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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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wohl nicht zu erklären, welche Schwierigkeiten wir alle während des Heiligen Mondes durchzustehen haben. Besonders während des Mondes zu Samhain. Es lag nie in meiner Absicht, dich zu verletzen. Mein Mangel an Selbstbeherrschung in der Nacht damals hat mich sehr beunruhigt.“
    „Oh, da bin ich mir sicher“, zischte Legna und kämpfte gegen die Tränen an, die ihr plötzlich in die Augen schossen. „Es muss furchtbar gewesen sein für dich, als du gemerkt hat, dass du in deinem ehrwürdigen Alter durch den Kuss eines kleinen Kindes besudelt worden bist.“
    Legna entwand sich seinem Griff, drehte ihm den Rücken zu und presste die Hand auf ihre bebenden Lippen, um den Schmerzenslaut, der sich ihrer Brust entringen wollte, zu unterdrücken. Und sie spürte zutiefst beschämt, wie ihr die Tränen über die Wangen rannen.
    Sie hatten kaum über jene Nacht gesprochen, die gerade einmal neun Jahre zurücklag. Hauptsächlich weil Legna es nicht ertragen konnte, länger als fünf Minuten mit Gideon in einem Raum zu sein. Aber der wichtigste Grund für ihren lückenhaften Kontakt war, dass Gideon die letzten acht Jahre in selbst auferlegter Abgeschiedenheit gelebt hatte, aus Scham darüber, dass er eine menschliche Frau verfolgt und sich deswegen der erniedrigenden Bestrafung durch den Vollstrecker hatte unterziehen müssen. Der Zwischenfall mit der menschlichen Frau hatte sich während des Samhain nach dem Zerwürfnis zwischen Legna und Gideon ereignet. Für Legna hatte es alles nur noch schlimmer gemacht.
    Und sie erinnerte sich an diese Nacht, an den Mond, an den ganzen Zwischenfall so genau, als wenn es nur fünf Minuten her wäre.
    Sie hatte sich ruhelos gefühlt während dieses besonderen Mondes, fast so wie in letzter Zeit. Und wie erwartet, hatte die Heilige Nacht dieses Gefühl verstärkt. Unruhig war sie im Garten auf und ab gegangen, während unheimliche Wolkenfetzen vor dem Mond dahingezogen waren und sie ungeduldig darauf wartete, dass Noah von der Ratssitzung zurückkehrte. Sie hatte gehofft, dass er sie irgendwie ablenken könnte, damit sie nicht durchdrehte. Aber als sie durch den Irrgarten aus zu Figuren gestutzten Büschen streifte, war sie über Gideon gestolpert. Überrascht hatte sie feststellen müssen, dass sie ihn überhaupt nicht gespürt hatte. Darüber hinaus tagte der Rat, und Gideon gehörte zum Triumvirat, er war eine der drei mächtigsten Stimmen am Ratstisch.
    Er hatte dagestanden, das Gesicht dem Mond zugewandt, als wäre er ein Wolf, der gleich das Himmelsgestirn anheulen wollte. Sein muskulöser Körper war angespannt gewesen und bereit, auf alles zu reagieren, was ihm über den Weg lief. Legnas Sinne waren plötzlich zum Leben erwacht, und sie war überwältigt von den Emotionen, die der sonst so abgeklärte Urälteste auf einmal ausstrahlte. Sie spürte, dass er seine Gefühle kaum mehr unter Kontrolle hatte, und sein Verlangen fegte über sie hinweg wie eine gewaltige Woge und nahm ihr den Atem.
    Dann hatte Gideon sich umgedreht, doch die Bewegung war so schnell, dass sie es mit dem Blick kaum wahrnehmen konnte. Und plötzlich hatte sie sich ganz klein gefühlt vor seiner Präsenz, seiner Macht und vor seinem vor Leben strotzenden Körper. Es war aussichtslos, gegen so einen starken Einfluss ihre normalen Schutzmaßnahmen errichten zu wollen. Doch es war ohnehin schon viel zu spät. Seine reinen Emotionen hatten sie längst überrollt, und sie spiegelte sie in einer Weise wider, wie sie es selbst nicht für möglich gehalten hätte.
    „Magdelegna.“
    Er sprach ihren Namen mit einem drohenden Unterton aus, ja sie meinte sogar, ein unterschwelliges Knurren zu hören. Es entsprach Legnas Gefühl der Rastlosigkeit in dieser Nacht. Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, doch sie war sich nicht bewusst, wie einladend und sinnlich das war.
    Gideon spürte sofort, wie ihr Puls sich beschleunigte. Er sah, wie sich die Haut an ihren erogenen Zonen rötete, während sie furchtlos und mit offensichtlicher Neugier seine beeindruckende Gestalt mit den Augen verschlang.
    Sie war näher an ihn herangetreten, und ihm fiel auf, dass die schlanke weibliche Gestalt nur fünfzehn Zentimeter kleiner war als er. Und er wusste sofort, dass sie perfekt zu ihm passen würde, wenn er nur den kleinen Abstand, der noch zwischen ihnen bestand, überwinden könnte. Ihr Duft, eine Mischung aus süßen Gewürzen und dem Geruch ihrer Weiblichkeit, verdrängte die frische Herbstluft.
    Gideon war bezaubert

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