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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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das kleine Mädchen, das die Tragödie hatte mitansehen müssen, so schrecklich gewesen, dass diejenigen, die dabei waren, beschlossen hatten, ihr den Zugang zu dieser Erinnerung zu blockieren. Doch eines Tages würde sie stark genug sein, die Barriere zu umgehen, die sie errichtet hatten. Vielleicht schon sehr bald. Es würde ein harter Tag werden für sie, und ein schrecklicher Tag für ihn. Er hatte immer den Verdacht gehabt, dass sie irgendwo ahnte, welche Rolle er an dem Tag gespielt hatte. Vielleicht mied sie deshalb seine Nähe. Sie würde diese Empfindung immer nur als unerklärliche Angst oder Abneigung deuten. Ohne Zweifel schrieb sie dieses Gefühl den Warnungen zu, die Lucas ihr in ihrer Jugend immer eingebläut hatte, um ihr Respekt beizubringen vor denen, die älter und mächtiger waren als sie, so wie der Brauch es verlangte.
    Das Einzige, was in ihren Augen für ihn sprach, war seine Fähigkeit zu heilen; dabei war sie selbst oft Zeuge gewesen. Und einmal hatte er sogar sie und Noah gerettet, als sie bei einem grauenvollen Unfall beinahe getötet worden waren. Voller Respekt und Ehrfurcht erinnerte sie sich an die anderen Male, als sie ihm zugesehen hatte, mit welcher Sanftheit er vorgegangen war. Und obwohl sie sich nicht wirklich daran erinnern konnte, wie er sie selbst geheilt hatte, war es ein Teil von ihr und mischte positive Eindrücke von ihm in die eigenartige Meinung, die sie von ihm hatte.
    Auf diese wenigen Bilder in ihrem Bewusstsein stützte er seine ganze Hoffnung. Ansonsten konnte er nur beten, dass er eine Gelegenheit bekam, ihr Vertrauen zu gewinne n – bevor sie Zugang zu der Erinnerung bekam, die so tief in ihr verborgen lag. Wenn ihm das gelänge, wäre es viel weniger schmerzhaft für sie. Wenn es zu früh geschah, konnte es ihnen beiden unglaublich großen Schaden zufügen.
    Er arbeitete gegen die Zeit, und das wusste er. Er hatte die vergangenen neun Jahre verschwendet, und er verfluchte sich dafür, was für ein Narr er gewesen war. Ob es nun die schlimmen Erinnerungen waren oder Beltane, er musste sie vorher für sich gewinnen. Er wusste, dass seine Chancen schlecht standen und dass er vielleicht teuer dafür bezahlte, wenn er sie ermutigte, ihre Stärken und Fähigkeiten zu entwickeln. Allerdings war die Heilung eines Patienten immer das Allerwichtigste, wie er ihr erklärt hatt e … Sogar wichtiger als sein eigenes geistiges und körperliches Wohlergehen. Er hatte alles getan, um Isabella und ihr Kind zu retten. Etwas anderes wäre ihm nicht möglich gewesen.
    Gideon erhob sich und trat einen Schritt von seinem schlafenden Gast zurück. Legna drehte sich sofort zu ihm um, den Arm ausgestreckt, als wolle sie nach ihm fassen. Er spürte ein ungeheures Gefühl der Leere in seiner Brust, und er verspürte einen unbändigen Drang, wieder zu ihr zurückzugehen.
    Doch er wandte sich ab und verließ das Schafzimmer mit dem Gefühl, einen Teil von sich zurückzulassen.
    Langsam öffnete Legna die Augen und blinzelte ins Tageslicht.
    Sie fühlte sich orientierungslos und verwirrt. Außergewöhnliche Farben spielten auf den Wänden und den Möbeln, die vertraut und doch so fremd waren. Vorsichtig holte sie Luft, fast so als sei sie nicht sicher, ob sie in dieser seltsamen Umgebung überhaupt atmen könnte.
    Der Geruch, der allmählich zu ihren Sinnen vordrang, war ebenfalls vertraut und dabei ungeheuer anregend. Behutsam streckte sich Legna, und sofort spürte sie die Wärme eines anderen Körpers neben sich, jenes Körpers, der diesen köstlichen Duft verströmte.
    Sie drehte sich zu ihm hin und lag nun dicht an ihn geschmiegt. Erstaunt stieß sie die Luft aus, die sie gerade so tief in ihre Lungen eingesogen hatte, und stützte sich auf den Ellbogen und sah hinunter auf Gideon, der neben ihr im Bett lag. Er schlief auf dem Rücken mit nacktem Oberkörper, die Beine übereinandergeschlagen und eine Hand unter dem Kopf. Die andere Hand lag auf seinem Bauch und hob sich mit jedem Atemzug. Er trug eine Pyjamahose aus wunderschöner himmelblauer Seide.
    In diesem Moment erkannte Legna, was für ein unglaublich schöner Mann dieser Dämon war. Da er, immer wenn sie ihn gesehen hatte, etwas angehabt hatte, hatte sie nie würdigen können, was für ein durchtrainierter Körper sich unter der teuren Seide und den kunstvollen Stickereien und hinter den eleganten und beherrschten Bewegungen verbarg.
    Selbst am Morgen in ihrem Schlafzimmer, als sie ihn so kühn berührt hatte, war ihr das

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