Schattenwandler 04. Damien
dunkel war. Alle Schattenwandler spürten das auf die eine oder andere Weise, doch sie meinte es deutlicher wahrzunehmen als sonst. Sie fühlte sich nicht ausgeruht, aber auch nicht so erschöpft, wie sie sich wahrscheinlich fühlen sollte. Sie verharrte einen Augenblick so, lächerlich glücklich darüber, dass Damien seine Arme um sie gelegt hatte.
Alle Anzeichen von Schwindel, die sie zuvor gequält hatten, waren weg, und sie war sehr erleichtert. Der Wundschmerz war mit dem Heilungsprozess ebenfalls verschwunden, obwohl sie annahm, dass sie, wenn sie sich bewegte, ein paar Stellen spüren würde, wo ihr Körper sich gerade wieder aufbaute.
Sie hatte keine Ahnung, als wie zutreffend sich diese bildhafte Vorstellung erweisen würde.
Damien spürte ihre regen Gedanken in seinem extrasensorischen Bewusstsein umherschwirren, noch bevor sie sich bewegte, und er öffnete rasch die Augen, um sie anzuschauen. Die Veränderungen ihres Haars waren dramatisch, und er brauchte einen Moment, um die Wirkung zu verdauen. Er hatte sich kaum davon erholt, um es ihr zu sagen, als sie zu ihm aufsah.
Ihre Augen. Augen, welche die gleiche schwarze Farbe angenommen hatten, gesprenkelt mit grauen, braunen und tiefschwarzen Punkten. Es war, als blickte man in gemaserten italienischen Marmor.
Einen Moment lang war es so, als blickte er in die Augen einer Fremden.
Doch dann lächelte sie ihn an, und augenblicklich war sie wieder ganz Syreena. Ungeachtet der Veränderungen war sie dieselbe attraktive, verführerische Frau, in die er sich verliebt hatte.
Und sie lächelte.
Die Erleichterung war riesengroß.
„Ich glaube, ich weiß, was du von mir bekommst“, sagte er ironisch.
„Oh! Willst du nicht teilen?“
„Nu n … “
Er dachte einen Moment lang nach und hob sie mit sich hoch, als er sich zur Seite drehte, um über die Bettkante zu schauen. Sie kicherte, als sie nach vorn kippte, während er nach etwas griff. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er den Dolch in der Hand. Er hielt ihn ihr mit der flachen Seite der Klinge vor das Gesicht. Verwirrt sah sie ihn an.
„Schau in die Klinge!“
Sie tat es und sah ihr leicht verzerrtes Spiegelbild.
Syreena stöhnte und packte sein Handgelenk, um den provisorischen Spiegel besser auszurichten. Sie konnte ihr dunkles Haar nur teilweise sehen, doch ihre Augen erkannte sie deutlich.
„Sie sind gleich!“
Es war ein kindlicher Ausruf heller Freude, und er war ziemlich verwirrt darüber. Er hatte gedacht, dass sie womöglich verstört sein würde, sich so verändert zu sehen. Er war gar nicht auf den Gedanken gekommen, dass ihr einheitliches Aussehen ihr gefallen könnte. Obwohl die Färbung immer noch ziemlich ungewöhnlich war, machte sie Syreena nicht zu einer Außenseiterin, nicht so wie die Harlekinerscheinung, die sie die meiste Zeit ihres Lebens gewesen war.
Sie hielt das Messer in verschiedene Richtungen, drehte den unzulänglichen Spiegel hin und her, damit sie die verschiedenen Teile ihres veränderten Äußeren betrachten konnte.
„Ich frage mich, was das bedeutet“, sagte sie leise.
„Was es bedeutet?“
„Das Schwarz, Damien. Erinnerst du dich? Lykanthropenhaar zeigt die Gestalt an, in die man sich verwandeln kann.“
„Ein Rabe?“
„Unwahrscheinlich. Diesen Teil habe ich dir gegeben. Schwer möglich, dass du ihn zurückgeben kannst.“ Sie rückte von ihm weg und setzte sich auf die Bettkante, ihre Füße berührten den staubigen Boden eine Sekunde lang, bevor sich eine Hand um ihren Oberarm schloss und sie zurück ins Bett zog.
„Du hast gerade eine extreme körperliche Verwandlung durchgemacht, und ich habe den ganzen Tag um deine Gesundheit und um deine Sicherheit gebangt, und du glaubst, ich lasse dich jetzt herumlaufen, als wäre nichts geschehen?“
„Damien, ich bin nicht jemand, der die ganze Woche jammernd im Bett liegen kann. Es geht mir gut, und ich möcht e … “
Sie brach ab und griff nach der Schiene und den Bandagen an ihrem Arm. Nach einer ganz kurzen prüfenden Berührung riss sie den hinderlichen Verband ab und warf die Fetzen auf den Boden. Sie bewegte ihre Finger und den Arm und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu: „Ich will fliegen!“
„Syreena!“
Doch sie hatte sich seinem Griff bereits entwunden und eilte durch den Raum in das Wohnzimmer, rannte zum Fenster und entriegelte es augenblicklich. Damien sprang aus dem Bett und rannte hinter ihr her.
„Syreena! Was, wenn du den Falken aus irgendeinem Grund verloren
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