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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sie sich hinkauerte. Das prachtvolle Geschöpf zitterte so sehr vor Angst, dass er ihre Tasthaare nicht erkennen konnte.
    Er stützte sich mit den Händen auf den Steinboden und beugte den Kopf vor, während er tief durchatmete, um sich aus dem sexuellen Rausch zu befreien, in den er eingetaucht war wie blind, ein Rausch, den auch das Eintauchen in das kalte Wasser nicht vertrieben hatte. Er versuchte krampfhaft zu verstehen, was zwischen ihnen beiden geschehen war. Nach einem unangenehmen Moment im kalten Wasser stemmte er sich aus dem flachen Becken hoch und stand langsam auf. Dabei behielt er die große Raubkatze im Auge, deren Fell gesträubt war. Er konnte jetzt sehen, dass ihre Tasthaare nach vorn gerichtet und die Ohren angelegt waren. Ihre riesigen Augen waren weit aufgerissen und wachsam, die länglichen Pupillen erweitert in der dunklen Ecke, in der sie kauerte.
    Elijah strich sich nachdenklich die nassen Haare zurück und ging in Gedanken alles durch, was er über sie und über ihre Art wusste. Und er überlegte, was sie so erschreckt haben mochte. Er wusste es nicht. Er konnte nur vermuten, dass sie, anders als er, wieder zur Besinnung gekommen war.
    Es gab nichts, was so tödlich war wie eine angsterfüllte Raubkatze, und er würde in seiner jetzigen Verfassung einen Angriff nicht überleben. Wenn die Bestie ihn in einem Wutanfall ansprang, würde sie sich sofort auf die klaffende Wunde in seiner Brust stürzen und ihm das Herz herausreißen.
    Elijah ließ sich langsam auf ein Knie sinken. Er blickte auf ihre Pranken und nicht direkt in ihre großen Augen. So, wie er dahockte, lud er sie offen ein, ihn anzugreifen. Der Krieger hob ganz langsam den Kopf und ließ ihn wieder sinken, in einer Geste der Unterwerfung. Ihm wurde klar, dass sein Stolz sehr wenig zählte gegenüber einem so kühnen Geschöpf, das vor lauter Angst plötzlich seinen ganzen Mut, seine Anmut und seine Lebendigkeit verloren hatte.
    Elijah konnte ihre Angst riechen, er konnte das misstrauische, adrenalingesteuerte Prickeln auf seiner Haut spüren. Er konnte hören, wie sie eine vorsichtige Bewegung machte, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Ihre Krallen schabten über den Boden, als sie sich niederlegte.
    In dieser Haltung verharrte die Berglöwin eine Zeit lang, so als wäre sie ganz entspannt, während sie in Wirklichkeit äußerst wachsam war. Dann erhob sie sich auf alle viere und ging langsam davon. Je mehr sie so tat, als sei er unwichtig, desto mutiger wurde sie. Es war ein gefährlicher Tanz. Der kritischste Moment war dann, wenn sie Kampfhaltung einnahm. Dann würde sie entscheiden, ob sie ihm mit einem einzigen Prankenhieb den Kopf von den Schultern riss oder ob sie ihn auf eine andere Art in die Schranken weisen würde.
    Als sie sich ihm so weit genähert hatte, war Elijah schweißgebadet und kämpfte gegen einen Schwächeanfall an. Das Ritual hatte den Mann, der zu früh vom Krankenbett aufgestanden war, sehr viel Kraft gekostet. Aber er rührte sich noch immer nicht, weil er unbedingt wiedergutmachen wollte, was er hier mit seinem gedankenlosen Verhalten angerichtet hatte.
    Die Berglöwin war jetzt so dicht bei ihm, dass er ihren warmen Atem spüren und aus den Augenwinkeln ihren schimmernden Hals sehen konnte. Sie streckte wie zum Versuch eine Pranke nach ihm aus. Die Krallen waren eingezogen, was wahnsinnig beruhigend war. Dennoch durfte er sich nicht bewegen. Sie hatte ihn noch nicht vollständig eingeschätzt.
    Sie sprang so unvermittelt los, dass Elijah sich unwillkürlich anspannte. Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sich nicht zu wehren, sondern sich stattdessen mit ihr fallen zu lassen, als ihre kräftigen Kiefer ihn am Nacken packten. Seine Brust hob und senkte sich schnell unter seinem heftigen Atem, doch er ließ sie gewähren. Jetzt musste sie ihre Kiefer nur noch ein bisschen mehr zusammenbeißen, dann würde sie seine Halsschlagader aufreißen oder ihm das Genick brechen.
    Aber der Biss sollte nur eine Botschaft aussenden. Dies war ihr Territorium, und sie hatte hier das Sagen. Er sollte ihr nie mehr Angst machen, sagte sie ihm damit, oder der Biss an seinem Genick wäre das nächste Mal nicht mehr so harmlos.
    Nach einer ganzen Weile erst ließ Siena von ihm ab. Sie ließ sich auf ihre vier Pfoten nieder, und ihre Pupillen wurden wieder rund. Die riesige Raubkatze schüttelte den Kopf und verwandelte sich wieder in eine Frau.
    Nachdem ihre Gestaltumwandlung abgeschlossen war,

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