Schattenwandler 03. Elijah
wir jeden Abend ein, wenn wir aufwachen. Und meine Sicherheit steht jedes Mal auf dem Spiel, wenn ich dich begleite und wir Transformierte ausschalten oder wenn wir die Wesen aufspüren, die zur Vollstreckung bestimmt sind. Da machst du nie so einen Aufstand, also lass es auch jetzt sein.“ Damit wandte sie sich wieder zu der Lykanthropin hin, während sie Elijahs verzweifelten Blick auf sich spürte. „Geht ein Stück zurück. Ich weiß noch nicht, wie eng ich meine Fähigkeiten begrenzen kann. Und ich muss euch ja nicht alle mit hineinziehen.“
„Noch ein Grund mehr, es bleiben zu lassen“, fauchte Jacob, der nichts anderes mehr wahrnahm, als dass sie in Gefahr war.
„Gut, dann bleib, wo du bist. Ich ziehe das hier durch, ob mit dir oder ohne dich, Jacob“, antwortete sie hitzig, und ihre Stimme klang unerbittlich. „Ohne dich dauert es bloß länger.“
Da nahm Elijah ihnen allen die Entscheidung ab. Er stand auf und zog Jacob von den beiden Frauen weg. Der Vollstrecker stieß die Hand des Kriegers weg, und seine dunklen Augen flackerten vor Wut, als dieser ihn mit Gewalt davon abhalten wollte, seine Gefährtin zu beschützen.
„Geh zurück, oder ich sorge selber dafür, Jacob“, zischte der Krieger, der erkannte, dass das, was Bella vorschlug, am schnellsten ging und am sinnvollsten war, um Siena zu retten. Wenn er einfach versucht hätte, sie in Sicherheit zu bringen, wäre sie dem Sonnenlicht weiter ausgesetzt gewesen und womöglich gestorben, bevor er sein Ziel erreichte. Auch er spürte die Trägheit, von der seine Art in der Sonne übermannt wurde, obwohl er stark genug war, dagegen anzukämpfen.
Da er überstimmt war, trat er schließlich zurück und überließ Bella das Feld.
Die Druidin spürte, dass ihr Mann sie sichtlich besorgt beobachtete, atmete tief durch und schloss die Augen. Sie streckte die Hand aus und berührte Sienas Haut mit den Fingerspitzen, einfach nur, um sich besser konzentrieren zu können, und suchte die Kräfte zu befreien, die schon eine ganze Weile tief in ihrem Inneren blockiert gewesen war. Bella hatte diese Macht nicht mehr entfesselt, seit sie sechs Monate zuvor von Ruth und von deren Brüdern überfallen worden war.
Nun erwachte diese Macht zum Leben in einem Wirbel, der alles erfasste wie ein künstlicher Wind und der Bäume unter lautem Krachen niederbog und Blätter und Grashalme um die Druidin herum aufwirbelte. Jacob spürte, wie ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er hatte diese Kraft noch nie aus ihr herausströmen sehen. Das waren normalerweise unsichtbare, nicht wahrnehmbare Kräfte, die einem Schattenwandler seine angeborenen Gaben heimtückisch aussaugten. Und jetzt musste er voller Entsetzen zusehen, wie alles um sie her heftig zurückwich.
Obwohl sie einige Meter weit weg standen, erfasste die Woge gleich darauf auch die beiden Männer, und sie wurden zu Boden gerissen, als ihnen ihre ganze Kraft binnen eines Herzschlags aus dem Körper gesaugt wurde.
Zugleich entzog Bella Siena alle angeborenen Fähigkeiten, vom Gestaltwandel bis hin zur Sonnenempfindlichkeit, die damit zusammenhing. Unglücklicherweise erinnerte sich Jacob im diesem Augenblick auch daran, dass Bella nicht nur die angeborenen Kräfte der Schattenwandler schwächte, sondern dass sie auch deren typische Eigenschaften übernahm.
Bella fiel auf den Hintern, als die gesammelte Macht, die sie an sich gezogen hatte, sie mit großer Heftigkeit traf. Der Sturmwind frischte noch mehr auf und fegte um sie herum. Dann begann das Gras wie wahnsinnig zu wachsen und wurde innerhalb eines Atemzugs zu einem Dickicht aus lauter ineinander verschlungenen Halmen. Bella hatte keine Kontrolle mehr über die ungeheueren Kräfte, die sie den anderen genommen hatte. Und als Siena sich schließlich entspannte und das Bewusstsein verlor, begannen Bellas Haare als dichtes, seidiges schwarzes Fell über ihren ganzen Körper zu wuchern.
„Verdammt“, knirschte Jacob und richtete sich mühsam auf, so geschwächt, wie er sich noch nie gefühlt hatte. Er schleppte sich zu seiner Frau hinüber, genau in dem Augenblick, als deren Gestalt sich schmerzhaft zu verwandeln begann, denn ihr halb menschlicher Körper war nicht dafür gemacht, sich so zu verändern. Sie sah ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an, und gleich darauf war sie schon ein Jaguar mit veilchenblauen Augen, der versuchte, sich aus der beengenden Jeans, dem T-Shirt und der Unterwäsche zu schälen.
„Bella! Beruhige dich!“, rief Jacob und
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