Schattenwandler 04. Damien
unendlich erleichtert fühlen würde, nachdem sie den Beweis mit dem Abnehmen der Halskette bekommen hatte, doch das war nicht so. Dabei war sie bestätigt worden, und davon war sie ja auch ausgegangen. Nein, sie fühlte sich nicht erleichtert, weil sie ihre Überzeugungen aufgegeben hatte. Sie ging davon aus, dass Damien das gewusst hatte und dass das der Grund war, weshalb er sie ihr abgenommen hatte, als sie schlief. Er hatte gewartet, bis es nichts mehr damit zu tun hatte, ob sie einander erwählten.
Nun, die Entscheidung war gefallen. Es gab jetzt kein Zurück mehr für sie. Obwohl es noch ein paar Zeremonien zu vollziehen galt, um es offiziell zu machen, hatte Damien sich in dem Moment, als er ihr Jungfernhäutchen durchstoßen hatte, mit ihrer Seele vereint.
Als ob der körperliche Akt irgendetwas damit zu tun hätte, sinnierte sie belustigt. Seine Seele hatte die ihre schon lange vorher erobert. Seine Seele und seine Weisheit und die richtigen Worte. Seine sanften Berührungen und sein Verständnis. Wie sie sich hatte dagegen sträuben können und warum, war ihr jetzt ein völliges Rätsel.
Sie seufzte und schaute sich in der Küche nach etwas Essbarem um, wobei sie sich keine großen Hoffnungen machte, da sie sich im Haus eines Vampirs befand.
Es war kräftezehrend gewesen.
Zum Glück funktionierte sie auch mit schwächerer Blutversorgung, nachdem sie letzte Nacht seinen Hunger gestillt hatte, doch er hatte auch seine Ausdauer und seine Unersättlichkeit unter Beweis gestellt und wurde damit seinem Ruf gerecht. Er hatte sie während der dunklen Stunden mehrmals geweckt und sie mit der gleichen Intensität geliebt wie beim ersten Mal. Obwohl er das letzte Mal, als er Blut von ihr gesaugt hatte, keine Schmerzen gehabt hatte, hatte er es kein weiteres Mal getan. Sie hatte irrtümlich gedacht, dass es ein wichtiger Teil des Liebesaktes mit einem Vampir sei, etwas, woran sie sich wegen der starken erregenden Wirkung und wegen der ungeheuren Erotik leicht gewöhnen konnte. Doch seine Leidenschaft hatte die höchsten Höhen erreicht, egal, was er mit ihr tat oder nicht tat. Sie hatte nicht gewusst, dass ein Körper auf so vielfältige Weise stimuliert werden konnte.
Dagegen verblassten alle Lektionen über Sex oder über Sexualität.
Besonders war in dem Handbuch nicht erwähnt worden, wie wund er einen machen konnte. Es war eine körperlich anspruchsvolle Übung, eine Herausforderung selbst für ihren athletischen und gut trainierten Körper.
Sie stellte fest, dass es nicht einmal einen Kühlschrank in der Küche gab. Nicht einmal ein Eisfach. Sie gab einen bestürzten Laut von sich.
„Hast du Hunger, Kleines?“
Ruckartig drehte sie sich um. Damien war noch nicht wieder ganz bei Kräften, und trotzdem hatte er seine besondere Veranlagung schon genutzt. Er hatte sich angeschlichen, ohne dass sie auch nur einen Hauch im Nacken gespürt hätte.
„Du musst mir zeigen, wie du das machst“, sagte sie neidisch, als er näher kam und seinen muskulösen Arm um ihre Taille legte. Er zog sie fest an sich und drehte sie leicht, als er sich hinunterbeugte, um ihr Schlüsselbein unter dem offen stehenden Hemdkragen zu küssen.
„Es ist ein mentaler Trick, und ich bin gespannt, ob du ihn eines Tages auch beherrschst. Das traue ich dir glatt zu.“
„Ich mir auch“, stimmte sie selbstgefällig zu, und er musste lachen.
Sein Gelächter vibrierte an ihrem Körper, und sein Mund, der über ihren Hals und über ihren Nacken fuhr, verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie kicherte, als seine Barthaare über ihre kalte Haut glitten, und sie entzog sich der direkten Berührung seines Mundes.
„Ich habe dich gewarnt!“, schalt sie ihn und stemmte sich gegen seine Brust, als er sie nicht loslassen wollte.
„Du bist also nur dann nicht kitzlig, wenn ich dich beiße“, schloss er mit einem hinterhältigen Blitzen in den Augen.
„Du bist mir ja ein schöner Vampir. Oooh. Pass bloß auf! Der Vampirprinz kitzelt dich vielleicht auf qualvolle Weise zu Tode!“ Sie schlug die Hand vor den Mund und riss die Augen auf wie eine Stummfilmdiva. „Rettet mich!“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine Querulantin bist?“, fragte er trocken und zog die Hand von ihrem Mund weg.
Er beendete den Schlagabtausch, indem er sie mit einem Kuss zum Schweigen brachte. Der Kuss war genauso erregend wie beim ersten Mal. Nur dass sie inzwischen geschickter geworden war. Innerhalb einer Minute hatte Damien es geschafft, dass
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