dass du mich für würdig befindest, den Platz deiner Schwester einzunehmen.“
„Oh, Legna, du bist mehr als würdig. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir so gute Freundinnen geworden sind. Ich hatte befürchtet, dass du dich, nach allem, was passiert ist, keine drei Meter mehr an mich heranwagen würdest.“
„Glaub mir, wenn ich dir ein paar von den Patzern erzähle, die mir als Halbstarke passiert sind, dann würdest du dich ausschütten vor Lachen.“ Sie lächelte warm und drückte noch einmal Isabellas Hand. „Genug. Bist du so weit?“
„Ja. Und jetzt sag mir noch mal, warum ich mir eigentlich hier mitten im Wald den Arsch abfriere?“
„Weil es Tradition ist. Dein Bräutigam muss dich finden und dann zum Altar tragen. Dass er dich sucht, ist ein Symbol für seinen Wunsch, dass nie wieder etwas zwischen euch kommen soll. Und dass er dich zum Altar bringt, steht für seine Pflicht, dir auf eurem gemeinsamen Weg über alle Hindernisse hinwegzuhelfen, damit ihr in Frieden und Freude zusammenleben könnt.“
„Das ist sehr romantisch“, sagte Isabella, „wenn auch ein bisschen chauvinistisch.“
„Überhaupt nicht! Es wird auch symbolisiert, dass man sich die Verantwortung teilt. Die Braut muss ihr Band um das Handgelenk ihres Gatten schlingen. Das weiße Band steht für Aufrichtigkeit, Liebe und Treue. Und indem der Bräutigam sich so fesseln lässt, verspricht er, ihr all das zu jeder Zeit entgegenzubringen, so wie sie es auch tut. Das schwarze Band ist ein Versprechen, dass beide alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um ihre Verbindung, ihre Kinder und das Fortbestehen unserer Kultur zu bewahren.“
„Aber du hast ein rotes Band an das Ende des schwarzen geknotet, Legna. Was
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