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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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wir uns für alle Zeiten vereinigen.«
    »Du bist wahnsinnig«, keuchte Kestra, und diesmal gelang es ihr, sich von ihm loszureißen und zurückzuweichen. »Du bist verrückt!«, schrie sie beinahe hysterisch.
    »Nein, das bin ich nicht. Siehst du mich?«, verlangte er kalt und ernst von ihr zu wissen. »Komme ich dir verrückt oder wahnsinnig vor? Habe ich mich dir gegenüber leichtsinnig Verhalten oder dir schaden wollen?«
    »Nein, aber du wirst es tun! Ich weiß es!« Sie schnappte nach Luft und umklammerte ein Möbelstück. »Oh Gott, ich war so dumm! Du glaubst, ich bin für dich geboren worden? Du glaubst, wir sind füreinander bestimmt?«
    »Kestra, du verstehst nicht, Baby. Bitte beruhige …«
    »Nein! Ich verstehe sehr gut!« Kes sog die Luft ein und wand sich wie ein verwundetes Tier. »Du bist geisteskrank. Und ich kann nicht …« Sie zitterte so heftig, dass sie nicht weitersprechen konnte. Ihr Gesicht wurde dunkelrot, und sie sank auf die Knie und auf die Hände und versuchte zu atmen. Noah war augenblicklich bei ihr, zog sie an sich und erkannte, dass es nicht nur Hysterie oder Ungläubigkeit war. Ihm wurde klar, dass sie eine heftige Panikattacke hatte.
    Seine Kes. Seine furchtlose Kes.
    Und plötzlich verstand er.
    Er hielt sie fest, während sie, von einem schrecklichen Schmerz in der Brust erfasst, keuchend nach Luft rang und ihr Tränen der Angst über das Gesicht liefen.
    »Ganz ruhig, Baby, ganz ruhig«, besänftigte er sie mit einem hastigen Flüstern, um in ihren schreienden Verstand einzudringen. »Es ist nicht so, wie du denkst. Schhhh … ich schwöre dir, das ist es nicht. Ich wusste es nicht, Kikilia, wirklich nicht. Ich hätte einen anderen Weg gefunden, es dir zu sagen, wenn ich es gewusst hätte. Es tut mir leid. Schhh. Atme, Baby, atme.«
    Doch sie konnte nicht. Nicht, wenn sie daran dachte, dass er so war wie der andere aus ihrer Vergangenheit. Der, der die schrecklichen Narben in ihr angerichtet hatte. Der, der ihr diese Furcht eingepflanzt hatte, der sie unbedingt zu entrinnen versuchte.
    Der, der sie im Namen der Liebe zu ihr verletzt hatte.
    Wie sollte er sie davon überzeugen, dass das nicht wieder geschehen würde? Dass das die Wahrheit war und dass sie es erfahren würde, wenn sie auf ihren Verstand hörte? Wie sollte er sie davon überzeugen, dass es nicht um eine Wahnvorstellung ging, sondern um Schicksal?
    Wie konnte er sie dazu bringen, zu atmen?
    Trotz seiner ganzen Macht – der Energie, dem Feuer und den Kräften, die er aufbieten konnte –, brachte er sie nicht dazu, zu atmen.
    Noah schloss die Augen und versuchte, diese Macht zu aktivieren, mit seiner ganzen Seele, die vor Angst und vor Wut schrie, als Kestra in seine Arme sank und das Bewusstsein verlor.
    Jeder ältere Dämon in einem Umkreis von hundert Kilometern konnte die schreckliche Qual des Königs wahrnehmen. Sogar ein paar der Erwachsenen waren sensibel genug, den Schrei zu hören. Doch es war kein Aufruf an sie, etwas zu tun. Der Schrei war nur für einen einzigen Dämon gedacht, und diejenigen, die darüber Bescheid wussten, was am Hof vor sich ging, fürchteten, sie sei zu weit entfernt, um die Botschaft zu empfangen.

 
    13
    Legna beugte sich über ihren Sohn, und ihr endlos langes Haar fiel um ihn wie ein schützender Vorhang, als sie sein Bäuchlein küsste und er vor Vergnügen kreischte. Die wunderschöne Dämonenmutter strahlte Liebe und Geduld aus, selbst wenn ihr sechzehn Monate alter Sohn ihr Haar packte und es nicht mehr loslassen wollte.
    »Er hat dieselben Vorlieben wie sein Vater«, bemerkte Gideon, der neben ihnen auf einem Stuhl saß. Er beugte sich vor und strich mit liebevollen Fingern durch ihr wallendes kaffeebraunes Haar. Er trug ein Halsband aus ihren Locken, der einzige Schmuck, den er in seinem langen Leben je getragen hatte. Es war ein Geschenk von ihr gewesen, gleich nach ihrer Hochzeit. An dem Tag, als sie erfuhren, dass sie ein Kind bekommen würden.
    Legna löste sich aus Seths erbarmungslosem Griff, setzte sich auf die angezogenen Beine und lächelte ihren Mann an, dessen Hand sich auf ihren Rücken legte.
    »Das ist alles schön und gut, aber ich glaube, ich muss mein Haar in den nächsten Jahren hochstecken. Er geht nicht gerade sanft damit um.«
    Gideon reagierte augenblicklich. Er berührte ihren misshandelten Haaransatz, und seine wirkungsvollen Heilkräfte entschädigten sie mehr als genug für ihren Schmerz. Er war augenblicklich verschwunden, und sie wollte ihn

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