Schattenwandler 02. Gideon
später auf. Und mach dir keine Sorgen. Damien und ich kennen uns. Ich bin keine Bedrohung für ihn.
Aber ich spüre, dass du dir da nicht so sicher bist, wie du es eigentlich sein solltest. Denkst du, er könnte hinter dem Angriff auf Bella stecken?
Die Antwort darauf werde ich bald wissen.
Damien hob unvermittelt den Kopf, als ihm mit dem Bergwind ein intensiver und vertrauter Duft zugetragen wurde. Er drehte den Kopf schnell in die Richtung, während er sich auf den Boden kauerte, und sein langer schwarzer Pferdeschwanz peitschte durch die Luft.
„Gideon?“
Der Dämon trat ungeschützt hinaus ins Mondlicht, und der Prinz entspannte sich. Damien richtete sich wieder auf, und diese elegante und eher menschliche Geste machte sein animalisches Verhalten von gerade eben schnell vergessen.
„Damien“, begrüßte Gideon ihn und neigte respektvoll den Kopf.
„Bist du gekommen, um mich in meinen eigenen Jagdgründen zur Strecke zu bringen?“, fragte Damien.
Legna hatte noch nie einen Vampir gesehen, der so alt war und so stark wie Damien, der Prinz der Vampire. Es verblüffte sie, was sie durch Gideons Augen sah. Er war genauso mächtig gebaut wie der Krieger Elijah, doch während Elijah blond war und immer für einen guten Scherz zu haben, war dieses Wesen von tragischer Düsterkeit.
Der Prinz hatte blaue Augen, doch sie waren so dunkel, dass sie fast schwarz aussahen. Die Pupillen hoben sich praktisch nicht von der Iris ab. Sein Haar war rabenschwarz mit dem schwarzblauen Schimmer, wie man ihn oft bei den Federn dieser listigen Vögel sah. Im Gegensatz zu anderen Wesen seiner Art, die Legna gesehen hatte, trug dieser Vampir einen sauber gestutzten Bart. Sein Gesicht sah auf eine ganz natürliche Weise gut aus, aber Vampire strahlten außerdem eine Aura von Sinnlichkeit aus, die diese Wirkung noch verstärkte. Seine Züge, von den Wangenknochen bis zu den vollen Lippen, waren äußerst verführerisch, als er ein amüsiertes Lächeln aufsetzte.
„Gideon, alter Hund, du hast dir eine Gefährtin genommen“, sagte der Prinz vorwurfsvoll, und seine unergründlichen Augen funkelten belustigt. „Und ich glaube, sie findet mich ziemlich attraktiv.“
Gideon hörte, wie Legna erschrocken nach Luft schnappte, und er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken, als er spürte, wie rot sie wurde.
„Ich würde dir raten, diese Grenze nicht einmal im Spaß zu überschreiten, Damien“, warnte Gideon ihn ruhig.
„Ich bitte um Verzeihung. Ich konnte einfach nicht widerstehen.“ Einen Moment lang sah Damien Gideon direkt in die Augen. „Sie muss ziemlich jung sein, wenn ihr nicht klar ist, dass ich ihre Anwesenheit in deinem Bewusstsein lesen kann.“
„Sie ist ziemlich jung, aber ich würde sie an deiner Stelle nicht unterschätzen.“
Das Vertrauen in sie, das aus Gideons Worten sprach, half Legna, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Sie schickte ihm das Bild eines zärtlichen Kusses, und er musste lächeln.
„Nein, ganz bestimmt nicht“, erwiderte der Vampir. „Du bist zu mir gekommen, weil du wissen willst, ob ich dein Vertrauen enttäuscht habe, nicht wahr?“
„Ja. Außerhalb meines eigenen Volkes bist du der Einzige, der die Rolle der Druidin kennt, die nun die Gefährtin unseres Vollstreckers ist. Du weißt es, weil ich es dir selbst gesagt habe. Ich will deine Zusicherung, dass du nichts mit dem brutalen Überfall auf diese Frau zu tun hast. Ein Überfall, der sie und ihr ungeborenes Kind fast das Leben gekostet hätte.“
Damiens Miene veränderte sich vollkommen. Sein verführerischer Humor und die gut aussehenden Züge wichen einer animalischen Grausamkeit, die aus seinen dunklen Augen und aus den gebleckten Reißzähnen blitzte.
„Wer würde so eine Gräueltat begehen?“
Legna fühlte die Erleichterung, die durch Gideon hindurchschoss. Und in derselben Sekunde wusste auch sie, was Gideon gerade erkannte. Der Vampir hatte Isabella keinerlei Schaden zugefügt.
„Es tut mir leid, dass ich dich das fragen musste, Damien“, entschuldigte sich Gideon mit einer tief empfundenen Verneigung.
Der Vampir wischte die Entschuldigung mit seiner eleganten Handbewegung beiseite.
„Es ist nur verständlich. Ich nehme an, du wirst auch Siena diese Frage stellen.“
„Natürlich. Auch wenn so ein Überfall nicht ihr Stil ist, könnten es doch Rebellen aus ihrem Volk gewesen sein. Wie steht es mit deinen Leuten? Gibt es etwas, das ich wissen sollte?“
„Eigentlich nicht“, erwiderte Damien,
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