Schattenwandler 04. Damien
lächeln. „Aber noch mal: Ich habe keinen Anlass, über solche Dinge nachzudenken. Du überraschst mich, Damien. Du hast nie ein Kind gehabt.“
„Du auch nicht“, stellte er fest.
„Wir sind nicht gerade der Elterntyp. Ich bin es noch immer nicht.“
„Solange du keine Veränderung zulässt, Jasmine.“
„Schwangerschaft?“ Jasmine schüttelte sich theatralisch. „Nicht dran zu denken. Beschäftige du dich damit. Oder besser noch sie, die das Muttertier für Eure Majestät spielt.“
„Und was ist mit Verlieben?“
„Das ist was für dich und für Poeten, nicht für mich.“ Sie hielt inne, bevor sie einlenkte. „Jedenfalls nicht so bald. Vor mir liegt eine große Aufgabe, wenn du dich erinnerst. Ich muss Stephan dabei helfen, eine Schutztruppe aufzubauen, und ich muss die Maßnahmen mit unseren Botschaftern absprechen. Dann muss ich dir Vorschläge für einen Botschafter am Hof der Schattenbewohner unterbreiten, weil ich weiß, dass du vorhast, einen hinzuschicken. Wir müssen noch jemanden finden, den wir zu den Mistrals schicken können. Jemanden, der geistig so stark ist, dass er dem Zauber ihrer Stimmen nicht erliegt, der vielleicht musikalisch ist, aber ruhig und sittsam. Jemanden, der wenig redet, der aber, wenn er redet, auch etwas zu sagen hat.“
„Ich bin froh, wenn ich hier am Ort einen häuslichen Schutz bekomme. Ich glaube, jemand hat es auf meinen Thron abgesehen“, scherzte er und tätschelte sie am Kinn. „Heißt das, du willst bei uns bleiben, Jas?“
„Ich bleibe am Hof“, verbesserte sie ihn. „Ich denke, du solltest dich in Rumänien niederlassen, Damien. Unserem Heimatland. Unser Anwesen dort ist groß genug, dass du den Hofstaat so vergrößern kannst, wie es nötig sein wird, und trotzdem gibt es genügend Flügel, sodass du und deine möglichen Gäste eure Privatsphäre habt. Abgesehen davon liegt es näher an der Heimat deiner zukünftigen Braut. Sie könnte regelmäßig zu Besuch nach Hause fliegen.“
Damien lachte über ihr listiges Lächeln, das deutlich machte, dass Jasmine das nur recht wäre.
„Versprich mir eins!“
„Es kommt darauf an“, erwiderte sie in typischer Vampirart.
„Wenn sich erwiesen hat, dass Syreena die Richtige ist, um neben mir auf dem Thron zu sitzen, wirst du ihr den Respekt entgegenbringen, den sie verdient.“
Jasmine dachte kurz darüber nach.
„So viel kann ich dir versprechen. In der Öffentlichkeit werde ich sie immer so behandeln, wie du es von mir erwartest. Ich für meinen Teil halte sie weiterhin für eine kleine, dumme Nuss. Mehr kann ich nicht tun.“
„Einverstanden.“ Er grinste.
„Und ich halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg, ob das jemandem gefällt oder nicht.“
„Ich erwarte, dass du das auch weiterhin tust. Ich habe nichts von einer Beraterin, die mir nicht widersprechen kann.“
„Oder deiner Prinzessin. Doch ich werde ihr mit großem Respekt widersprechen“, sagte sie großmütig und machte eine schwungvolle Verbeugung.
Damien lachte, streckte den Arm aus und winkte sie zu sich. Jasmine ließ sich von ihm umarmen und seufzte erleichtert auf, als sie spürte, wie er ihr mit den Fingern über das Haar strich, so wie er es immer getan hatte.
Zwei Stunden vor Tagesanbruch erfuhren sie schließlich, was sich in der Bibliothek ereignet hatte. Die Zeit verging unerträglich langsam für Siena, obwohl sie dank Damiens Enthüllungen über die Geschichte der Vampire und deren mögliche Zukunft eine überwältigende Menge an Informationen bekommen hatten. Siena wusste nicht, ob sie so mitteilsam über ihre internen Probleme gewesen wäre, doch sie begriff schnell, weshalb Damien es für notwendig hielt. Die Vampire waren stets die Ersten gewesen, die in Friedensfragen einen Anfang gemacht hatten, zumindest sobald Damien festgestellt hatte, dass Krieg ihn zu Tode langweilte. Einen Botschafter für den Hof der Schattenbewohner vorzuschlagen, war ein ungeheures Risiko, doch umso erstaunlicher war es, dass sie den Vorschlag akzeptierten. Siena war gerade dabei, sich bewusst zu werden, was für ein interessantes Paar sie in Malaya und Tristan kennengelernt hatte, als Anyas Botin angeflogen kam.
Ihr Name war Nita, und Siena erkannte sie augenblicklich, als sie sich von ihrer Eulenform in die hübsche, rundliche Gestalt von Anyas Lieblingsleutnant verwandelte.
Sie deutete ihrer Königin gegenüber eine höfliche Verbeugung an und dann eine gegenüber den übrigen Würdenträgern, ohne die
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