Schattenwandler 02. Gideon
dort fest mit der Kraft eines Schmetterlings, aber mit der Macht eines Titanen. Er stöhnte auf unter ihrer Berührung, aber er schmeckte sie auch, so warm und so süß wie von der Sonne gewärmter Blütennektar. Und er war nur eine Biene, die, getrieben von ihrem Instinkt, davon trank. Sie bewirkte, dass er hart wurde, wie flüssiges Metall, das man in Wasser taucht. Es war schon so lange her, seit er eine Frau begehrt hatte, der Heilige Mond sei verflucht. Sexuelle Bedürfnisse waren etwas rein Körperliches, eine physiologische Funktion, die er besser beherrschen konnte als jeder andere Dämon, denn die Kontrolle über den Körper war eine Fähigkeit, die er seit tausend Jahren geübt hatte. Doch das Verlangen nach Legna war etwas vollkommen anderes.
Für Legna spiegelte sich in Gideons Kuss erneut sein Charakter wider. Kühn, dreist und brutal ehrlich. Jede Faser seines Körpers strahlte seine Gier aus, und er presste seinen erregten Körper gegen ihre geschmeidige Gestalt. Er ließ sie seine Begierde spüren und den angenehm ziehenden Schmerz, als er seine Hüften an ihr rieb. Dann wurde sein Kuss weniger methodisch, weniger kontrolliert. Seine eigentliche Natur, die Natur des Dämons, kam ihm in den Weg. Sie spürte es, als er begann, sie mit wachsender Heftigkeit zu verschlingen. Mit der animalischen Wildheit, die ihnen allen eigen war. Und genau das wollte sie. Sie konnte seine Sanftheit nicht länger ertragen. In ihr brannte der Heilige Mond, flehte um mehr. Verlangte es.
Also spielte sie mit ihm, nutzte jede erdenkliche weibliche List. Sie stöhnte tief und kehlig in seinen Mund, ließ zu, dass ihre Gefühle sie überschwemmten, bis der Laut zu einem leisen Keuchen wurde. Sie fuhr mit den Händen über seine Brust hinauf zu seinen Schultern und vergrub die Finger in seinem silbernen Haar. Sie erwiderte seinen Kuss genauso entschieden, wie er ihn ihr gab, weigerte sich, der einzige Hafen für ihrer beider Zungen zu sein. Sie hielt seinen Hinterkopf, während sie tief in seinen Mund vordrang, um ihn noch besser zu schmecken.
Er reagierte sofort, seine Hände umfassten ihren Rücken, und er hob sie hoch und presste sie an sich. Ihre erregten Brüste wurde gegen seine harte Brust gedrückt, ihr flacher Bauch gegen die harten Muskeln seines Bauches. Ihre Hüften rieben sich aneinander, und sie spürte seine ungeduldig drängende harte Männlichkeit. Die Welt um sie begann sich zu drehen, und sie versank ganz in ihren Gefühlen. Und er küsste und küsste sie, brutal fast, als habe er gerade eine Wüste durchquert, in der es nie eine körperliche Berührung gegeben hatte und in der sie auf einmal seine einzige Oase geworden war. Legna ahnte nicht, wie treffend diese Metapher war, die ihr durch den Sinn ging.
Und genau in diesem Augenblick, unmittelbar nach diesem Gedanken, zog Gideon sich plötzlich abrupt zurück und stieß sie so hart von sich, dass sie fast zu Boden stürzte. Er hatte einen Fluch ausgestoßen, dessen genaue Bedeutung sie nicht ganz verstand, aber sie spürte, was er meinte. Sie war zu überrascht gewesen von dieser harten Unterbrechung, um sie zu verstehen. Völlig verwirrt versuchte sie zu erfassen, was er tat.
Er fluchte wieder, verurteilte sich, beschimpfte sie.
„Das ist Wahnsinn“, hatte er heiser hervorgestoßen und war sich mit den Händen durch das Haar gefahren, eine seltene Geste der Aufgewühltheit. „Du bist ein Kind! Ein Kind ! Ich bin stärker. Ich werde diesem lächerlichen Wahnsinn nicht nachgeben. Ich weigere mich!“
Und noch bevor sie den Satz ganz gehört hatte, floh er schon mit der übernatürlichen Schnelligkeit eines Wesens, das seinem Körper alles abverlangen konnte, was es wollte.
Sie war ratlos, verletzt und unsagbar gedemütigt zurückgeblieben. Langsam war sie zu Boden gesunken, so geschockt, dass sie nicht einmal weinen konnte, während seine Worte noch immer ihren weiblichen Stolz, ihr empfindliches Ego erschütterten. Und danach, gerade einmal ein Jahr später, hatte er eine Frau verfolgt, die gar nicht von seiner Gattung war. Und er hatte von dem ahnungslosen Wesen nur abgelassen, weil Jacob ihn davongeprügelt hatte.
Nein, Legna hatte ihm nie vergeben. Und bis zu diesem Augenblick hatte sie auch nie geweint über die Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte.
Gideon beobachtete sie genau. Er wusste, dass sie aufgewühlt war, aber er wusste nicht genau, was er weiter tun sollte. Er war nicht besonders begabt darin, mit den sensiblen Gefühlen einer
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