Schattenwandler 03. Elijah
Jahren einmal den Fall gab, dass …“
„… dass Königin Colein ihren Gemahl auf die gleiche Stufe wie sich erhoben hat“, half Siena ihm, als sie merkte, dass er nach den Namen der beteiligten Personen suchte.
„Ja. Alexzander. Der erste König in Eurer Geschichte.“
„Ich weiß nicht, worauf Ihr hinauswollt.“
„Siena“, ergriff Legna mit sanfter, eindringlicher Stimme das Wort. „Elijah will kein gleichberechtigter Herrscher in Eurer Monarchie sein, er will nur Euer Herz, Eure Seele und Euren Körper. Er ist zufrieden mit seinem Leben und mit seinen Pflichten im Dienst von Noah. Könnt Ihr das nicht verstehen?“
„Ihr seht in ihm eine Bedrohung für Euren Thron. Darum biete ich Euch eine Lösung an, wie Ihr diese Bedrohung beseitigen könnt, bis Ihr Euch anders entscheidet“, mahnte Gideon. „Macht Elijah zu Eurem Gemahl , Siena, nicht zu Eurem König. Wenn Ihr ihn dann eines Tages als politisch gleichberechtigt auf den Thron heben wollt, liegt es bei Euch, das zu tun, und bei niemandem sonst. Es gibt kein lykanthropisches Gesetz, das von Euch verlangt, ihn zu einem gleichberechtigten Inhaber des Thrones zu machen, es gibt nur ein Gesetz, demzufolge Ihr ihn zu Eurem Gatten machen müsst. Beruft Euch auf Eure alten Traditionen und behaltet die Macht über Euer Volk. Und hört auf, Elijah und Euch selbst mit Euren Ängsten zu quälen.“
„Ist Euch klar, was Ihr da verlangt?“, fragte Siena heiser. Zugleich wurde ihr schwindelig, weil Hoffnung und Erleichterung sie zu übermannen drohten. „Ihr verlangt von mir, dass ich ihn öffentlich so behandle, wie … wie kein Mann mit seinem Ego es ertragen könnte.“
„Wir verlangen von Euch nur, dass Ihr das tut, was Ihr immer getan habt. Dass Ihr das Beste tut für Euer Volk. Das ist doch so natürlich für Euch wie zu atmen, Siena.“
„Ihr kennt Elijah nicht so gut, wie Ihr denkt“, fügte Legna hinzu. „Ich glaube, dass er für Euch jedes Opfer bringen würde. Er hat es nicht nötig, Euren Hof zu beeindrucken. Er will nur Euch beeindrucken. Seine Position bei Noah genügt ihm vollauf. Und ich sage Euch, selbst wenn sein Ego dadurch angekratzt würde, würde Elijah Euch trotzdem unter jeder Bedingung ins Herz schließen.“
„Aber …“
„Siena“, sagte Gideon seufzend. „Man bekommt nichts, wenn man kein Risiko eingeht.“
11
In der nächsten Nacht schreckte Elijah jäh aus dem Schlaf hoch.
Er setzte sich unvermittelt im Bett auf. Sein Körper protestierte gegen die abrupte Bewegung. Elijah atmete tief durch und rieb sich die schmerzenden Muskeln an der Schulter. In der vagen Hoffnung, dass ihnen allen angesichts des nahenden Samhain-Festes ein Zustand völliger Erschöpfung irgendwie guttun würde, hatte er sich und seine Truppen am Vorabend bis zum Äußersten gefordert.
Elijah wusste nicht genau, was er erwartet hatte, aber im Moment fühlte er sich ganz normal. Nun ja, so normal, wie er sich in den vergangenen Tagen gefühlt hatte. Im Grunde genommen hieß das, dass er herumhing und sich unbeschreiblich bedrückt fühlte und dass er stinksauer war auf eine gewisse lykanthropische Frau.
Er hatte bei Noah übernachtet. Auch das in der Hoffnung, dass der König eine Art Puffer bilden könnte gegen den übermächtigen Drang, über Siena herzufallen, den er eigentlich spüren sollte. Aber als er jetzt aufwachte und nichts Ungewöhnliches in seinen Gedanken und Wünschen empfand, war er geradezu lächerlich erleichtert.
Er schlug das Bettzeug zurück und ging zum Schrank. Er wählte ganz bewusst seine bequemste alte Jeans und ein ganz normales, schlichtes weißes Hemd. Nichts Besonderes, noch nicht einmal eins aus Seide, für die er seit der Zeit, in der er aufgewachsen war, eine Vorliebe hatte. Er würde nichts tun, was so aussehen könnte, als bereite er sich darauf vor, eine Frau zu treffen oder zu verführen.
Er krempelte die Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch und lächelte seiner lässigen Erscheinung im Spiegel zu. Dann fuhr er sich mit den Händen durch das Haar. Er hatte sich noch nicht so recht an die neue Farbe gewöhnt. Bis jetzt war es hellblond gewesen, und er fand den goldenen Farbton, den sie jetzt angenommen hatten, immer noch seltsam. Er fragte sich, ob ihn das absichtlich an die Person erinnern sollte, deren Partner er werden sollte. Jedes Mal, wenn er es sah, dachte er daran, woher die Farbe stammte. Zweifellos ging es Legna genauso, wenn sie ihre veränderte Augenfarbe im Spiegel sah, den Silberton von
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