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Schattenwandler 02. Gideon

Schattenwandler 02. Gideon

Titel: Schattenwandler 02. Gideon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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auch sie hatte eine wichtige Aufgabe. Mit ihrer ständigen Kritik verhinderte sie, dass die anderen es sich bequem machten.
    Gideon beobachtete, wie eine Gruppe von Lykanthropen den Thronsaal verließ und wie sich eine neue Gruppe bildete. Als die Wächter die Leute einließen, schloss Gideon sich ihnen an. Er bemerkte, wie die Wachen den Kopf hoben, als würden sie etwas riechen, was ihnen seltsam vorkam. Doch bevor sie ihn entdecken konnten, hatte der Heiler bereits den Raum betreten und sich unter die anderen gemischt. Doch das bedeutete nicht, dass er nun in Sicherheit war, und er ging schnell über den roten Teppich, der zum Thron führte. Dort saß Siena und hörte der einen Partei in einem Streit zu, während die andere zu ihrer Linken ungeduldig darauf wartete, ebenfalls zu Wort zu kommen.
    Siena bemerkte Gideon sofort. Sie hob den Kopf und sah ihn aus ihren goldenen Augen an.
    In ihrer menschlichen Gestalt war die Königin eine unglaublich schöne Frau mit goldenem Haar, dessen Farbe so rein war wie pures Gold und das fast so lang war wie das von Legna, nur dass es von Natur aus gelockt war. Ihre Gesichtszüge hatten etwas Katzenhaftes. Sie waren fremdartig und bezaubernd. Ihre Ohren waren spitz wie bei einer Elfe, und es waren die einzigen Körperteile, die nicht ganz menschlich wirkten, doch wer nicht nach diesem Unterschied suchte, konnte es leicht übersehen.
    Siena erhob sich, als sie ihn erkannte, und rief mit einem leisen Warnlaut ihre Wachen, die sich sofort zwischen der Königin und dem Eindringling aufbauten, beeindruckende Hellebarden in der Hand. Die Wächter waren Minotauren, riesige Wesen, die aussahen wie Stiere und die so viel Kraft hatten wie zehn Bullen. Sie überragten Gideon, der selbst nicht gerade klein von Statur war, und sie waren so gut geschult im Kampf, dass selbst Elijah seine Mühe mit ihnen gehabt hätte.
    Gideon hielt inne, einen Fuß auf der ersten Stufe der Treppe, die zum Thron hinaufführte.
    Er legte seine gefalteten Hände auf den Oberschenkel und verneigte sich respektvoll vor Siena. Dann wartete er mit gesenktem Kopf, bis sie entschied, was weiter geschehen sollte. Seine untertänige Haltung schien sie zu besänftigen. Langsam setzte sie sich wieder hin und wandte sich einem in der Nähe stehenden Diener zu.
    „Jinaeri, räume den Thronsaal“, befahl sie. Dann lächelte sie die beiden Bittsteller an, die gerade unterbrochen worden waren. „Meine Herren, bitte seien Sie für die nächsten vierundzwanzig Stunden meine Gäste. Ich werde die Anhörung später fortsetzen.“
    Es war ein großzügiges Angebot, und die beiden verneigten sich lächelnd und voller Vorfreude. Siena war berühmt dafür, wie üppig es an ihrem Hof zuging. Für das gewöhnliche Volk war es eine Ehre, dort eingelassen zu werden.
    Gideon wartete mit gesenktem Kopf, während der Saal geräumt wurde. Obwohl er verletzlich wirkte, war ihm und Legna durchaus klar, was um ihn herum geschah. Der Heiler spürte, dass Legnas Misstrauen vor allem der schönen Königin galt, die nur drei Meter von ihm entfernt saß.
    Als sich die Türen des Thronsaals schließlich mit einem Dröhnen schlossen, war eine persönlichere Atmosphäre entstanden. Wenn man einmal von den zwei Dutzend Wächtern absah, die in Habachtstellung an allen Ausgängen und um den Thron herum standen. Gideon hob den Kopf und sah der Königin in die forschenden Augen. Sie schien ihn mit ihrem goldenen Blick zu durchbohren, als wolle sie mit bloßer Willenskraft herausfinden, was er vorhatte.
    „Entwaffnet ihn“, befahl sie dann scharf.
    Sofort stürzten sich die beiden Thronwachen auf Gideon.
    Der Heiler allerdings war nicht mehr da, wo er eben noch gestanden hatte. Stattdessen rollte er sich über den Boden ab und brachte sich aus der Reichweite der Waffen der beiden Minotauren.
    Im nächsten Moment kam er geschmeidig wieder hoch und täuschte einen Angriff auf den Wächter zu seiner Linken vor, sodass der seine Waffe schwang. Die Hellebarde entwickelte durch ihre schwere Spitze eine ungeheure Fliehkraft, und während des Streichs, der erfolgen sollte, war der Minotaurus praktisch wehrlos. Genug Zeit für Gideons hoch entwickelte Reflexe, diesen Vorteil zu nutzen.
    Im nächsten Moment sah der Wächter einen Dämon auf sich zufliegen, der seine eigene Hellebarde einsetzte wie einen Tritt, um sich in die Luft zu schwingen und über die Hörner des Minotaurus hinwegzufliegen. Es war ein gewagtes Manöver, da die Hörner eine gefährliche Waffe

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