Schattenwandler 04. Damien
diese Leute sehr lange gemieden, weil sie ihn abgestoßen und verärgert hatten mit ihren scheinbar einfachen Freuden des Lebens.
Das sah er jetzt anders.
An der freudigen Atmosphäre bemerkte er, wie glücklich sie waren, dass er endlich in seine Heimat zurückgekehrt war. Und wie sehr sie die Anwesenheit ihres Prinzen vermisst hatten. Wenn nur die von höherem Rang ebenfalls so erfreut wären, dachte er. Aber er würde es so nehmen, wie es kam.
Als sich mindestens zehn der zum Hof gehörenden Vampire, die er kannte, im Hauptsalon befanden, stieß Damien sich schließlich von der Wand ab. Niemand würde es wagen, sich mit Syreena anzulegen, jetzt, wo sie wussten, dass sie seine Unterstützung darin hatte zu bestimmen, wer bleiben durfte und wer gehen musste. Diejenigen, die jetzt um sie herumstanden, würden sich ebenfalls um ihren Schutz kümmern, falls jemand so dumm war, sie herauszufordern. Es war klar, dass sie die Frau des Prinzen war und dass sie ebenso respektiert und beschützt werden musste wie der Prinz.
Damien ergriff die Gelegenheit, sich an Jasmine zu wenden, die ihn baldigst um eine private Unterredung ersucht hatte. Er wollte Jasmine besondere Aufmerksamkeit schenken und ihr das Gefühl geben, dass sie noch immer wichtig war für ihn und dass er ihre Meinung schätzte, daher war es ihm ein Anliegen, ihrer Bitte nachzukommen. Es stimmte wirklich, dass er so empfand; er musste nur dafür sorgen, dass Jasmine es ebenfalls tat.
Jasmine gab gerade einem kleinen Mädchen namens Lucia Anweisungen, wie sie ihre Räume und ihre Sachen geordnet haben wollte, als Damien sie fand.
Er verstand nicht, warum Jasmine sich neue, abgelegene Räume ausgesucht hatte, wo sie doch in den letzten fünf Jahrhunderten stets das Gegenteil getan hatte. Diese Art passiver Widerstand gegenüber den Veränderungen in seinem Leben machte ihn ein wenig traurig, doch mit der Zeit würde sich das von selbst lösen.
„Du verlangst nach einer Audienz, Madam?“, begrüßte er sie, und seine Stimme hallte in dem riesigen Raum wider.
Lucia bekam einen furchtbaren Schreck, und Damien musste sich zusammenreißen, um nicht zu schmunzeln, als sie ihn mit Augen ansah, die beinahe aus den Höhlen traten. Sie konnte nicht älter sein als ein paar Jahrzehnte, und sie hatte den Vampirprinzen nie zuvor gesehen. Seine bloße Anwesenheit und die Geschichten und Gerüchte, die sich um ihn rankten, waren wohl Grund genug, eingeschüchtert zu sein, wie Damien sich vorstellen konnte.
„Damien“, begrüßte ihn Jasmine mit einem warmen Lächeln. Sie stellte die Parfümflasche ab, die sie betrachtet hatte, und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Sie schmiegte ihren schlanken Körper mit großer Zuneigung an seinen und küsste ihn liebevoll auf die Wange. „Ich bin froh, dass du gekommen bist.“
Sie hakte sich bei ihm unter und scheuchte das glotzende Mädchen mit einem Blick zurück an die Arbeit, während sie mit dem Prinzen in den Flur hinaustrat. Sie öffnete eine Tür in der Nähe und führte ihn in einen verstaubten und verlassenen Lagerraum.
„Du heckst doch etwas aus“, sagte er sofort, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Stimmt, du hast recht. Auch wenn ich mit dem übereinstimme, was über die Sache mit den abtrünnigen Schattenwandlern gesagt wurde, glaube ich doch, dass es eines gibt, das unbedingt getan werden muss.“
„Du suchst Ärger, Jasmine“, stellte er fest.
„Genau“, sagte sie seufzend. „Und das solltest du auch! Damien, du bist der Prinz, und ich bin deine engste Beraterin. Ich habe mich immer um unsere internen Probleme gekümmert, und du hast sie mir stets anvertraut.“ Sie trat vor ihn hin und packte ihn an den Schultern, damit er in ihre ernsten dunklen Augen blickte. „Seit wann überlassen wir es anderen Leuten, unsere internen Probleme zu lösen? Wir haben eine Verantwortung und müssen uns umgehend um das Problem kümmern. Der abtrünnige Vampir. Wir müssen herausfinden, wer das ist. Wir müssen wissen, wer unter uns ein Verräter ist, damit wir nicht an der falschen Stelle Informationen preisgeben.“
Damien betrachtete sie und suchte in ihrem Gesichtsausdruck und in ihrer Körpersprache nach ihren Beweggründen. Was sie sagte, ergab einen Sinn, doch er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass dahinter andere Motive standen.
Allerdings hatte Jasmine stets andere Motive bei allem, was sie sagte oder tat.
„Es ist wahrscheinlich einer von denen, denen wir zunächst
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