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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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gibt es kein Telefon“, erwiderte er.
    Dann kam er mit weit ausholenden Schritten auf sie zu, als würde ein Raubtier sich anschleichen, anmutig und berechnend, begleitet vom Spiel seiner Muskeln. Der große Raum wirkte mit einem Mal ganz klein. Seine dunklen Augen nahmen jede auch noch so kleine Bewegung wahr und blieben doch genau auf die Stelle geheftet, an der sie stand. Als Isabella bemerkte, dass diese unergründlichen schwarzen Augen auf sie allein gerichtet waren, und als sie das raue, besitzergreifende Verlangen dahinter spürte, das er nur mühsam im Zaum zu halten schien, schlug ihr Herz weiter so heftig, als wolle es ihr aus der Brust springen. Sie rang nach Atem, als er bei ihr war.
    Jacob stand so dicht vor ihr, dass ihre Schuhspitzen aneinanderstießen. Er zögerte kurz und suchte ihren Blick. Zufrieden las er in ihren Augen und strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange. Und Isabella spürte, wie sie vor Energie bebte. Er strich so zart über ihre Haut, als wäre es ihr eigenes Haar. Ehrfürchtig zog er die Linien ihres Gesichtes nach, sodass sich ihr vor Verlangen die Kehle zuschnürte.
    „Ich bringe dich zu einem Telefon. Du kannst auch nach Hause fahren, wenn du willst. Ich will nicht, dass du denkst, wir würden von dir erwarten, dass du dein eigenes Leben vernachlässigst.“
    Er meinte das absolut ernst, wusste Jacob, aber im nächsten Moment spürte er, dass er sie nicht aus den Augen lassen sollte. Er verstand dieses unwiderstehliche Bedürfnis nicht, sie in seiner Nähe zu haben, obwohl ihm doch genau bewusst war, wie gefährlich das sein konnte. Er war vollkommen besessen davon, sie zu berühren, selbst wenn es nur diese schlichte Berührung war, der er sich jetzt hingab, während er ihre elfengleichen Züge erforschte. Es gab ihm das Gefühl, irgendwie geerdet zu sein, eine große Erleichterung nach der bedrückenden Anspannung, unter der er litt, wenn sie nicht in seiner Nähe war.
    Er beobachtete sie ununterbrochen, Tag und Nacht, selbst wenn die Sonne ihren Tribut von ihm forderte und ihn zwang zu schlafen. Er war erschöpft, und doch war er wieder hier. Mitten am Tag saß er in einem schattigen Winkel über der Bibliothek, damit er Bellas Bewegungen unter sich spüren und dem sanften Plätschern ihrer Gedanken lauschen konnte, während sie alles, was sie an Wissenswertem fand, in sich aufnahm und verarbeitete.
    „ Wir werden dich zu einem Telefon bringen, Isabella.“ Legna, die aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, korrigierte Jacob sanft. Isabella spürte, wie seine Haare sich aufrichteten, ein Gefühl von prickelndem Unbehagen, das ihr über den Nacken lief. Er trat langsam einen Schritt zurück, um ihr Raum zum Atmen zu lassen, aber irgendwie blieb ihr die Luft in der Kehle stecken, als er sich zurückzog. Sie schüttelte den Kopf und sah von einem zum anderen. Legnas Haltung war so gelassen wie immer, obgleich es offensichtlich war, dass sie in ihrem Tagesschlaf gestört worden war. Auf Jacobs Gesicht dagegen tobte ein Sturm der Gefühle. Er hatte die Stirn gerunzelt, und seine schwarzbraunen Augen funkelten fast feindselig. Isabellas Brust prickelte vom Ansturm seiner Gefühle, die in ihrem Kopf zu explodieren schienen wie ein Feuerwerk.
    „Danke, aber ich bin mir sicher, das schaffe ich auch allein“, widersprach Isabella. Sie war bestürzt, dass Legna in ihrer Ruhe gestört worden war und dass Jacob einfach durcheinander war. Sie wollte nur, dass alle gelassen blieben und ihrer normalen Beschäftigung nachgehen konnten.
    „Isabella“, fuhr Legna mit der sanften, einfühlsamen Stimme einer Diplomatin fort, was ihre Rolle am Hof ihres Bruders war. „Obgleich wir deine Freiheit nicht beschneiden wollen, macht Noah der Gedanke, dass du unseren schützenden Kreis verlassen könntest, große Sorgen. Bitte denk daran, welchen Gefahren du dich vielleicht aussetzt. Bis wir herausgefunden haben, welche Bedeutung du für uns hast und welche Bedeutung wir für dich haben, wäre uns sehr viel wohler, wenn du hierbleiben oder wenn du dich zumindest von einem Dämon begleiten lassen würdest.“
    „Legna …“, sagte Jacob warnend, und der drohende Ton in seiner Stimme wurde von männlicher Autorität getragen. „Wir haben nicht das Recht, so etwas von ihr zu verlangen.“
    „Eigentlich“, meldete sich Isabella zu Wort und enthob damit den weiblichen Dämon einer Erwiderung, „hatte ich nicht vor, euch zu verlassen. Ich wollte bloß mit meiner Schwester sprechen, mich mal

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