Schattenwandler 03. Elijah
offensichtlich belustigt war, klang seine Stimme tief und unwiderstehlich. „Ungewöhnlich für einen Dämonenhaushalt.“
„Ich bin keine Dämonin“, betonte sie, mit dieser immer noch sanften und auf geheimnisvolle Weise sinnlichen Stimme.
„Stimmt. Aber wenn Ihr auf mich schießt, verschwendet Ihr bloß Eure Kugeln.“
„Ich weiß“, stimmte sie ihm zu.
In dem Moment löste sich ihre andere Hand vom Schattenriss ihres Körpers, und zwischen ihren Fingern drehte sich atemberaubend schnell ein hölzernes Ding wie ein Propeller.
Damien lachte, als er erkannte, dass es sich bei dem Ding um das vierte Bein eines nunmehr dreibeinigen Stuhls handelte, der hinter der Schattengestalt lehnte.
„Ihr wisst doch, dass das bloß eine Sage ist, oder?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Natürlich“, bestätigte sie erneut. „Trotzdem hat ein Pflock ins Herz die Eigenschaft, einen traumatisierenden Blutverlust zu verursachen, der Euch schnell ganz erheblich schwächen würde.“ Damien sah ihre Zähne aufblitzen, als sie nun auch lächelte. „Ihr verratet mir also am besten, warum Ihr hier seid, Vampir.“
„Eure Königin braucht eine Heilbehandlung, oder sie wird sterben.“
„Das weiß ich auch ohne Euch, Bluttrinker.“
Sie kam einen Schritt näher und trat damit endlich ins Licht.
Damien hatte noch nie in seinem langen Leben ein Wesen gesehen wie sie. Sie war eine Lykanthropin, daran gab es keinen Zweifel, doch hinter ihren Farben und ihrer zierlichen Gestalt verbargen sich bestimmt Überraschungen und Geheimnisse, von denen er nichts ahnte.
Dann wurde ihm bewusst, wer sich ihm da in den Weg stellte.
Die ersten Geschichten über sie hatte er vor etwas mehr als einem Jahrhundert gehört, und dann lange nichts mehr, bis seine Botschafter, die Sienas Hof in den letzten Jahren gelegentlich besucht hatten, ihm vor Kurzem berichteten, sie hätten dort eine ungewöhnliche Lykanthropin gesehen.
„Wäre es Euch lieber, sie stirbt, Prinzessin, damit Ihr an ihrer Stelle Königin werden könnt?“
Damien hörte, wie sie nach Luft schnappte, und sah im Infrarotbereich Hitzewellen aufleuchten, als ihr Körper vor Wut bebte.
„Wie könnt Ihr so etwas sagen?“, fauchte sie.
„Das kann ich“, fiel er ihr schnell ins Wort, „weil ich nichts über Euch weiß, außer dass Ihr die Tochter eines verdienten, wenn auch wahnsinnigen Kriegsherrn seid, der es geschafft hat, die Männer, die Euch und Eure Königin jetzt beschützen, in einen dreihundert Jahre dauernden Krieg zu verwickeln.“
„Ist das die selbstgerechte Haltung eines Vampirprinzen, der selbst ein Jahrhundert lang mit den Dämonen im Krieg lag?“, gab sie scharf zurück.
„Touché“, nickte er. „Aber ich war damals jung und dumm, genau wie Ihr. Und außerdem ist das jetzt schon über ein halbes Jahrtausend her, und nicht, wie bei Euch, gerade mal vierzehn Jahre.“
„Ich bin weder jung noch dumm, es sei denn in Eurer Einbildung. Und was geht es Euch an, ob die Königin der Lykanthropen lebt oder stirbt?“
„Das kann ich Euch nicht verraten. Aber es genügt wohl, wenn ich sage, dass es in unser aller Interesse ist, wenn sie lebt. Auch in Eurem, das heißt, falls Eure Sorge berechtigt ist.“
„Und ich nehme an, Ihr könnt diese Wunderheilung bieten, Vampir? Ohne Zweifel, indem Ihr ihr Blut nehmt und sie dank der zauberischen Nebenwirkungen Eures Bisses genesen lasst. Ich glaube allerdings, sie würde lieber sterben, als zuzulassen, dass sich irgendwer, ob Freund oder Feind, eine solche Freiheit herausnimmt.“
„Nein. Das habe ich gewiss nicht vor, Prinzessin. Es wundert mich, dass Ihr nicht wisst, dass es meiner Art streng verboten ist, uns von anderen Schattenwandlern zu ernähren. Zu denen unglücklicherweise auch Eure Spezies gehört, sonst würde ich Euch diesen Dienst ganz bestimmt anbieten. Als ich erfahren habe, was passiert ist …“
„Es würde mich interessieren, wo Ihr diesen Klatsch aufgeschnappt habt“, unterbrach Syreena ihn eisig.
„Schattenwandler sind in Europa nicht so selten wie überall sonst. Solche Neuigkeiten verbreiten sich rasend schnell.“
„Bemerkenswert“, meinte sie unbeeindruckt.
Damien musste unwillkürlich lächeln. Seine ebenmäßigen Zähne blitzten im Mondlicht, doch sein betörendes Grinsen konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er seine Reißzähne nicht eingezogen hatte.
„Darf ich weiterreden?“
Sie lächelte ihn düster an, und ihre unheimlichen
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