Schattenwandler 02. Gideon
nachdem er einen Moment lang nachgedacht hatte. „Auch bei uns gibt es Verbrecher, die wahllos töten, weil ihnen die Todesangst ihrer Opfer ein perverses Vergnügen bereitet. Aber ich glaube, sie sind zu sehr damit beschäftigt, vor unseren Jägern davonzulaufen, die Sonne zu meiden und zu töten, als dass sie sich mit eurer Politik und eurer Arterhaltung auseinandersetzen könnten.“
„Da gebe ich dir recht. Ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass Vampire am Tatort waren, aber es kann nicht schaden, wenn man gründlich ist.“
„Möchtest du, dass ich mit Tristan rede?“
Gideon schüttelte bei der Erwähnung des Königs der Schattenbewohner den Kopf.
„Der Angriff war bei Sonnenuntergang. Viel zu viel Tageslicht, als dass sie etwas damit zu tun haben könnten. Aber vielen Dank für das Angebot.“
„Ich sage dir, was ich tun werde, Gideon, als Dank für deine Warnung vor den Nekromanten. Ich schicke meinen Spähtrupp zu den Höhlen der menschlichen Vampirjäger. Vielleicht finden sie etwas heraus.“
„Vielen Dank, dass wäre eine große Hilfe. Elijah tut gerade so etwas Ähnliches. Aber ich glaube, ihr kennt euch bei diesen Leuten viel besser aus als wir.“
„Das kommt daher, dass ihr normalerweise von Menschen, die nicht mit schwarzer Magie arbeiten, nichts zu befürchten habt. Dafür seid ihr zu stark. Wir Vampire sind zwar auch stark, aber wir haben diese eine Schwäche, die die Menschen allzu leicht ausnutzen können. Da wir dazu gezwungen sind, bei Tageslicht wie gelähmt im Schlaf zu liegen, stellt ein durchschnittlicher Mensch eine viel größere Bedrohung für einen durchschnittlichen Vampir dar. Deshalb müssen wir sehr viel mehr über sie wissen. Ihr könnt immerhin gegen eure Müdigkeit ankämpfen, ihr hört es, wenn ein Feind sich nähert, und ihr könnt eure Fähigkeiten mit fast voller Stärke auch bei Sonnenlicht einsetzten. Nur ganz wenige aus meinem Volk haben dazu die Macht.
„Das weiß ich sehr gut“, erinnerte Gideon ihn.
„Damit komme ich wieder auf deine junge Frau zurück“, sagte Damien und lächelte mit gebleckten Reißzähnen und zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Du bist nur glücklich, wenn du mit der Gefahr flirten kannst. Eine beängstigende Angewohnheit für den Anführer einer ganzen Spezies“, entgegnete Gideon trocken.
„Blödsinn. Ich freue mich bloß, dass du so viel Glück hast. Genieße deine Gefährtin, mein Freund. Du hast sie verdient.“
Gideon bedankte sich noch einmal bei dem Vampir, dann verneigten sich die beiden kurz voreinander, bevor der Vampir mit einem gewaltigen Satz in den Himmel schoss. Der Dämon spürte, wie seine Gefährtin diesen Abgang durch seine Augen mit der gleichen Ehrfurcht verfolgte.
Ich habe ein viel zu behütetes Leben geführt, fällt mir gerade auf, sagte sie nachdenklich.
Das kann man sich eigentlich kaum vorstellen, wo du doch dein ganzes Leben bei Hofe verbracht hast. Ich bin überrascht, dass du Damien noch nicht kennengelernt hast.
Nun ja, wie dir sicherlich schon aufgefallen ist, sorgt Noah dafür, dass ich bei bestimmten Ereignissen nicht dabei bin. Und wenn der Prinz der Vampire am Hofe des Königs der Dämonen weilt, ist das mit Sicherheit so ein Anlass.
Ich denke, da hast du recht. Und jetzt, meine Schöne, haben wir noch einen weiteren Besuch vor uns.
Auf alle Fälle, Liebster.
Habe ich schon erwähnt, dass ich es liebe, wenn du das sagst?
Allerdings, das hast du.
Jacob stieg langsam die Treppe hinauf. Er fühlte sich schwer und müde. Es war ein innerer Kampf für den Vollstrecker, etwas, das ihm so am Herzen lag, anderen zu überlassen, aber sein Vertrauen in Elijah war unerschütterlich. Der Krieger verehrte Bella. Wie konnte es auch anders sein? Jacobs „kleine Blume“ hatte dem Krieger gleich bei ihrem ersten Zusammentreffen die Nase gebrochen. Für Elijah war das eine der Eigenschaften, die eine gute Frau auszeichnete.
Bei dem Gedanken musste Jacob lachen, und ihm wurde irgendwie ein wenig leichter. Ihm fiel auch auf, dass sich seine Gefühle gegenüber Gideon in letzter Zeit veränderten. Der Heiler hatte nie irgendetwas getan, was man von außen betrachtet als Beleidigung hätte auffassen können, doch da er sich am Anfang Bellas Feindschaft zugezogen hatte, war etwas davon auch in Jacobs Herz eingedrungen.
Seltsamerweise war es Bella gewesen, die dem Heiler als Erste aufrichtige Wertschätzung entgegengebracht hatte. Sie war eben sehr versöhnlich und sehr tolerant und änderte
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