Schattenwandler 04. Damien
gewesen, wie er sich erinnerte. Jasmine hatte ihm zwar gesagt, es gebe Beweise dafür, dass es in der Vergangenheit ein normaler Vorgang zwischen den verschiedenen Arten gewesen war, doch Syreena war keine normale Schattenwandlerin. Was, wenn diese Entscheidung tödlich war für eine Mutation wie sie? Damien konnte sich nicht vorstellen, wie er weiterleben sollte, wenn ihr deswegen irgendetwas zustieß.
„Okay, entspann dich“, sagte er laut zu sich selbst.
Sie hatte etwas durchlebt, was man als radikalen Wandel ihrer physischen Struktur bezeichnen konnte, wie bei ihm auch. Es würde einfach eine Weile dauern, bis sie sich erholt hatte. Er hatte nur einen Tag gebraucht, um die Auswirkungen zu verarbeiten. Vielleicht musste er sich einfach nur eine Zeit lang in Geduld üben.
Diese Bestärkung hielt ihn davon ab, in Panik zu verfallen, doch entspannen konnte er sich nicht.
Damien verbrachte die verbleibenden Tagesstunden damit, bei ihr zu wachen, und er behielt sie so aufmerksam im Auge, dass er schließlich genau wusste, wie viele Atemzüge sie in einer Stunde machte. Er fand seine Hose unter den zu Boden geworfenen Kleidern wieder und suchte das Haus ab, doch er hatte recht gehabt mit der Annahme, dass er nichts Brauchbares finden würde. Da sein Streifzug erfolglos gewesen war, ging er nun im Zimmer auf und ab.
Nach einer fünfstündigen Geduldsprobe begann sie ein bisschen leichter zu atmen und schien aus ihrer Bewusstlosigkeit in eine Art Schlaf hinüberzugleiten.
Das verschaffte ihm schließlich eine gewisse Entspannung, und er setzte sich zu ihr, statt hilflos im Kreis zu gehen. Er zog sie an sich, deckte ihren Körper, so gut er konnte, mit seinem zu.
Der Prinz schloss die Augen, doch er schlief nicht. Er lauschte lediglich ihrem Atem.
Ungefähr drei Stunden vor Sonnenuntergang wurde sie unruhig. Es begann mit ein paar nervösen Zuckungen, doch dann schien ihr zentrales Nervensystem die Herrschaft zu übernehmen. Sie warf sich hin und her, als hätte sie einen schrecklichen Albtraum. Tief in ihrer Kehle machte sie leise Geräusche wie ein verwundetes Tier. Er ertrug diese Folter beinahe eine Stunde lang, während er sich die ganze Zeit dafür verfluchte, dass er sie einer so schlimmen Erfahrung ausgesetzt hatte. Und es tröstete ihn auch nicht, wenn er sich sagte, dass sie die Entscheidung freiwillig getroffen hatte.
Gegen Ende dieser Stunde wünschte er sich, Jasmine hätte ihm nie von dem Austausch erzählt. Denn aus der Unruhe wurden leichte Krampfanfälle, die schließlich so stark wurden, dass er dachte, ihr zartes Rückgrat würde brechen, so sehr bäumte sich ihr Körper auf.
Nichts, was mit Liebe und mit Bindung zu tun hat, sollte so schmerzvoll sein , dachte er zornig.
Er vergaß, dass ihm das nach seinem eigenen schmerzhaften Prozess nicht so viel ausgemacht hatte. Alles, woran er denken, alles, was er sehen konnte, war, wie sehr die Frau, die er liebte, litt.
Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit fiel sie schließlich in tiefen Schlaf. Sie schlief so tief, dass er nicht einmal ihre Träume wahrnehmen konnte. Ihre Körpertemperatur wurde wieder normal, und sie atmete gleichmäßig. Der Schweiß, der das erste Laken getränkt hatte, war verdunstet, als er sie in ein zweites hüllte.
Er legte sich neben sie, und wieder konnte er nicht schlafen.
Damien schloss die Augen und lehnte sich an das Kopfteil des riesigen Bettes. Er diente Syreena als Kissen, sie lag mit dem Rücken an seiner Brust, und ihr Kopf ruhte unter seinem Kinn. Er spürte die sanften Bewegungen ihres Haars auf seiner Haut, als die ruhelosen Enden eine bequeme Lage suchten.
Damien bemerkte nicht, dass die grauen Stoppeln an ihrem Haaransatz mit ziemlicher Geschwindigkeit wuchsen. Das stahlgraue Haar wurde dunkler, je länger es wurde, und die lebendigen Strähnen fielen über Syreenas Wange. Dann, mit einem leichten Pulsieren des Bluts, das durch ihr Haar floss, dunkelte die braune Seite ebenfalls nach. Zum ersten Mal, seit sie sich als junges Mädchen von ihrer Krankheit erholt hatte, war ihr Haar beinahe von einheitlicher Farbe. Es war von einem wunderbaren Kohlschwarz, nicht so schwarz wie das von Damien, aber beinahe. Der Unterschied lag in den sichtbaren Strähnen aus Dunkelgrau, Dunkelbraun und Schwarz, die von ihrem Haaransatz direkt über ihrer Stirn in drei verschiedene Richtungen in voller Länge herabfielen.
Als Syreena schließlich die Augen aufschlug, geschah es mit dem überwältigenden Gefühl, dass es
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