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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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hatte es bloß auf sich mit ihr, fragte er sich, dass er immer durcheinanderkam? Sie reagierte nie so, wie er es nach der Logik erwartete, und doch wusste er, dass sie überaus intelligent war. Sie behandelte ihn stets mit kaum verhohlener Geringschätzung, obwohl sie niemand anderem gegenüber jemals ein böses Wort sagte. Seit ihrem Streit hatte er sich schon fast daran gewöhnt, aber diesmal war es anders, viel verzwickter als einfach Verärgerung. Gideon war seit Hunderten von Jahren auf kein wirkliches Rätsel mehr gestoßen. Vielleicht lag es daran, dass sie eine ungebrochene Faszination auf ihn ausübte, trotz ihrer ausgeprägten Verachtung für ihn.
    „Es ist nicht ungewöhnlich“, bemerkte sie schließlich, „wenn man im Leben ab und zu Phasen hat, wo man nicht schlafen kann. Das ist bestimmt nicht der Grund, warum du in mein Schlafgemach gestürmt kommst und deine selbstherrlichen Sorgen vor mir ausbreitest.“
    „Magdelegna, deine Feindseligkeit verwirrt mich immer wieder. Hat Lucas dir keinen Respekt vor den Älteren beigebracht?“
    Legna fuhr herum, und ihre Wut traf Gideon wie eine Brandungswelle.
    „Rede nie wieder so respektlos von Lucas, hast du mich verstanden, Gideon? Das lasse ich nicht zu!“ Sie trat direkt vor den Heiler, und er wich zurück vor der Wucht ihrer Gefühle. „Respekt vor den Älteren? Du meinst wohl Respekt vor den Besseren! Oder nicht? Soll ich mich vor dir verneigen wie die blutigen Anfänger früher? Vielleicht sollten wir ja wieder Konkubinen einführen. Dann hast du vielleicht das Vergnügen, dass ich vor dir auf die Knie fallen und deiner männlichen Herrlichkeit meinen Respekt bezeugen muss!“
    Gideon sah ihr zu, wie sie genau das tat. Ihr Umhang bauschte sich, als sie sich anmutig vor ihm auf die Knie sinken ließ, und zwar so dicht, dass ihre Knie seine Stiefelspitzen berührten. Sie breitete die Arme aus und neigte den Kopf, bis ihre Stirn das Leder der Stiefel streifte und ihr Haar um seine Knöchel spielte.
    Sprachlos starrte der Urälteste hinab auf ihren entblößten Nacken und auf die elegante Linie ihres Rückens. Er konnte nicht anders, er musste sich vor sie hinhocken. Mit den Händen fuhr er unter ihr kaffeebraunes Haar und berührte ihre geröteten Wangen. Die Hitze ihrer Wut erwärmte seine Handflächen, und er wusste, was sie fühlte, noch bevor sie das Gesicht zu ihm erhob.
    „Bist du jetzt zufrieden, Mylord?“, flüsterte sie erbittert, und ihre Augen blitzten wie stahlharte grüne Steine.
    Gideon musterte ihr Gesicht eindringlich. Sein Blick glitt über ihre hohen edlen Wangenknochen, über ihre vollen Lippen und über die großen anklagenden Augen unter den dichten Wimpern. Er fasste ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand, während er mit der anderen Hand über ihre vor Wut gerötete Wange fuhr.
    „Es gefällt dir wohl, dich über mich lustig zu machen“, murmelte er leise, und sein Atem strich über ihre Haut.
    „Und dir gefällt es, mich so herablassend zu behandeln.“ Ihr Atem ging in kurzen heftigen Stößen.
    Gideon nahm diese letzte giftige Attacke schweigend auf und blinzelte nur kurz mit seinen langen schwarzen Wimpern. Beide starrten einander in die Augen, und jeder schien darauf zu warten, dass der andere den Blick abwandte.
    „Du hast mir nie vergeben“, sagte er plötzlich leise.
    „Vergeben?“ Sie lachte bitter auf. „Gideon, du bist nicht wichtig genug, um meine Vergebung zu verdienen.“
    „Ist dein Ego so zerbrechlich, dass ein kleiner Kratzer irreparabel ist?“
    „Hör auf, mit mir zu reden wie mit einem launischen Kind!“, zischte Legna und warf ihren Kopf zurück, um sich von seinem Griff zu lösen, doch sein Griff war ziemlich fest. „Die Art, wie du mich behandelt hast, hat nicht bloß einen kleinen Kratzer hinterlassen. Das vergesse ich dir nie, und ich werde dir auch bestimmt nie vergeben!“
    Gideon fasste sie bei den Schultern, richtete sich auf und zog sie mit sich hoch. Er brachte sie absichtlich aus dem Gleichgewicht, sodass sie sich leicht an ihn lehnen musste, um nicht zu fallen. Ihre weiblichen Rundungen berührten kurz seinen harten Oberkörper. Der Urälteste spürte etwas, was er nicht sofort bestimmen konnte. Vor Verwirrung zogen sich seine silbernen Brauen kurz zusammen. Es war nur eine flüchtige Empfindung gewesen, und es lohnte sich nicht, sie weiter zu ergründen, also schob er sie beiseite und hielt die Geistdämonin auf Armeslänge von sich weg.
    „Legna, ich brauche dir

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