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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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als eine medizinische Begutachtung. Er betrachtete sie wahrscheinlich nur unter rein biologischen Gesichtspunkten, aus der Sicht eines Heilers, aber unter seinem quecksilberfarbenen Blick fühlte sie sich immer nackt.
    „Wenn ich deine Fragen beantworte“, lenkte sie schließlich ein, weil sie das dringende Bedürfnis hatte, ihn loszuwerden, „lässt du mich dann in Ruhe?“
    „Ich fürchte, das hängt von deinen Antworten ab, Legna.“
    „Aber du sicherst mir Vertraulichkeit zu?“, sagte sie beharrlich, und ihre Augen waren dunkel vor Misstrauen.
    „Ich dachte, wir hätten schon darüber gesprochen, dass ich mich streng an meine ethischen Vorgaben gebunden fühle.“
    „Du beantwortest meine Fragen nie direkt!“, fuhr sie ihn an. „Du drückst dich immer so unklar aus, und dann tust du etwas und kannst später deine Worte entsprechend passend machen, wie du es brauchst. Du bist zwar an die ethischen Grundsätze eines Heilers gebunden, Gideon, aber mir ist vollkommen klar, dass du auch an die ethischen Regeln des Rates gebunden bist. Falls es zu einem Konflikt kommt, wirst du die ethischen Grundsätze des Rates vor allem anderen beachten.“
    „Legna“, entgegnete Gideon mit tiefer und ruhiger Stimme, die eine unheimliche Ernsthaftigkeit ausstrahlte, und sie wurde ganz still. „Meine erste Sorge ist und war immer die Gesundheit derer, denen ich diene. Egal, um wen es sich handelt, egal, was ich tun muss, um mein Ziel einer Heilung zu erreichen.“ Er legte einen Finger unter ihr Kinn, damit sie ihr Gesicht hob und ihm in die Augen sah. „Falls du ein eindeutiges Versprechen brauchst, dass ich deine Worte vertraulich behandle, egal, was geschieht, dann hast du es hiermit. Niemand außer uns beiden wird erfahren, was du mir erzählst.“
    „Nicht einmal Noah?“, wollte sie wissen.
    „Sieh mich an, Legna. Sieh mich an mit all deiner Macht, und du wirst erkennen, dass ich nicht lüge oder dich täusche. Ich werde mit niemandem über dich sprechen. Nicht mit Noah, nicht mit Jacob oder mit sonst irgendjemandem. Nicht ohne deine Erlaubnis. Ich schwöre es dir, Legna, ich werde genauso wenig mit irgendjemandem darüber sprechen, wie ich darüber gesprochen habe, was in der Nacht damals zwischen uns vorgefallen ist.“ Er spürte ihre Überraschung. „Egal, was du von mir denkst“, fuhr er fort, „ich habe in meinem langen Leben noch niemals mein Wort gebrochen.“
    Sie glaubte ihm. Nicht nur, weil er sich ihren Sinnen geöffnet hatte, sie eingeladen hatte, nach möglichen versteckten Motiven zu suchen, sondern weil sie aufrichtige Sorge um ihr Wohlergehen in seinen silbernen Augen las. Die Art, wie er mit seinen Fingerspitzen über ihre Wange strich, zeugte von echter Fürsorge.
    Legna wandte den Blick von seinen durchdringenden Augen ab; sie fühlte sich plötzlich erschöpft, was nach so vielen Tagen ohne Schlaf wohl auch kein Wunder war.
    „Also gut“, gab sie schließlich nach.
    Gideon ließ sie los, trat einen Schritt zurück, sodass sie durchatmen und sich entspannen konnte.
    „Ich sehe mich genötigt, dich zu warnen, dass ich sehr direkt bin“, sagte er leise. „Ich habe gehört, dass du Isabella so etwas Ähnliches erklärt hast, aber in Anbetracht deiner Launen mir gegenüber habe ich das Gefühl, ich sollte dich daran erinnern, damit du dich nicht wieder von mir beleidigt fühlst.“
    „Bitte!“ Sie lachte kurz auf und verdrehte die Augen. „Ich glaube kaum, dass es noch schlimmer werden kann.“
    Gideon stimmte darin nicht mit ihr überein, aber er nahm ihre Bemerkung als Einverständnis.
    „Mir ist aufgefallen, dass du versuchst, zu verbergen, wie umfangreich deine Fähigkeiten wirklich sind“, sagte er. „Warum?“
    „Weil ic h … “ Nervös sog Legna ihre Unterlippe zwischen die Zähne. „Ich glaube, es ist nicht normal für einen erwachsenen Geistdämon, dass er bereits so hoch entwickelte Fähigkeiten hat. Ich bin noch gut fünfzig Jahre davon entfernt, bis ich halbwegs eine Älteste werde, und doch habe ich bemerkt, dass einige meiner Kräfte schon sehr weit entwickelt sind.“ Abwesend fuhr sie sich mit den Händen durch ihr schweres Haar. „Ich möchte einfach keine Aufmerksamkeit erregen oder Neugier wecken.“
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass du dich teleportieren kannst, ohne Rauch oder den Geruch nach Schwefel zu hinterlassen, wie ein Ältester es kann?“
    „Ja. Woher weißt du das?“
    „Weil du offenbar große Konzentration brauchst, um diese Spuren zu

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