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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sich verletzlich und irgendwie zurückgewiesen fühlte in ihrer Nacktheit. Der Saft, den er in einer explosionsartigen Erlösung in sie hineingespritzt hatte, lief an ihr herunter, als sie sich bewegte, und zeigte ihr, in welch haarsträubender Geschwindigkeit seine Stimmung umgeschlagen war. Und hatte er nicht gerade von ihr verlangt, dass sie die Privatsphäre seines Geistes achten sollte? Ja. Genau das hatte er gemeint. Wut stieg schlagartig in ihr hoch, und sie war erschrocken darüber, weil es so heuchlerisch war. Wie oft hatte sie genau darum gebeten, und er hatte es ihr bereitwillig zugestanden? Er hatte ebenso ein Recht darauf.
    Was sie wunderte, weil es gar nicht zu Noah passte, dass er sich so etwas wünschte. Das hatte sie zumindest gedacht. Sie starrte auf die Tür, doch sie spürte, dass er das Schloss bereits verlassen hatte. Das Gefühl eines schrecklichen Verlustes überkam sie und nahm ihr den Atem. Tränen traten ihr in die Augen, so sehr hatte sein Abgang sie in ihrem weiblichen Stolz gekränkt.
    Was war passiert? Was hatte sie getan, dass sie ihn vertrieben hatte?
    Sie hatte Angst, dass sie vielleicht nie mehr die Gelegenheit bekommen könnte, es herauszufinden.
    Isabella setzte sich mit einem erschrockenen Stöhnen auf.
    Sie streckte blind die Hand nach Jacob aus, doch seine Seite des Bettes war leer.
    Samhain, erinnerte sie sich. Er war auf der Jagd. Sie war zu Hause, um sich von den vorangegangenen Strapazen zu erholen, nachdem sie Leah um drei Uhr morgens zu Bett gebracht hatte. Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen. Sie horchte nach dem Baby, in dem Gefühl, dass sie ein Geräusch gemacht und es geweckt hatte. Doch Stille umgab sie, und sie spürte, dass ihre Tochter selig schlief.
    Aber sie war sich sicher, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie im Schlaf ein Traumbild durchlebt hatte, das Einzige außer Jacob oder Leah, was sie aus dem Tiefschlaf reißen konnte. Das oder ein Aufruf zur Jagd. Sie nahm kurz und unauffällig mit Jacob Verbindung auf, um seine Konzentration nicht zu stören. Er hatte seine Beute unter Kontrolle, und in seinem Geist herrschte kein Alarm, der auf eine weitere Übertretung hingewiesen hätte außer der, die sich gerade zutrug und bei der sie gebraucht werden würde.
    Verdammt, sie hasste es, wenn man sie verrückt machte, ohne ihr irgendetwas zu erklären.
    Sie stand auf, zog den langen, geschlitzten Rock ihres Negligees zurecht, sodass er in der richtigen Höhe um ihre Knöchel fiel. Dann strich sie ihr schweres schwarzes Haar zurück, während sie barfuß ins Kinderzimmer ging, um nochmals nach Leah zu schauen.
    Sie war kaum durch die Tür, als sie gegen einen kräftigen Körper stieß.
    Sie spürte, wie starke, warme Hände sie an den Oberarmen packten und sie festhielten, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor, während ihr das Herz bis zum Halse schlug. Es dauerte eine angsterfüllte Sekunde, bis sie das umwölkte Graugrün von Noahs Augen erkannte.
    »Himmel! Noah! Du hast mich vielleicht erschreckt!«, rief sie aus und riss sich wütend von ihm los. »Verdammt noch mal!« Sie gab ihm mit der Hand einen kräftigen Schlag auf die Schulter.
    »Du Idiot!«
    »Bella …«
    Sein Tonfall war wie ein Eimer kaltes Wasser auf ihre Wut, und sie zog erschrocken die Luft ein, als sie Noahs verzerrte Gesichtszüge sah.
    »Bella …«
    Noah fiel vor ihr auf die Knie, und zu ihrem Entsetzen umschlang er ihre Taille und vergrub sein Gesicht an ihrem Bauch.
    Und er weinte.

 
    21
    Bella war sprachlos und bestürzt, doch sie war vor allem mitfühlend und hatte ein großes Herz. Ihre Hände tauchten augenblicklich in sein Haar, und sie drückte ihn tröstend an sich, während sein kräftiger Körper geschüttelt wurde vor Schmerz. Sie sagte nichts, versuchte nicht, ihn zu trösten, erlaubte ihm einfach, seinem Kummer freien Lauf zu lassen. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihn jemals in einem solchen Zustand sehen würde. Oh, sie wusste, dass er zu großer emotionaler Tiefe fähig war. Es war die Veranlagung seines Volkes, und es machte ihn zu diesem wunderbaren Monarchen. Doch er war auch sehr kontrolliert und auf Privatheit bedacht, wenn es darum ging, vor jemandem außerhalb seiner Familie etwas zu zeigen, das ihm als Schwäche ausgelegt werden könnte. Das Bild eines unerschütterlichen Charakters zu vermitteln war für Noah zwingendes Gebot. Andere mochten aus der Haut fahren, doch er musste stets ruhig und gelassen erscheinen.

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