Schattenwandler 02. Gideon
einen Moment gebraucht, um mich wieder zu konzentrieren“, erklärte er schließlich. „Ich bin bereit weiterzumachen.“
„Okay“, erwiderte sie vorsichtig, und es klang, als habe seine Erklärung sie nicht vollkommen überzeugt. Trotzdem wollte sie sich gehorsam wieder umdrehen.
„Nein.“ Er hielt sie fest, eine Hand auf ihrer Schulter. „Bleib so stehen, mit dem Gesicht zu mir.“
Sie folgte seiner Anweisung und warf ihr Haar zurück, damit er es nicht nach hinten streichen musste. Diesmal schloss sie nicht die Augen, sondern beobachtete ihn genau. Er krümmte seine Finger und streckte die Hände wieder nach ihr aus. Seine Handflächen glitten über die Seide ihres Kleides und über ihre Hüften. Nach menschlichen Maßstäben war Legna nicht dünn. Sie war von stolzer Größe und hatte überaus weibliche Rundungen. Sie war fit, gerade so muskulös, dass sie ziemlich stark war und trotzdem weiblich geformt. Menschen, die weiblichen Dämonen begegneten, ohne zu wissen, dass diese einer anderen Spezies angehörten, bezeichneten sie oft als Göttinnen oder Amazonen. Gideon konnte sehr gut verstehen, warum. Legna würde jedes weibliche Wesen jeder Gattung in den Schatten stellen.
Er bemerkte, dass er sich ablenken ließ, und schüttelte leicht den Kopf, um sich wieder zu konzentrieren. Mit den Augen verfolgte er seine Hände, die von Legnas Hüften über ihre schmale Taille bis zu ihrem Brustkorb hinaufglitten. Sofort sah er ihre inneren Organe vor sich. Er scannte sie gründlich, fand sie aber gesund und sauber wie bei jedem Dämon in ihrem Alter. Ihre Fähigkeiten waren offensichtlich schon sehr weit fortentwickelt, doch das galt nicht für ihren Körper. Es gab eine Anomalie bei manchen Dämonen, die dazu führte, dass sie schneller alterten. Gideon war froh, dass dies auf Legna nicht zutraf. Es war eine der wenigen Krankheiten, die einen Dämon töten konnten. Die Heiler waren bisher nicht in der Lage gewesen, die Ursache zu finden. Allerdings war in den letzten einhundertdrei Jahren glücklicherweise kein einziger Fall aufgetreten.
Er ließ seine Hände wieder an ihrem Körper hinuntergleiten und trat näher an Legna heran, während er seine Finger auf ihren Hüften spreizte. Legna schnappte leise nach Luft, und ihr Körper zuckte unvermittelt. Instinktiv hielt Gideon sie fest, da er den intensiven Kontakt mit ihr nicht unterbrechen wollte.
„Halt still“, murmelte er.
„Verzeih mi r … “, erwiderte sie, doch ihm entging nicht die Unsicherheit in ihrer Stimme.
Schnell überprüfte Gideon ihren Muskelaufbau und drang dann sehr sanft in ihr komplexes Fortpflanzungssystem ein. Plötzlich schrie Legna wieder auf und krallte sich in sein Hemd. Sie zitterte am ganzen Körper. Diesmal widmete Gideon ihrer Reaktion seine volle Aufmerksamkeit. Er blickte in ihre geweiteten Augen. Ihre Lippen öffneten sich zu einem überraschten Laut.
„Was tust du da?“, fragte sie, sie atmete kurz und schnell.
„Nichts“, erwiderte er, und seine Verblüffung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich setze nur die Untersuchung fort. Was fühlst du?“
Legna konnte das Gefühl nicht in Worte fassen. Ihr ganzer Körper schien von flüssigem Feuer erfüllt, als würde Magma durch sie hindurchfließen und sich unter der Hand sammeln, die er gerade auf ihren Bauch gelegt hatte. Als Empathin beschrieb sie es auf die einzige Art, die einigermaßen wirkungsvoll war. Sie schickte ihm das Gefühl, tief, eindringlich, ohne Vorwarnung oder Erlaubnis, genauso wie sie es empfangen hatte.
Eben noch hatte Gideon ganz beherrscht eine ganz normale Untersuchung durchgeführt, und im nächsten Augenblick wurde er von einer thermonuklearen Explosion der Lust erschüttert, die ihm regelrecht den Atem raubte. Unwillkürlich ballte er die Faust und knüllte die Seide ihres Kleides zusammen.
„Legna!“, keuchte er heiser. „Was tust du?“
Sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Sie schloss die Augen, und ihr Kopf sank nach hinten, als wolle sie nach Luft schnappen. Er blickte nach unten und sah, wie sich ihre erogenen Zonen rasend schnell mit Blut füllten. Und genau in dem Moment, als das bei ihr geschah, geschah es auch bei ihm. Sie hatte eine Verbindung zwischen ihnen geschaffen, einen geschlossenen Kreislauf, der nirgendwo begann und nirgendwo endete. Aber er durchströmte sie beide.
„Hör auf!“, befahl er mit rauer Stimme und in dem verzweifelten Bemühen, einen klaren Kopf zu bekommen. „Legna, hör auf
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