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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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richtete Elijah sich langsam auf. Siena blieb auf allen vieren vor ihm hocken und beäugte ihn vorsichtig. Ihr Haar hatte sich schützend um sie gelegt und verhüllte ihren nackten Körper. Das irritierte ihn, weil er wusste, dass es Lykanthropen nicht viel ausmachte, nackt herumzulaufen. Der Gedanke, dass er sie so erschreckt hatte, dass sie diese Gewohnheit ablegte, belastete ihn. Allerdings gab er ihr nicht die Schuld.
    Siena sah den Dämon mit aufgerissenen Augen aufmerksam an und versuchte zu verstehen, was sie fühlte. Schließlich erwiderte er ihren Blick, blieb aber regungslos sitzen und schwieg. Seine Augen zeigten einen Wirbel aus verschiedenen Grüntönen. Die wechselnden Farben spiegelten seine Gefühle wider.
    Wie konnte sie das nur zulassen? Wie konnte das passieren? Dämonen und Lykanthropen waren so verschieden wie Hund und Katze. Zumindest war diese Ansicht in beiden Gemeinschaften verbreitet. Wenn das stimmte, wie konnte so etwas dann geschehen? Sie hätten von ihrer Körperchemie her gar nicht zusammenpassen dürfen.
    Es ließ sich jedoch nicht leugnen, dass sie hervorragend zusammengepasst hatten, chemisch und auch sonst. Ihr Körper brannte, obwohl es schon einige Zeit her war, immer noch, wenn sie an seine Berührung dachte und daran, wie heftig seine Leidenschaft gewesen war. Doch damit nicht genug. Bei dem Gedanken daran begann ihr Körper sofort wieder zu brodeln und zeigte ganz deutlich, dass er voller Unruhe war wegen seiner unerfüllten Sehnsucht nach diesem Mann. Sie fühlte sich hohl und unbefriedigt, sie fühlte sich, als hätte er sie im Stich gelassen, als er sich von ihr hatte zurückziehen müssen, um sich selbst zu schützen.
    Die Königin stand auf, drehte ihm den Rücken zu und lief rasch in den nächsten Raum. Sie fühlte sich besser, nachdem sie sich ein lockeres Baby-Doll-Kleid übergestreift hatte, das genauso grün war wie seine Augen, als er sie geküsst hatte. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und fühlte, dass ihre Lippen aufgeraut und wund waren, und wieder stieg die Erinnerung in ihr auf.
    Sie merkte, dass er in den Raum kam, und lauter wirre Gedanken schwirrten ihr im Kopf herum darüber, was sie empfand und was er wohl empfinden mochte. Sie war dankbar, als er nicht stehen blieb, um mit ihr zu sprechen, sondern dass er sich stattdessen ins Schlafzimmer zurückzog. Nachdem er verschwunden war, ließ sie sich auf den nächsten Stuhl sinken und atmete leise aus.
    Siena war die unumschränkte Herrscherin über ihr Volk, sie hatte keinen Ehemann, keine Kinder, und sie hatte das auch nie gewollt. Die herrschende Klasse ihres Volkes lebte nach der strengen Regel, das ganze Leben nur mit einem einzigen Partner zu teilen. Es herrschte die Überzeugung, dass so die Reinheit der königlichen Linie gesichert wurde. Auch der königliche Partner musste sich dieser Regel unterwerfen.
    Darum jedenfalls hatte Siena beschlossen, völlig enthaltsam zu leben. Sie wollte keinen Partner, und sie war auf keinen Fall bereit, die Herrschaft mit einem Mann zu teilen, der ihr in der Monarchie gleichgestellt wurde, nur weil sie mit ihm das Bett geteilt hatte. Ja, sie verabscheute den Gedanken, sich mit einem Mann zu verheiraten, der ihr, wenn sie starb, auf den Thron nachfolgen könnte.
    Wenn Elijah sie in jenem hemmungslosen Augenblick genommen hätte, wäre das möglicherweise das Todesurteil für sie beide gewesen. Vierzehn Jahre Frieden reichten nicht aus, um aus einem Dämon einen König der Lykanthropen zu machen. Auch wenn sie noch so verehrt und geschätzt wurde – das Risiko, dass es einen Aufstand gab und dass sie gestürzt wurde, wäre viel zu groß gewesen.
    Es war schon schlimm genug, wenn man ein Leben lang die Gesellschaft eines Mannes ertragen musste. Und dann noch die Gesellschaft dieses Kriegerdämons? Während des Krieges, den ihr Vater geführt hatte, hatte er so viele Angehörige ihres Volkes in den Tod geschickt, und auch wenn sie selbst gelernt hatte, klüger zu handeln als ihr Vater, so würden die Angehörigen der von dem Krieger Erschlagenen sie als Verräterin ihrer Gattung abschlachten und dafür sorgen, dass ihr Leichnam von hier bis in die russische Provinz geschleift wurde, aus der die Lykanthropen ursprünglich kamen.
    Was zum Teufel war nur in sie gefahren? Und in ihn?
    Und warum gelang es ihr nicht, die Erinnerung an seine Berührungen aus ihrem Kopf und aus ihrem Körper zu tilgen? Ihre Haut vibrierte immer noch davon. Und sie fühlte noch

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