Schattenwandler 03. Elijah
bitte! Steht doch nicht einfach so da!“, schrie sie Jacob an, der endlich keuchend bei ihr und bei Elijah angekommen war. „Holt einen Heiler für ihn!“
Siena sackte zusammen, sie bekam nicht einmal mit, dass jetzt auch Bella bei ihnen angelangt war und sich die schmerzende Seite hielt. Der Körper der Königin nahm wieder seine menschliche Gestalt an, als ihre Kräfte sie im Stich ließen und sie ihr Gesicht an seiner verbrannten Brust verbarg und ihre Finger in sein versengtes Hemd krallte.
„Siena!“ Elijah packte sie bei den Armen und schüttelte sie. „Beruhige dich, Kätzchen. Ich bin nicht verletzt.“
Doch während er noch versuchte, sie wieder zur Vernunft zu bringen, spürte er, wie sie in seinem Griff kraftlos zusammensank. Ihr Kopf fiel hin und her, während ihre Kraft aus ihr herausfloss wie Blut aus einer tödlichen Wunde. Er hörte, wie Bella aufstöhnte, und sah aus den Augenwinkeln, wie sie die Hand entsetzt vor den Mund schlug. Die Vollstreckerin war selbst den Tränen nah, als sie sah, wie die Königin so unvermittelt zusammenbrach. Elijah musste schnell wie der Wind zu ihr hinspringen und sie festhalten, damit sie nicht wie ein Stein zu Boden fiel. Die Hände, die sich in Elijahs Hemd gekrallt hatten, lösten sich, die goldenen Augen schlossen sich halb und sanken wieder in ihre Höhlen.
„Siena!“ Elijah bückte sich, um sie hochzuheben, aber bewusstlos war sie so schwer wie Blei, und ihr Körper war mit einem Mal starr wie bei einem Krampfanfall, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich mit ihr zu Boden sinken zu lassen.
Am schlimmsten aber war der Moment, als sie vollständig aus seinem Geist verschwand. Elijah hatte noch nie so große Angst gehabt wie jetzt, da sie seine Seele so unvermittelt zu verlassen schien. Nicht einmal vor einer Woche, als er dem eigenen Tod ins Auge blickte, hatte er ein solches Entsetzen empfunden. Das plötzliche Schweigen nach so viel Leid und so viel Panik setzte ihm zu und schlug ihm geistige Wunden, die ihm viel mehr Schmerzen verursachten als die körperlichen.
Dann musste er mit ansehen, wie ihr Körper von Krämpfen geschüttelt wurde und wie ihre Hautfarbe sich veränderte von Gold zu Grau und zu einem fleckigen Rot, ihre Kiefer pressten sich aufeinander, sie biss sich die Zunge blutig, und das Blut lief ihr über das Gesicht und in die aufgelösten Haare.
„Nein! Siena, tu das nicht!“, rief Elijah, beugte sich über sie und hielt ihren zuckenden Kopf fest, damit sie sich an den Steinen und an den Holzstücken, auf denen sie lag, nicht noch mehr verletzte.
„Wir müssen Sie aus der Sonne bringen, Elijah. Sonst muss sie sterben“, befahl Jacob und legte dem Krieger die Hand fest auf die Schulter, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„Wartet!“, rief Bella, schob ihren Mann sanft weg und streckte die Hand nach Siena aus. „Ich kann ihre Kraft absorbieren. Wenn ich das so schaffe wie bei Legna, als sie abberufen wurde, wird ihre Sonnenempfindlichkeit genauso verschwinden wie damals Legnas Verwundbarkeit durch das Pentagramm. Ich könnte sie damit vielleicht ebenso schützen wie Legna. Dann habt ihr Zeit, sie in Sicherheit zu bringen, damit die Vergiftung durch die Sonneneinstrahlung nicht weiter fortschreitet.“
„Nicht, Bella“, warnte Jacob und versuchte, sie festzuhalten. Aber seine Gefährtin stieß ihn weg und richtete ihre wütenden veilchenfarbenen Augen auf ihn. „Verdammt, Bella, du hast doch nicht die leiseste Ahnung, was du damit anrichtest. Und geh nicht jedes Mal auf mich los, wenn ich dich beschützen will!“
„Wär’s dir lieber, wenn ich sie sterben lasse?“, versetzte sie. „Soll ich zulassen, dass jemand, den ich liebe wie einen Bruder und der mich, als ich zu euch gekommen bin, aufgenommen hat, als wenn ich zur Familie gehören würde, obwohl alle dagegen waren, dass so jemand seiner Lebensgefährtin beraubt wird? Soll ich mich selbst in Sicherheit bringen und zulassen, dass ein ganzes Volk seiner Königin beraubt wird?“
„Jedenfalls nicht auf Kosten meiner Seelenpartnerin, Bella.“ Jacob atmete schneller, er stand offenbar kurz davor, die Nerven zu verlieren, ein Zustand, in den er nur selten geriet, es sei denn, Bellas Sicherheit stand auf dem Spiel. „Du weißt nicht, was passiert, wenn du das tust. Am Ende bringst du sie noch um“, wandte er ein und stemmte die Fäuste in die Hüften, damit er sie nicht noch einmal packte. „Oder dich selbst.“
„Das Risiko zu sterben gehen
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