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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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willentlich als auch über die unwillkürlich gesteuerten. Ein weiterer Hinweis darauf, dass sie in ihren Fähigkeiten mehr einer Ältesten entsprach als nur einer Erwachsenen.
    Gideon fasste in ihr Haar und breitete es wie einen seidigen Fächer über ihre Schultern aus. Dann umfasste er ihren Nacken, diese warme schlanke Säule, und trat noch näher an sie heran. Er schloss die Augen. Das war nicht unbedingt nötig, aber es half ihm, sich zu konzentrieren. Dann ließ er seine Sinne in sie gleiten. Er begann bei ihrer Wirbelsäule und verteilte sich über ihr gesamtes Nervensystem.
    Er spürte die elektrische Resonanz, die sie durch seinen Körper funkte, und maß deren Intensität. Sie war ein wenig gestresst und daher hochsensibel gegenüber ihrer Umgebung, aber das war verständlich, wenn man bedachte, dass sie sehr aufgeregt war wegen der Untersuchung. Er glitt tiefer in ihre Nerven und Synapsen, maß die Botenstoffe, die für Schmerzen, für Reflexe und für jede sonstige Reizübertragung zuständig waren. Ohne darüber nachzudenken, legte er die Stirn an ihren Hinterkopf, und sein ruhiger gleichmäßiger Atem glitt über ihren Nacken und über ihre Schultern. Er spürte, wie sie innerlich erbebte, und die Resonanz durchflutete ihn und zwang ihn zu der gleichen Reaktion. Erstaunt öffnete Gideon die Augen. So etwas war ihm nicht mehr passiert, seit er erwachsen war. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, nicht auf die nervösen Impulse eines Patienten zu reagieren, den er untersuchte. Verwirrt zog er die Brauen zusammen, doch dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu und tauchte erneut tief in Legnas Nervenbahnen ein, wobei er diesmal zur zellularen Ebene vorstieß. Er untersuchte einen Nervenknoten nach dem anderen, vom Zytoplasmafortsatz bis zur DNA . Gleichzeitig fuhr er mit den Händen über ihre Schultern und umfasste ihre Oberarme. Als er ihr Schlüsselbein erreichte, spreizte er die Finger und tauchte tief ein in die Strukturen und Funktionen ihrer Lunge und ihres Herzens. Er fühlte, wie ihr Herz unsicher flatterte, doch dann begann es plötzlich schneller zu schlagen. Und wieder spürte Gideon den Sinneseindruck einer Rückblende, und sein eigenes Herz schlug schneller, um sich dem ihren in perfektem Gleichklang anzupassen. Der Heiler sog scharf die Luft ein, und er widerstand dem Drang, einen Schritt zurückzutreten, um sich diesen außergewöhnlichen Vorgängen zu entziehen. Es war nicht wirklich dramatisch. Nichts, was gefährlich werden konnte. Nur eine kleine Abweichung. Aber diese Abweichung wirkte sich auf andere Weise auf ihn aus. Legna begann schneller zu atmen, und unwillkürlich tat er es auch. Ihre Körpertemperatur stieg, und ihre Hitze breitete sich in kleinen Wirbeln auch in seinem Gewebe aus.
    Gideon trat unvermittelt einen Schritt zurück. All diese ungewohnten Reaktionen lenkten ihn so ab, dass er sich einen Moment Ruhe gönnen musste, um sich wieder konzentrieren zu können. Er sah hinunter auf seine Hände und bemerkte schockiert, dass sie zitterten.
    „Stimmt etwas nicht?“
    Schnell blickte er auf. Sie hatte sich umgedreht, um ihn anzusehen. Ihre Haut war gerötet, ein wunderschönes korallenrot wie der Anbruch der Morgendämmerung draußen vor ihrem Fenster. Sie war der Inbegriff weiblicher Schönheit. Das hatte er schon immer gefunden, aber in diesem Moment war da noch mehr, eine Tiefe, die ihm zuvor nicht bewusst gewesen war. Eine Art magnetische Anziehung, die in ihm zu singen schien und die seine Nerven vibrieren ließ.
    „Nein“, erwiderte er abwesend. „Ich weiß es nicht“, verbesserte er sich sofort und wich einen weiteren Schritt von ihr zurück.
    „Gideon, du beunruhigst mich“, sagte sie in sanftem Ton, der überhaupt nicht atemlos klang.
    „Das is t … keine Absicht, ich versichere es dir. Bis jetzt scheint alles in Ordnung zu sein. Ich habe bloß gerade mit der intensiveren Untersuchung angefangen.“
    „Warum hast du dann aufgehört?“
    Warum eigentlich? Er konnte ihr nur schwer erklären, was er selbst nicht verstand. Aber er war ein uraltes Mitglied dieser mächtigen Gattung, der einzige seiner Art. Ohne Frage konnte er diese geringfügigen Anomalien übergehen, bis er sie in seine endgültige Analyse mit einbeziehen würde. Doch jetzt war er sich noch sicherer, dass mit Legna mehr vor sich ging, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Die Lösung würde allerdings nicht so leicht zu finden sein, wie er ursprünglich gedacht hatte.
    „Ich habe

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