Schattenwandler 02. Gideon
ihre neu erwachte Feindseligkeit gegenüber der Lykanthropin.
„Also sag mir, Gideon, bist du heute Abend gekommen, um meine Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen?“
Ihre Anspielung war unmissverständlich, und sie wurde von ihren hochgezogenen Augenbrauen und von einem Lächeln um ihre vollen Lippen unterstrichen. Die Königin erhob sich erneut, langsamer diesmal, um ihre körperlichen Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Sie trug einen einfachen goldenen BH , der ihren üppigen Busen betonte. Eine dicke goldene Kette schlang sich um ihre schmalen Hüften und hielt ein paar Schleierbahnen zusammen, die vorn und hinten über ihre langen Beine fielen. Eine dünnere Kette lag um ihre edle Taille, und das glitzernde Gold lenkte den Blick auf ihre ausgeprägten Bauchmuskeln. Darüber hinaus trug sie nur noch die Halskette ihres Amtes aus Gold und aus Mondsteinen. Es war eine einmalige Kreation, die jedem Schattenwandler sofort zeigte, wer sie war, ob er nun Lykanthrop war oder nicht.
Die Königin sah Gideon in die Augen, während sie die Stufen des Throns hinabstieg. Jede Bewegung ihres Körpers war wie ein sinnlicher Tanz. Lykanthopen waren meistens sehr sexuelle Wesen, mehr noch als Dämonen, und das strahlte die Königin auch mit jeder Faser aus. Schattenwandler waren nicht bloß genetische Träger animalischer Instinkte aus uralter Zeit. Es waren rein animalische Wesen, die ein Drittel ihres Lebens als intelligente Tiere zubrachten.
Gideon spürte eine sanfte Feindseligkeit durch seine Gedanken huschen und begriff, dass sie von Legna kam, die offensichtlich bei all ihrer Selbstbeherrschung genauso anfällig war für Eifersucht wie jede Frau. Drei Stufen über ihm blieb die Königin in stolzer Haltung stehen und maß ihn erneut mit dem Blick.
Heiliges Schicksal, man sollte doch meinen, eine Königin könnte sich ein vollständiges Kleid leisten, bemerkte Legna trocken. Gideon erkannte, dass er irgendwie zwischen den Stühlen stand. Es würde schwierig werden, der Königin gegenüber guten Willen zu zeigen und gleichzeitig Frieden mit Legna zu halten. Er durfte keine von beiden verärgern, und im Augenblick kam es ihm ziemlich unwahrscheinlich vor, dass er das schaffte. Selbst seine innere Ruhe wurde auf eine harte Probe gestellt, und ein dünner Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn.
„Warum kommst du bewaffnet in mein Haus?“
„Was würdest du denn tun, wenn du dich direkt in die Höhle derer begibst, die dich früher einmal bedroht haben?“, entgegnete Gideon. „Solltest du an Noahs Hof geladen werden, würdest du dann die Waffen ablegen, die du jetzt in deinem Haar versteckst?“
„Du warst schon immer ziemlich gerissen.“ Sie lachte, und ihr Lächeln löste die Spannung im Raum. Sie trat näher zu dem Dämon hin, wobei sie sich nicht mehr ganz so erotisch bewegte. Dann ging sie an ihm vorbei, und er folgte ihr. Sie führte ihn tiefer in die Höhle hinein. Es war ein langsamer Rundgang durch die Räume, in denen er vor langer Zeit einmal gelebt hatte.
Solange ihr Schlafzimmer nicht zu diesen Räumen gehört hat, ist es ja in Ordnung, sagte Legna warnend, und ihre Eifersucht war nicht zu überhören.
Nein, Neliss. Ich versichere dir, so war es nicht.
Und das soll ich dir glauben?
Es wäre mir lieb, wenn du das tätest. Trotzde m …
„Wie ich sehe, hast du dich noch nicht für einen Gefährten entschieden“, sagte Gideon zu Siena.
„Und ich sehe, dass du es sehr wohl getan hast, obwohl du immer beteuert hast, du würdest es nie tun. Ich rieche sie überall an dir. Sie muss ja wirklich zu m … Anbeißen sein.“ Sienas Ausdrucksweise war provozierend, und Gideon musste innerlich über die Bilder lächeln, die dabei vor seinem geistigen Auge entstanden.
Diese Theorie muss ich unbedingt nachprüfen, überlegte er.
Er bekam keine Antwort, aber er wusste, dass Legna zu verwirrt war von ihren Gefühlen, um etwas zu sagen.
„Ich kann es dir nur empfehlen“, bemerkte er liebenswürdig. „Besonders in deiner Situation. Es ist viel befriedigender, als den Status einer jungfräulichen Königin zu behalten, Siena.“
Jungfräulich? Sie ?!
„Ja“, erwiderte Siena, und ein schiefes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. „Es klingt zwar verlockend, aber ich kann die Begierden meines Körpers im Zaum halten, wenn ich dafür nicht gezwungen bin, mich mit irgendeinem Mann zu paaren, an den ich dann für den Rest meines Lebens gekettet bin.“ An der Verachtung in ihrer Stimme war leicht
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