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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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dankbar küssen.
    Doch sie kam nicht mehr dazu. Zu Gideons Schreck wurde seine Frau plötzlich von ihm fortgerissen. Sie flog rückwärts durch den Raum – volle drei Meter – und krachte gegen die Wand, als wäre sie eine Stoffpuppe, die von einem trotzigen Kind weggeschleudert wird, und glitt reglos zu Boden.
    Gideon brüllte auf, als der Schmerz in seinem Kopf explodierte. Er hörte den Antwortschrei, die Qual, spürte, wie die Verbindungslinie vom Bruder zur Schwester und zu ihm, ihrem Ehemann, führte. Das Gehirn des Heilers, so fähig und ausgebildet es auch war, war auf einen solchen Angriff nicht vorbereitet. Blutgefäße platzten, und seine Nase begann heftig zu bluten. Es war seinen Fähigkeiten als Heiler zu verdanken, dass er nicht das Bewusstsein verlor und dass es ihm gelang, Hunderte kleiner Blutungen im Gehirn zu verhindern, die mit vernichtender Kraft einzusetzen drohten.
    Er durfte nicht unterliegen. Wenn er nur die Auswirkungen durchmachte, dann wurde seine Frau gerade zu Tode gefoltert. Gideon keuchte, als er sich hochrappelte, und er musste aufpassen, dass er nicht auf seinen Sohn trat. Er stolperte zu seiner Frau und heilte sich währenddessen mit einer Ruhe, die über das Entsetzen hinwegtäuschte, das ihn beim Anblick seiner geliebten Gattin erfasste: Legna lag bewusstlos auf dem Boden und blutete aus Nase, Ohren und Augen.
    Gideon hatte nicht geahnt, dass Noah solche Kräfte besaß. Weil er wusste, dass Noah seiner Schwester nie wissentlich wehtun würde, bezweifelte er, dass Noah es selbst wusste. Gideon legte seiner Frau die Hände auf und begann sie rasch zu heilen, richtete alle seine Kräfte auf sie und achtete nicht auf seinen eigenen Schmerz und seine Verletzungen. Er sprach ein kurzes Dankgebet, dass er bei Legna gewesen war, als es passierte. Was, wenn er außer Landes gewesen wäre? Es gab am Hof der Lykanthropen keine Dämonenheiler außer ihm. In seiner unkontrollierten Angst und Wut hätte Noah unwissentlich seine geliebte Schwester getötet.
    Gideon wischte mit den Fingerspitzen sanft das Blut weg, als sie sich auf einmal regte. Er beugte sich hinunter, um sie auf die Stirn zu küssen, und konnte endlich wieder atmen.
    »Es ist alles in Ordnung mit dir, Neliss«, beruhigte er sie. »Ich muss jetzt zu Noah.«
    »Nein, warte.« Sie räusperte sich. »Erzähl es ihm nicht.«
    Gideon verstand. »Wenn ich es ihm nicht erzähle und er tut es wieder, könnte er dich töten, wenn ich nicht bei dir bin. Es wäre ihm ja sogar beinahe gelungen, obwohl ich da war.«
    »Es wird ihn vernichten, wenn du es ihm erzählst.« Ihre geliebten Augen flehten, auch wenn sie wusste, dass er alles tun würde, um sie glücklich zu machen. »Warne ihn. Erzähl ihm nicht alles. Nur so viel, dass du ihn ein wenig in die Schranken weist. Aber erzähl ihm nichts davon.«
    »Wie du wünschst, Liebes«, flüsterte er. »Kannst du mich teleportieren?«
    Sie brauchte seine Hilfe, um sich aufzusetzen, doch sie nickte.
    »Ich werde Elijah bitten, sich um Seth zu kümmern. Du ruhst dich ein wenig aus.«
    Sie war mit allem einverstanden.
    Gideon erschien in Noahs Schlafzimmer mit einem lauten Knall durch die Luftverdrängung. Gideon sah, wie der König seine Gefährtin umklammerte und dass sein Gesicht panisch verzerrt war. Sie war ohnmächtig geworden, lag blass und schlaff in Noahs Armen und rang mühsam nach Luft. Ihre Lippen waren blau.
    »Sie hatte eine Panikattacke. Als sie dann ohnmächtig wurde, dachte ich, es würde besser werden, aber …« Noah sprach nicht weiter, Erklärungen waren überflüssig für den großen Heiler.
    Wortlos berührte Gideon mit den Fingern Kestras Hals, schloss die Augen, konzentrierte sich auf ihren Körper und suchte nach den Signalen und Warnungen, die ihm die Antwort geben würden. Sie war kerngesund, was es ihm viel leichter machte, harmlose Krankheitsherde von einem schweren Krankheitsherd zu unterscheiden. Wenn ein Körper eine Krise durchmachte, wurden alle Energien aktiviert und an die betroffene Stelle geschickt. Gideon wurde davon regelrecht fortgerissen.
    »Asthma. Sie hat Asthma, ausgelöst von der Panik. Ihre Lungen sind vollkommen zu.«
    Während er seine Diagnose abgab, berührte der Heiler Noah ebenfalls an der Schulter. Er ließ es aussehen wie eine männlich aufmunternde Geste, doch er war sich Noahs emotionalen Aufruhrs wohl bewusst. Unbemerkt beeinflusste er die Botenstoffe, die zu viel Adrenalin in den Körper des Königs pumpten.
    Noah beruhigte sich

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