Schattenwandler 04. Damien
nicht.“
„Nicht besonders“, gestand sie und erlaubte ihm, ihren warmen Körper an sich zu ziehen. „Aber das war ich dir schuldig für die kalten Hände.“
„Wie kannst du das fühlen, aber nicht diese Eiseskälte?“, wollte er wissen.
„Weil ich vorbereitet war. Sozusagen ein mentaler Mechanismus und die Tatsache, dass ich nicht zur Gänze in Menschengestalt bin.“
Er spürte, wie ihre Beine ihn berührten, und musste feststellen, dass es sich um eine Flosse und nicht um Beine handelte.
Na, wenn das nicht die kleine Meerjungfrau ist, dachte er, und glitt mit einer Hand neugierig über ihren Rücken und über ihren Hintern, und er spürte die Stelle, an der die Haut in die samtige Kühle ihrer Flosse überging.
„Erwarte nicht, dass ich für dich singe. Ich kenne nicht ein einziges Lied.“
„Nicht einmal mit einem Sirenengeist in dir? Das kann ich kaum glauben.“
Er küsste sie, bevor sie etwas erwidern konnte.
„Ich dachte, ich hätte Klagen gehört, dass das Wasser so kalt ist“, schnurrte sie, als sie sich einen Moment später unter Wasser an seinen Körper schmiegte.
„Ja, aber da die Wärme meinen Körper verlässt, kann ich es besser aushalten. Das kannst du von dir nicht behaupten, nehme ich an. Ich frage mich, wie du diesmal auf meine kalten Anhängsel reagierst.“
Sie lachte, stieß sich von ihm weg und bespritzte ihn mit Wasser.
„Du bist der Angeschmierte, Prinz Damien“, neckte sie ihn. „Du musst mich erst einmal erwischen.“
Sie tauchte unter, schlug einmal kräftig mit der Schwanzflosse, und ein Schwall Wasser ergoss sich über ihn.
„Wenn du dich da mal nicht täuschst, Prinzessin“, murmelte er, „denn ich kann die Luft länger anhalten.“
Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu folgen, und wartete stattdessen ab, bis sie wieder an die Oberfläche kam.
Dann sorgte er dafür, dass sie ihn zur Strafe wärmte.
15
Jasmine betrat die alte rumänische Festung langsam durch die Tür anstatt über einen der zahlreichen Balkone, die das Gebäude schmückten. Als Erstes suchte sie nach Anzeichen für Damiens Anwesenheit.
Sie hatte gemerkt, dass er sich auf dem Besitz aufhielt, doch sie hatte ihn innerhalb des Gebäudes vermutet. Deshalb war sie überrascht, ihn draußen aufzuspüren. Sie war jedoch nicht überrascht, dass sein neuer Schatten ganz nah bei ihm war. Sie seufzte ein wenig ungehalten. Ließ diese Frau ihn denn nie allein?
Doch Jasmine schob den Gedanken sofort beiseite. Sie musste sich nun einmal daran gewöhnen. Es war klar, dass die Lykanthropin sein Schmusetier bleiben würde. Schließlich war sie ja auch mehr Tier als sonst etwas.
Jasmine sah sich in dem großen Saal um, den sie betreten hatte, und betrachtete die mit Spinnweben überzogene Kuppeldecke mit ihren Fresken. Wenn sie gereinigt wäre, kämen die kräftigen Farben und auch der Goldglanz der Intarsien wieder zur Geltung.
Sie war sichtlich stolz auf das, was sie im trüben Licht erkennen konnte. Ihr Bruder Horatio hatte die Arbeiten in der Renaissance ausgeführt, als dies gerade in Mode war. Er war stets der Künstler und der kreative Kopf in der Familie gewesen. Bis er schließlich vor einigen Jahrzehnten den diplomatischen Posten an Noahs Hof übernommen hatte.
Man sollte meinen, dass jemand, der so alt war wie sie, sich in der langen Zeit daran gewöhnt hatte, dass nichts so blieb, wie es war. Die Dinge änderten sich. Immer. Und wenn man bedachte, wie schwer es nach ein, zwei Jahrhunderten wurde, noch Zerstreuung für sich zu finden, hatte das wohl auch sein Gutes.
Doch die Abwesenheit ihres Bruders war ihr genauso wenig recht gewesen wie die Ankunft der Lykanthropenprinzessin. In beiden Fällen hatte sie nichts mitzureden. Was natürlich richtig war.
Das hieß allerdings nicht, dass es ihr gefallen musste.
Doch sie würde sich irgendwie anpassen, wie sie es immer tat. Sie tröstete sich damit, dass die Zeit schnell verging. Zumindest würde sie sich nicht langweilen. Andererseits war es vorprogrammiert, dass Dinge geschehen würden, die nicht begrüßenswert waren.
Und Damien war höchstwahrscheinlich als einer der Ersten davon betroffen.
Sie hatte sich jedenfalls entschieden. Ruth hatte sie mit allen möglichen Verlockungen in Versuchung geführt, eine bunte Mischung an Möglichkeiten, die in vielerlei Hinsicht reizvoll, aber in anderer Hinsicht wiederum gewissenlos waren.
Sie würde hierbleiben, an diesem Ort, mit diesem Mann, der für sie wie ein Bruder war und wie ein
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