Schattenwandler 03. Elijah
sie tun, Sir“, teilte er ihm vorsichtig mit. „Nicht einmal Gideon weiß, wie man Lykanthropen heilt.“
„Ich will so etwas nicht hören“, fuhr Elijah ihn an, bettete seine Gefährtin sanft in eine dunkle Nische und wandte sich dann wieder brüsk zu dem anderen Mann um: „Du hast Grundkenntnisse, irgendwas wirkt bestimmt bei jeder Spezies, also tu, was in deiner Macht steht.“
„Elijah …“
Als er seinen heiser geflüsterten Name hörte, von rasselnden und gurgelnden Hustenlauten unterbrochen, fuhr er herum. Er kniete sich hin und nahm automatisch ihre Hand, während sie sich mühte, ihrer Kehle ein paar Worte abzuringen.
„Was kann ich tun, Siena?“, fragte er, und seine goldenen Brauen zogen sich besorgt und bekümmert zusammen.
„Lass mich nicht sterben.“
„Nein. Du wirst nicht sterben. Wir werden dir helfen.“ Er klang wütend und verzweifelt, er war außer sich, schon bei dem bloßen Gedanken daran.
„Lass mich …“
„Psst“, beruhigte Elijah sie.
„… nicht sterben … bevor ich diese Dämonenschlampe getötet habe.“
„Wir beide zusammen“, versprach er wild entschlossen, als Siena langsam wieder das Bewusstsein verlor. „Wir beide zusammen, Kätzchen, Liebes.“
Nachdem Elijah und Siena aus ihrer unmittelbaren Umgebung verschwunden waren, fehlte ihr der ständige Zustrom von deren Kräften, obwohl die Fähigkeit, diese Kräfte zu absorbieren, zweifellos auch in diesem animalischen Zustand immer noch aktiv war. Nur durch Übung und Konzentration konnte sie diese Fähigkeit unterbinden, und als Wildkatze hatte sie diese Konzentration wohl kaum.
Und so dauerte es einige Minuten, bis sie allmählich wieder zur Besinnung kam, und noch ein paar weitere Minuten, bis ihr Körper sich wieder in ihre natürliche Gestalt zurückverwandelte. Als die Kräfte, die sie von Siena aufgesaugt hatte, allmählich schwächer wurden, verschwand das seidige schwarze Fell langsam wieder. Jacob erkannte, dass es Bella ungeheuer viel Kraft kostete, zu ihrer natürlichen Form zurückzukehren, und sie ließ sich, nach Atem ringend, in das üppig sprießende Gras sinken. Doch so hatte Elijah genug Zeit gehabt, Siena aus der Sonne zu bringen, und Jacob wusste, dass das das Einzige war, was für Bella im Moment zählte.
Als sie nun die Augen aufschlug und sah, wie er sich voller Sorge über sie beugte, wusste sie, dass sie es geschafft hatte, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern konnte.
„Es hat geklappt“, seufzte sie.
„Ja, könnte man meinen, wenn man’s nicht so genau nimmt“, gab Jacob stockend zurück. Er war entsetzt, dass er sie so verändert und so angegriffen gesehen hatte, und sein Herz pochte immer noch heftig.
Jacob raffte ihre Kleider zusammen, dann half er ihr dabei, sich aufzusetzen, damit er ihr das T-Shirt überziehen konnte. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter.
„Du hast eine Tochter, Bella“, sagte er, und seine Stimme klang gepresst. „Du darfst nicht so leichtsinnig sein und dein Leben aufs Spiel setzen. Du musst auch an sie denken. Sie braucht dich noch mehr als ich, und wie sehr ich dich brauche, das weißt du ja.“ Er atmete zitternd aus und schloss bekümmert die dunklen Augen. „Ich sollte dir den Hals umdrehen.“
„Hättest du nicht gewollt, dass Siena dasselbe tut, wenn es um mein Leben gegangen wäre?“
Das hatte gesessen, und seine Wut ließ nach, weil sie die nackte Wahrheit gesagt hatte. Er hielt in seinen hastigen Bemühungen, sie anzuziehen, inne, vergrub sein Gesicht in ihrem dichten, seidigen schwarzen Haar und atmete tief und dankbar ihren Duft ein, während er seine warme Hand schützend auf ihren Hinterkopf legte.
Er sagte nichts, aber die stumme Sprache seiner Gesten und seiner Gedanken genügte ihr. Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn fest an sich.
„Jetzt“, flüsterte sie, „müssen wir die Verfolgung aufnehmen, mein Liebster. Wir können nicht zulassen, dass diese Leute uns weiter so zusetzen.“
„Das machen wir. Und zwar bald. Aber jetzt müssen wir erst einmal ins Haus zurück, damit ich Noah und Elijah helfen kann und damit du wieder zu Kräften kommst.“
Sie widersprach nicht. Sie wusste, dass sie die Spuren auch später noch finden würden, und er hatte auch vollkommen recht, dass sie völlig ausgelaugt war. Die Kehrseite eines solchen Kräftezustroms war, dass es hinterher sofort bergab ging.
Doch wie schon vor ein paar Tagen hatte sie jetzt wieder das Gefühl, als ob etwas von der Lykanthropenkönigin auf
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