Schattenwandler 03. Elijah
etwas, tief in ihren Gedanken und tief in ihrem Körper, und sie hatte nicht gewusst, dass es so etwas gab.
Sie wusste jetzt, dass dieses verzehrende Gefühl der Leere ungestillte Leidenschaft war.
Die Königin konnte nicht mehr länger still sitzen, und sie stand auf. Gedankenverloren strich sie sich mit der Hand über den flachen Bauch und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie hatte das Gefühl, als habe er sich ihr irgendwie eingepflanzt und sie für immer befleckt. Sie hatten nicht miteinander geschlafen, warum hatte sie dann das Gefühl, als würde der Kern seines Wesens bereits in ihrem Schoß schwimmen? Sie war verwirrt, durcheinander von seinem Geruch an ihr, und sie kämpfte mit ihren menschlichen und auch mit ihren tierischen Erinnerungen an die vergangenen Tage in seiner Gegenwart.
Von ihrer persönlichen Empfindung einmal abgesehen, war sie beeindruckt, wie er mit der verängstigten Berglöwin umgegangen war. Das wurde ihr jetzt klar, jetzt, da sie sich zurückverwandelt hatte. Aber in jenen Minuten war sie nur der Puma gewesen, bereit, ihm mit einem Biss das Genick zu brechen.
Siena rannte die Treppen hinauf, als ihre Gefühle sie zu übermannen drohten, und eilte so weit weg von ihm wie möglich. In der Nähe des Sees ging es ihr jedoch nicht besser. Der Ort war von Pheromonen erfüllt und vom scharfen Geruch nach sexueller Erregung. Wohin sie sich auch wandte, sie konnte ihm nicht entkommen. Und das Sonnenlicht, das draußen durch die Bäume schien, hinderte sie daran, aus der Höhle in den tröstlichen Wald zu fliehen.
Die Königin unterdrückte ein Schluchzen, verschränkte die Hände und biss sich heftig auf die Unterlippe. Sie würde sich nicht so erbärmlich weibchenhaft verhalten und herumflennen. Sie hatte noch nie im Leben geweint, und sie würde schon gar nicht wegen eines männlichen Dämons weinen. Dennoch konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, als sei sie gefangen.
Ohne nachzudenken, stürzte Siena plötzlich zum Eingang der Höhle. Kaum stand sie im Sonnenlicht, da schlang Elijah auch schon seinen Arm um ihre Taille und zog sie an seinen festen Körper. Sie schrie und versuchte, sich mit Tritten und Schlägen aus seinem Griff zu befreien.
Es wäre ihm unmöglich gewesen, sie festzuhalten, wenn die Sonne nicht so schnell auf ihre Körperkräfte eingewirkt hätte. Auf einmal war sie lichtempfindlich, wie sie es noch nie erlebt hatte. Hatte sich auch das verändert bei ihr?, fragte sie sich verzweifelt, während er sie hochhob und sie auf den Armen in ihren Unterschlupf zurücktrug. Als sie wieder in der lichtgeschützten Höhle waren, spürte sie bereits heftige Übelkeit in sich aufsteigen. Er trug sie unverzüglich ins Schlafzimmer, legte sie aufs Bett und presste seine kühle Hand auf ihr brennendes Gesicht.
„Bist du wahnsinnig?“, fragte er sanft und ohne jeden Vorwurf. Aus seiner Frage und aus seiner Berührung sprach große Sorge, und das brachte schließlich ihre Dämme zum Brechen. Sie schluchzte laut auf und brach in Tränen aus.
Voller Scham versuchte sie, ihr Gesicht abzuwenden, aber er umfasste ihre Wange und hinderte sie daran. Elijah, der grausame Kriegerdämon, wischte ihre Tränen mit seinen schwieligen Fingern weg und flüsterte sanft und beruhigend auf sie ein. Dann nahm er ihre Hand.
„Siena, bitte“, bat er sie mit weicher Stimme, und er versuchte immer hastiger, ihren salzigen Tränenstrom aufzuhalten. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie leid es mir tut. Ich wollte dich nicht verletzen. Bitte, Kätzchen, du machst mich fertig. Bitte hör auf.“
Aber je sanfter er wurde, desto mehr schien es wehzutun. Und sie hatte keine Ahnung, warum. Nach einer Weile gab er es auf, ihr die Tränen wegzuwischen, damit sie ihr nicht in die Haare rannen, und zog sie an der Hand mit einem heftigen Ruck an sich. Er presste seine Hand an ihren Hinterkopf, bettete ihr Gesicht in seine Halsbeuge und ihr Kinn an seine breite Schulter. Sie spürte, wie seine Hand immer wieder sanft und beruhigend über ihren Rücken hinunterstrich.
Woher wusste er, dass das die tröstlichste Art war, sie zu berühren? Wie eine Katze, die es mochte, wenn ihr Fell nur in eine Richtung gestreichelt wurde, wurde sie von einem tiefen Gefühl der Geborgenheit und der Entspannung erfüllt.
„Siena, hör zu“, sagte er sanft. „Du hast hier alles erledigt. Deine Pflicht gegenüber meinem König ist erfüllt. Sobald es dunkel wird, verlasse ich diesen Ort und gehe wieder zurück nach
Weitere Kostenlose Bücher