Schattenwandler 02. Gideon

an. „Sie und das Baby sind außer Gefahr.“ Gideon hielt einen Moment lang inne und blickte sich zum ersten Mal um. „Es sieht aus, als sei sie in einen sehr schweren Kampf verwickelt gewesen“, bemerkte er, als er Brandspuren an den Wänden entdeckte. Außerdem waren alle Möbel um sie herum umgeworfen. „Aber das ist eine Lüge.“
    „Wie meinst du das?“, wollte Jacob wissen und beobachtete, wie Gideon sich sachte von Bella zurückzog. Es verblüffte Jacob immer wieder, wie kühl und distanziert der Heiler sein konnte und wie er dann, wenn er heilte oder ein verletztes Wesen berührte, zum Inbegriff von Sanftheit und Fürsorge wurde. Es war fast so, als würde er die Macht seiner Gefühle aufsparen, um sie für die Heilung einsetzen zu können.
    „D a … “
    Gideon fasste Isabella am Kinn, während ihr Mann näher trat. Ihr Kopf rollte leicht zur Seite; aus diesem tiefen Schlaf war sie nicht aufzuwecken, selbst wenn er gröber gewesen wäre. Gideon schob ihr verschwitztes schwarzes Haar von ihrem Hals zurück, wo es zwei weit auseinanderliegende blutige Einstiche verdeckt hatte.
    „Was zum Teufel ist das?“, fragte Jacob aufgewühlt und betastete die beiden Stellen.
    „Es sieht aus wie der Biss eines Vampirs!“, sagte Corrine, und ihre smaragdgrünen Augen waren voller Sorge.
    „Nei n … ich glaube nich t … “ Hilflos sah Jacob zu Gideon auf.
    „Du hast in den Vampirkriegen gekämpft. Hast du je erlebt, dass ein Vampir das Blut eines anderen Schattenwandlers getrunken hat?“
    „Nein. Das ist tabu. Und ich habe schon viele Bisswunden von Vampiren gesehen. Im Mund eines Vampirs gibt es mehr als nur zwei Schneidezähne, und man kann normalerweise den gesamten Zahnabdruck noch Stunden danach erkennen.“
    „Und ihr ganzes Blut ist auf dem Boden und in unseren Kleidern. Nein. Hier handelt es sich um den lahmen Versuch einer Täuschung.“ Verwirrt schüttelte Gideon sein silbernes Haupt. „Außerdem sind die Abdrücke verbrannt, und sie sind nicht sehr tief. Für einen Angriff scheint es eine ziemlich wirkungslose Verletzung zu sein.“
    „Oh!“ Corrine schnappte nach Luft und fuhr mit dem Finger über die beiden verdächtigen Wunden. „Ich kenne so was! Jedes Mädchen in New York kennt es! Diese Verletzung stammt von einer Elektroschock-Pistole!“
    „Von einer Elektroschock-Pistole?“, fragte Gideon. Da die Dämonen ohne jede Technologie lebten und Gideon sich vollkommen von den Menschen zurückgezogen hatte, hatte er noch nie von so einer Waffe gehört. Doch Jacob hatte davon gehört.
    „Ich denke, du hast recht, Corr.“
    „Aber nicht eine, die man auf die Haut aufsetzen muss“, fügte Corrine hinzu. „Es sind diese Taser, Distanzwaffen, die kleine Pfeile verschießen, die im Ziel stecken bleiben. Der Strom fließt dann über feine Drähte. Sie werden oft im Gefängnis eingesetzt.“
    „Aber warum sollte ein Nekroman t … “ Jacob hielt inne, er hatte gerade selbst die Antwort darauf gefunden.
    „Um ihre Fähigkeiten zu umgehen“, stimmte Gideon seiner unausgesprochenen, aber offensichtlichen Schlussfolgerung zu. „Sobald sie von der Waffe getroffen wird, ist sie außer Gefecht gesetzt, und die Verletzung durch so eine hohe Voltzahl, die durch sie hindurchgeht, schaltet ihre Macht durch die heftigen Schmerzen einfach aus.“ Gideon blickte Jacob mit unerbittlicher Kälte an. „Du solltest Elijah rufen und ihm sagen, dass er das untersuchen soll. Die Jagd auf Nekromanten fällt in seine Zuständigkeit, nicht in deine. Egal, wie sehr dich dein Wunsch nach Vergeltung auch dazu treibt, dich selbst darum zu kümmern. Dein Platz ist bei Bella. Sie braucht dich hier, sie braucht deine Stärke, und sie muss wissen, dass du nicht in Gefahr bist. Es wird eine Weile dauern, bevor sie wieder so weit bei sich ist, dass sie uns erzählen kann, was passiert ist. Und es wird noch länger dauern, wenn du meine Anweisungen nicht genau befolgst.
    Wenn sie aufwacht, darf sie keinen Besuch bekommen oder das Bett verlassen. Du kannst sie, soweit es notwendig ist, an Elijahs Stelle befragen. Ihr Immunsystem wird noch eine Weile ziemlich geschwächt sein. Dämonen sind zwar nicht besonders anfällig, was die meisten Krankheiten angeht, aber das heißt nicht, dass sie nicht doch eine Disposition haben. Sie ist immer noch zum Teil menschlich, und nach diesem Zwischenfall wird sie noch ein Zeit lang kraftlos und verwundbar sein. Es ist so ähnlich, wie es bei dir war, Corrine, nur wird sich deine