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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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wurden.
    Sie sprachen gleichzeitig, weil Kestras Verstand nun Gideons sämtlichen autonomen und unkontrollierten Systeme steuerte. Seine Stimmbänder nahmen das Signal aus ihrem Gehirn auf, genau als sie den Wunsch zu sprechen an ihr eigenes System schickte.
    Kestras Saphirlicht überprüfte seine Fähigkeit zur Astralprojektion, lotete sie aus, bewunderte deren Tragweite und all die Dinge, die er damit tun konnte und von denen niemand wusste. Dann setzte sie ihre Untersuchung fort und folgte der Energie ein Stück in die Zukunft, folgte den Wegen, die er noch nicht beschritten oder entdeckt hatte, und sah, was er jetzt noch nicht tun konnte, was er jedoch eines Tages meistern würde.
    »Astralheilung«, sagten sie, als sie verstanden, welches Potenzial darin lag. Gideons leise Stimme verschmolz mit ihrer starken weiblichen, und es klang fast wie Musik, eine Sinfonie, die sie dirigierte. Gideon hatte schon immer geahnt, dass er eines Tages dazu fähig sein würde, in seiner Astralgestalt zu heilen, und er hatte bereits mit den Möglichkeiten experimentiert. Er hatte gespürt, dass er kurz vor einem Durchbruch stand, und doch hatte er noch nicht den kleinsten Erfolg gehabt. Jetzt wusste er, dass es klappen würde. Er wusste plötzlich, wie er den Weg finden konnte.
    Sie hatte es ihm gezeigt.
    Instinktiv griff er in ihre Kontrolle über seine motorischen Fähigkeiten ein; er hob seine freie Hand und umfasste das Gelenk der Hand, die auf seinem Gesicht lag. Es war keine Zurückweisung, sondern ein Zeichen der Dankbarkeit. Gideon war sich auch bewusst, wie viel brennende Kraft es sie kostete, ihre Neugier in ihm voranzutreiben, weil sie so fasziniert war, dass sie weitermachen würde, bis sie selbst seine verborgensten Fähigkeiten und deren Potenzial ausgelotet hätte. Sie würde schon lange vorher ausbrennen, weil ihre noch unerprobten Kräfte nicht bereit und nicht geübt genug waren, als dass sie hätte weitergehen können, ohne sich selbst extremen Schaden zuzufügen.
    »Kestra«, sagte er leise, aber bestimmt. »Hör jetzt auf. Kehr zu deiner eigenen Energie zurück; finde wieder in deinen Körper. Ich weiß, dass du neugierig bist, aber du hast in diesem alterslosen Leben noch Zeit genug, es herauszufinden.«
    »Kes«, sagte Noah sanft an ihrem Ohr, »ich weiß, das ist aufregend und neu, aber ich weiß auch, dass du die Herausforderung suchst, nicht den Tod. Du kennst den Unterschied zwischen planvollem Handeln mit Sicherheitsvorkehrungen und Leichtsinn. Nimm also jetzt den sicheren Weg. Mach dir das zunutze. Lass uns darüber sprechen und dein nächstes Abenteuer planen.«
    Sie blinzelte. Gideon seufzte und lehnte sich erleichtert zurück. Er ließ ihre Hand los, behielt jedoch die heilende Berührung an ihrem Becken instinktiv bei, obwohl der Heilungsprozess nicht weitergehen konnte, während Kes ihn so eingehend studiert hatte.
    Kestra sah zu Noah und begegnete seinem Blick, doch er strich ihr mit der Hand sanft über die Augen.
    »Nein, Kikilia . Ich kenne deine Gedanken. Ich kenne dich. Wissen vertreibt Angst, und du denkst, dass du keine Angst mehr vor mir haben musst, wenn du mich kennst. Das ist zwar nachvollziehbar, aber es ist trotzdem nicht gut, wenn du das jetzt tust. Doch ich verspreche dir«, fügte er mit einer Inbrunst hinzu, die ihr seine Aufrichtigkeit verriet, »ich verspreche dir, dass wir das gemeinsam tun werden, und du wirst mich kennenlernen wie niemand sonst. Das ist der Weg der Prägung, und ich habe keine Angst davor. Nicht mir dir.«
    Mit einem Schlag verstand Kestra die ungeheure Verantwortung und das Vertrauen, das dazu nötig war. Selbst der silberäugige Heiler hatte ihr uneingeschränkten Zugang gewährt und nicht ein einziges Mal daran gedacht, sie auszuschließen oder ihr nicht zu vertrauen. Sie wusste jetzt, dass er ein außergewöhnlich mächtiges Wesen war, das seine Schwächen niemandem offenbarte. Doch sie kannte sie nun alle. Da gab es ein paar, die sie einfach mit ihren menschlichen Fähigkeiten ausnutzen könnte, und dann gab es welche, die sie nicht handhaben könnte, doch rasch wurde ihr klar, dass da draußen Leute waren, die das konnten. Es gab ein ganzes Netzwerk von Wesen, die mit riesenhaften Kräften umgingen, so wie diese beiden Männer hier. Und nicht nur solche wie sie, sondern ganz unterschiedliche Arten.
    »Schattenwandler«, flüsterte Noah ihr zu und machte ihr einmal mehr bewusst, dass er ihre Gedanken las.
    »Okay.« Sie räusperte sich. »Du hast das

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