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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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ihren Geist übergegangen wäre. Sie verdrängte diese Erkenntnis jedoch, da sie Jacob nicht noch wütender machen wollte.
    Im oberen Stockwerk der Burg, die der Dämonenkönig sein Heim nannte, lehnte Noah am Fensterrahmen von Legnas Schlafzimmer, das dreihundert Jahre lang, von ihrer Kindheit bis vor sechs Monaten, als sie Gideon geheiratet hatte, ihr gehört hatte. Der König schaute blicklos auf die endlos weiten Gärten unter ihm, während die Erinnerung an die Jahre von Legnas segensreichem Wirken ihn durchströmte wie ein Sog und schmerzhaft an ihm zerrte.
    Mehrere Heiler standen um seine Schwester herum, und ihr Geflüster sagte ihm, dass sie noch genauso ratlos waren wie vor einer Stunde. Wenn er nicht die Fähigkeit besäße, ihre todesähnliche Starre aufrechtzuerhalten, wäre Legna längst tot. Was zum Teufel hatte Gideon bloß dazu veranlasst, eine so gefährliche Tarnmethode anzuwenden? Bestimmt hätte es andere Möglichkeiten gegeben – Möglichkeiten, die sie nicht in eine solche Gefahr gebracht hätten!
    Noah schloss die Augen und stieß den Atem aus.
    Er wusste, dass das nicht fair war. Jeder andere Tarnzauber wäre, wenn Gideon das Bewusstsein verloren hätte oder gestorben wäre, mit ihm gestorben, und Legna wäre genauso verwundbar zurückgeblieben. Wahrscheinlich wäre sie sogar sofort tot gewesen, wenn er ihre Feinde nicht dazu gezwungen hätte, aufs Geratewohl ein Feuer zu legen, in der Hoffnung, dass es sich schließlich bis zu dem Ort vorarbeiten würde, wo Legna versteckt war.
    Noah stieß sich vom Fenster ab, legte einem Heiler die Hand auf die Schulter und schob ihn fast ein wenig unsanft weg. Er warf der Hebamme, die ihm gegenüberstand und über den Zustand von Legnas Baby wachte, einen kurzen Blick zu, und sie wich hastig zurück.
    Noah beugte sich über Legna, legte ihr seine schmale, feingliedrige Hand um den leblosen Nacken, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und begann, ihr etwas zuzuflüstern.
    „Ich vergebe dir, dass du mich vor sechs Monaten verlassen hast“, sagte er leise und griff mit seinem Geist und mit seinem Herzen nach ihr, setzte seine ganze Konzentration und seine ganze Kraft und seine mentale Vertrautheit mit ihr ein, die er dank ihrer geduldigen Unterweisung über Jahrhunderte hin entwickelt hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass du mich noch einmal verlässt. Nicht so. Komm, Schwesterherz, und wach auf, mir zuliebe. Du trägst seine Kraft in dir. Du trägst sein Kind in dir. Ich kann nicht glauben, dass dir das nichts bedeutet.“
    Noah schloss die Augen, legte den Kopf neben sie auf das Kissen und flüsterte ihr ins Ohr: „Als Mama gestorben ist, habe ich geschworen, dass du eine Urälteste werden würdest, mein kleines Mädchen, und ich werde mein Versprechen auf keinen Fall brechen. Komm zu mir zurück. Ich …“
    Seine Stimme versagte, als seine Gefühle ihn übermannten. Er versuchte, Luft zu holen, aber auch wenn er noch so tief einatmete, er bekam nicht genug Luft. Er lechzte nach Sauerstoff, und er fühlte sich wie eine Flamme, die jeden Augenblick verlöschen konnte.
    „Ich brauche dich“, sagte er schließlich mit rauer, brüchiger Stimme. „Und wenn Gideon durchkommt, braucht er dich auch. Genau wie das Baby … und wir alle. Du bist jetzt die älteste Geistdämonin unter uns. Wer sollte die Jüngeren sonst unterrichten außer dir?“ Wieder versuchte er, tief Luft zu holen. „Wer soll mir sonst zeigen, was mir fehlt“, fuhr er noch leiser fort, „weil ich das Gefühl nicht kenne, das dich mit Gideon verbindet? Wenn ich ohne deine Ratschläge leben muss, weiß ich nicht mehr, wie man richtig lebt.“
    Verlass mich nicht, flehte er mit der ganzen Kraft seines Geistes und ließ seine Gefühle in sie hineinströmen. Gideon wird sterben ohne dich. Er wird es nie verwinden, dass er in dem Moment, als er euch beide retten wollte, deinen Tod verursacht hat. Lass ihn nicht zurück mit so einem schweren Erbe .
    Noah hatte keinen Anhaltspunkt, dass er zu ihr durchdrang, und so gab es keinen Hinweis, dass er Legna damit irgendwie half. Dennoch machte er unermüdlich weiter, unterstützte sie mit Energie und mit Gefühlen und mit jedem erdenklichen Argument, das ihm einfiel und das sie vielleicht zurückbringen würde.
    Syreena und Anya warteten unerschütterlich vor der Tür zu dem Raum, in dem Siena lag. Elijah stand ein gutes Stück von ihrem Lager entfernt in dem dunklen Raum, wo die Läden zugezogen waren und so die Sonne ausgesperrt war. Die

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