Schattenwandler 03. Elijah
anzuzetteln. Und jetzt hatte sie mehr denn je einen Grund, etwas so Schändliches zu verabscheuen.
Nein! , schrie sie in ihren Gedanken. Es gibt keinen anderen Grund als vorher auch! Das würde ja heißen, dass ich irgendetwas empfinde für … Und das tue ich nicht!
Die Königin sprang auf und ging wieder auf und ab.
Sie brauchte eine Lösung für dieses schrecklich schwierige Problem, und zwar schnell. Es war völlig undenkbar, dass sie einen so berüchtigten Dämon an ihrem Hof einführte, dass sie ihn zum König ernannte und zuließ, dass er an ihrer Seite saß! Sie hatte vorgehabt, bis zu ihrem Tod allein zu regieren, und sie würde einen Weg finden, an ihrem Plan festzuhalten. Sie würde sich lieber aufhängen, als ihre Grundsätze zu verraten, und sie wollte verdammt sein, wenn sie diesen Mann wieder in ihr Bett ließ!
Siena blieb stehen, weil ein brennender Schmerz sie durchfuhr und ihr den Atem nahm. Sie presste die Hand auf ihren Bauch, wo es am schlimmsten wehtat. Bei dem Gedanken, Elijah für immer aufzugeben, fühlte sie sich so leer und so leblos und so, als hätte alles keinen Sinn mehr. Er hatte ihr versprochen, dass es nicht zu Ende war. – Und bei den Göttinnen, ihr ganzer Körper schrie danach, dass er sein Versprechen halten möge.
Siena sank schluchzend zu Boden und krümmte sich vor Qual und vor Ekel über ihren Selbstbetrug. Sie wusste, dass sie sich nach ihm sehnte, wusste, dass sie mit jeder Faser nach seinem harten, aggressiven Körper verlangte. Sie hatte außergewöhnliche Höhen und eine unvorstellbare Lust erlebt, und wie bei einer Droge, die sofort süchtig machte, war die Vorstellung, dass sie so etwas nie wieder erleben sollte, fast nicht zu ertragen.
Aber sie musste einen Weg finden, es zu ertragen. Sie musste diesen Zauber brechen, musste sich dieser Magie widersetzen, die der Sage nach bewies, dass er der perfekte Partner für sie war. Sie durfte nicht nur an ihren Körper denken. Sie hatte Tausende Untertanen, die sich darauf verließen, dass sie weise und umsichtige Entscheidungen für ihr Wohlergehen traf.
Als sie in Elijahs Arme gesunken war, hatte sie jedoch weder weise noch umsichtig gehandelt. Unglücklicherweise hatte sie vor ein paar Tagen beschlossen, das Leben dieses Mannes zu retten, und seither hatte sie, wie es schien, keine einzige sinnvolle Entscheidung mehr getroffen.
Siena war fest entschlossen, das zu ändern.
Es war jetzt fast zwei Tage her, dass sie und der Dämon sich getrennt hatten. Aber sie spürte seine Gegenwart noch immer. Und wahrscheinlich hatte Anya bereits Verdacht geschöpft, obwohl Siena ihre hybride Generalin noch nicht so nah an sich herangelassen hatte, dass diese ihren Geruch ganz aufnehmen konnte.
Doch es war nicht nur sein Geruch. Es war, als wäre der Kriegerdämon ständig bei ihr. Manchmal kam es ihr so vor, als spürte sie seine Berührung noch immer. Diese halb aus Erinnerungen, halb aus Fantasien bestehenden Empfindungen verfolgten sie und jagten brennende Ströme durch ihren ganzen Körper. Wenn diese Besessenheit mit einer Vereinigung einherging, dann wollte sie nichts davon wissen.
Sobald sie von ihrer Sonnenkrankheit wieder ganz genesen war, würde sie zum Hof der Dämonen gehen und verlangen, dass Noah dieses Problem löste, indem er seinem Heerführer befahl, sich von ihr fernzuhalten.
Doch Siena verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Sie durfte sich auf keinen Fall an einen Ort begeben, wo Elijah sein konnte. In wenigen Tagen war Samhain, und von Gideon hatte sie genug erfahren über die Dämonen, um zu wissen, dass sie Öl ins Feuer goss, wenn sie sich in dieser heiklen Zeit deren Territorium näherte. Denn sie war sich nicht sicher, dass sie ihm widerstehen konnte, wenn sie sich in seine Nähe begab.
Siena stand wieder auf und fuhr sich mit den Händen über den Bauch, während sie auf und ab ging. Ihre Hände rieben beruhigend darüber, so wie sie es immer tat, wenn sie angespannt war.
Sie wurde wahrscheinlich wirklich verrückt.
Siena ging wieder durch den Saal zu ihrem Thron, aber sie konnte es nicht ertragen, darauf zu sitzen. Er war zu sehr ein Symbol für das, was auf dem Spiel stand. Jedenfalls konnte sie jetzt nicht einfach ruhig dasitzen. Also begann die Königin der Lykanthropen wieder, unter den wachsamen Blicken ihrer Gefährtinnen auf und ab zu gehen.
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Isabella beugte sich über Elijah, strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn und biss sich besorgt auf die Lippen. Nachdem der Krieger endlich
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