Schattenwandler 03. Elijah
schließlich bei sich daheim, weitab von irgendwelchen russischen Territorien.
Zufrieden zündete er ein paar Kerzen an und staubte seinen Lieblingssessel ab und ließ sich anschließend mit einem Seufzer hineinsinken. Er legte den Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte, in die Stille der Nacht einzutauchen.
Sein Zuhause war ein mit allen Annehmlichkeiten eines modernen Haushalts ausgestattetes Blockhaus. Aber er konnte die Technik nicht nutzen. Wenn er oder andere Mitglieder seiner Spezies da waren, funktionierten die Elektrizität und damit sämtliche elektrischen Geräte nicht, weil die enge Verbindung der Dämonen mit den Kräften der Natur dazu führte, dass Technik und Mechanik durch die dämonische Biochemie gestört wurden.
Ich weiß. Ich habe die alte Gasbeleuchtungsanlage im Schloss wieder in Betrieb nehmen müssen, seit Legna und Gideon am Hof sind.
Elijah setzte sich ruckartig auf in seinem Sessel.
Wie kam es, dass sie hier sogar noch näher klang als vorher?
Zum Teufel mit ihr. Sie suchte sich einen beschissenen Zeitpunkt aus, um ihn zu verhöhnen. Es war fast so, als wollte sie, dass er völlig den Kopf verlor und zu ihr kam, um nach ihr zu sehen. Und nach der Erregung zu schließen, die in ihm aufstieg, und nach dem Drang, der dadurch in ihm wachgerufen wurde, würde ihr Wunsch schon bald in Erfüllung gehen, wenn sie so weitermachte.
Ich habe keine Angst vor dir, flüsterte sie.
Das solltest du aber, warnte er sie und probierte damit die Verbindung zwischen ihnen zum ersten Mal selbst aus.
Du musst mich erst einmal finden.
Ihre anfängliche Drohung. Zweifellos verhöhnte sie ihn, weil sie dachte, sie könnte sich vor ihm verstecken. Sie dachte, sie sei so überlegen und hätte deswegen nichts zu befürchten.
Was für eine dumme Provokation. Elijah hätte sie für klüger gehalten. Frustriert und verwirrt stand er auf und ging im Zimmer auf und ab.
Siena, du spielst mit dem Feuer. Du willst das doch nicht.
Das muss ich schon selbst entscheiden.
Zur Hölle mit ihr!
Elijah versuchte, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben, und rannte die dunkle Treppe in seinem Haus hinauf, um irgendetwas zu suchen, womit er sich ablenken konnte.
Elijah ging in seine Bibliothek, nahm schnell ein Zündholz und zündete zwei Kerzen auf dem Tisch an. Er hatte nicht besonders viel gelesen in diesem Jahrhundert, sondern sich mehr auf seine kämpferischen und strategischen Fähigkeiten konzentriert. Im letzten Jahrhundert hatte er seine Fertigkeiten als führender Waffenhersteller perfektioniert. Als es jetzt heller wurde in der Bibliothek, sah man den Beweis dafür an den Wänden blitzen. Da waren ungefähr zwanzig verschiedene Schwerter, die er alle von Hand gefertigt hatte. Sogar die Sockel, auf denen sie ausgestellt waren, hatte er sorgfältig selbst gebaut.
Es waren aber keineswegs nur reine Ausstellungsstücke. Er hatte sie alle ausprobiert und mit über der Hälfte davon schon in einer Schlacht gekämpft. Jetzt betrachtete er eins nach dem anderen prüfend und überlegte, welches ihn am stärksten ansprach.
Das Katana erregte seine Aufmerksamkeit. Die Klinge steckte fest in einer Scheide aus reinem Silber, und das Kerzenlicht spiegelte sich flackernd darin wider, sodass es aussah, als würden die Gravuren darauf zum Leben erwachen. Er griff danach, doch dann zögerte er und ließ die Hand sinken. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie er es das letzte Mal benutzt hatte, da er wusste, dass Siena nah an seinen Gedanken war.
Die Klinge hat meinen Vater getötet.
Elijah zuckte zusammen und bemerkte gar nicht, dass ihr Ton nachdenklich war, nicht anklagend.
Das tut mir leid, Siena.
Es muss dir nicht leidtun, Krieger. Mit dieser Klinge hast du unsere beiden Welten zum Besseren verändert.
Erschüttert wich Elijah zurück und ließ sich hilflos in einen Sessel gleich neben ihm fallen.
„Was willst du von mir, Siena?“, fragte er laut, und seine Stimme klang rau, weil er versuchte, seine Gefühle zu unterdrücken.
Ich will wissen, was du von mir willst.
„Gar nichts“, flüsterte er. „Ich will gar nichts von dir.“ Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort: „Ich will nur dich.“
Er stand auf und ging zu der Glastür, die von der Bibliothek auf einen Balkon führte, der um das halbe Haus herumlief. Er trat hinaus, lehnte sich auf die hölzerne Brüstung und atmete tief die Nachtluft ein.
Deine Berührung, dein Lachen, deine schönen Augen, Siena. Dein Temperament, deine schimmernde Haut,
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