Schattenwandler 04. Damien
konnte, war es eine geradezu aufsehenerregende Verwandlung. Jasmines Schweigen war eindeutig, doch ihre Miene war undurchdringlich, und Syreena hatte den Eindruck, dass die Vampirin nicht sehr erfreut war über die Veränderung.
„Wie ich sehe, habt ihr den Austausch vollzogen“, sagte sie schließlich. „Ich gratuliere dir und Damien. Ihr seid die ersten in mehreren Tausend Jahren. Sagt mir Bescheid, wenn ich euch bei der Bindungszeremonie helfen kann.“
„Das werden wir“, sagte Syreena, verwundert über Jasmines ungewohnte Liebenswürdigkeit. „Damien sagt, das Gefolge kommt.“
„So ist es. Ich bin sicher, du freust dich darauf.“
Wieder hatte Syreena den Eindruck, dass Jasmine etwas vor ihr verbarg und dass ihr das insgeheim Vergnügen bereitete.
„Inwiefern?“
„Du bist jetzt die Herrscherin an diesem Hof, Prinzessin. Du bist die Schlossherrin, von der erwartet wird, dass sie alles organisiert und am Laufen hält. In der Vergangenheit hatte ich diese Rolle inne, doch das ist jetzt deine Aufgabe.“
„Verstehe. Es ist eine Familienstellung. Ich habe bereits den Hof meiner Schwester geführt.“
Jasmine lächelte ihr nur zu als Antwort. Es wäre amüsant zu beobachten, wie eine Lykanthropin versuchte, einem Vampirstab Anweisungen zu geben.
„Dann schlage ich vor, dass du die Neuankömmlinge begrüßt. Sie sind in der Eingangshalle.“ Jasmine nahm Syreena beim Arm und führte sie in die richtige Richtung. „Im Laufe des Abends wird der Rest eintreffen. Ich bin sicher, es wird dir nicht schwerfallen, die Dienerschaft von den höhergestellten Gästen zu unterscheiden. Sybil, unsere Haushälterin, wird als Erste hier sein, wie ich sie kenne, und sie wird dir eine große Hilfe sein.“
Damien lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, während er mit seinen dunklen Augen seiner Gefährtin folgte, die sich geschäftig um die Einteilung des Personals kümmerte. Zwischendurch begrüßte sie höflich die Gäste und schickte sie umgehend wieder fort. Das Haus, erklärte sie, würde in ein paar Tagen in Ordnung gebracht sein, dann würde es eine landesweite Begrüßung geben für alle, die Damien ihre Ehrerbietung erweisen wollten. Sie nahm einer möglichen Kränkung darüber, dass sie ihre Gesellschaft ablehnte, die Schärfe mit einer Liebenswürdigkeit und mit einem strahlenden Lächeln, die höchst diplomatisch waren.
Niemand, der nicht genau hinsah, würde jemals denken, dass sie keine Vampirin war, dachte er. Erstens, weil es unvorstellbar war, dass Damien mit einer Frau einen Hausstand gründete, die nicht eine von ihnen war. Und diejenigen, die es seltsam fanden, dass sie nicht den natürlichen Instinkt ansprach, den Vampire füreinander hatten, ließen es bei einem Stirnrunzeln bewenden. Wenn jemand die seltsame Frau mit den wärmeempfindlichen Membranen in den Augen betrachtet hätte, hätte er sofort die Wahrheit gewusst, weil sie warm und rot gewesen wäre.
Letzteres hätte womöglich eine feindselige Reaktion hervorrufen können, also beobachtete Damien die Anwesenden dahingehend ganz genau.
Bald war die Einteilung derjenigen, die im Schloss leben und arbeiten sollten, so weit gediehen, dass Damien sich endlich entspannen konnte. Es waren die loyalsten Personen, die in der Vergangenheit ihr Leben eingesetzt hatten, um diesen Hof zu schützen und zu verteidigen. Vom Butler bis zum Spülmädchen hatten ihre Familien dem Hof seit Äonen gedient, und sie betrachteten es als eine Auszeichnung, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Es war ihm egal, dass sie die schwächsten waren in dieser mächtigen Spezies. Es lag eine große Kraft in diesen scheinbar untergeordneten Leuten, die sie weit über die Leute in seinem Gefolge stellte.
Es war die Kraft der Genügsamkeit, der Loyalität und der Zufriedenheit, alles Dinge, die denjenigen, die sich zu Höherem berufen fühlten, ganz fremd waren. Er hatte das bisher nie richtig begriffen. Das lag daran, wie er jetzt erst erkannte, dass sie sich nicht jeden Augenblick Sorgen darüber machen mussten, dass jemand ihnen von hinten ein Messer in den Rücken stoßen oder ihnen bei der erstbesten Gelegenheit den Kopf abreißen könnte. Sie hatten ihre Heimat nie verlassen, hatten stets demselben Clan angehört und dieselben lebenslangen Beziehungen unterhalten. Und das gab ihnen Sicherheit, nicht Langeweile.
Damien war fasziniert, das zu sehen.
Zumindest war es jetzt so. Jetzt, wo er selbst Zufriedenheit gefunden hatte. Er hatte dieses Land und
Weitere Kostenlose Bücher