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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Auf diese Weise konnte er die Ordnung aufrechterhalten und sich Respekt verschaffen.
    Es war unerklärlich, warum er zu ihr gekommen war. Eine Woche früher … ja, vielleicht … aber so, wie die Dinge lagen?
    Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr, stellte sie plötzlich fest. Es spielte für sie keine Rolle, und erst recht nicht für ihn. Er litt, und er war zu ihr gekommen, um sich Trost zu holen. Nicht zu seinen geliebten Schwestern, nicht zu Jacob … zu ihr .
    Sie war gerührt und musste schlucken, weil ihr plötzlich Tränen in die Augen stiegen.
    Sie strich ihm übers Haar, und das erinnerte sie daran, wie sie Leah bemutterte, wenn diese Kummer hatte. Sie musste leise lächeln. Noah und Leah waren unzertrennlich. Das hatte sie schon immer gedacht. Jacob hatte oft darüber gescherzt, dass er am »Vertriebener-Vater-Syndrom« litt. Den Begriff hatte er geprägt, um seine Belustigung über Noahs und Leahs Zuneigung zueinander zum Ausdruck zu bringen. Das war schon seit Leahs Geburt so, und es würde immer so sein, ungeachtet wütender Mütter. Sie wusste, dass sie ihm das Herz gebrochen hatte, als sie ihm Leah wegnahm als Strafe für etwas, das er gar nicht kontrollieren konnte. Von allen Leuten war ausgerechnet sie es gewesen, die sich gegenüber einem unter Zwang stehenden Wesen intolerant gezeigt hatte. Intolerant gegenüber ihrem König, den sie, wie Jacob ihr schmerzhaft deutlich gemacht hatte, doch so liebte.
    Doch das war jetzt vergessen. Für beide.
    Sie machte sich auch nicht vor, dass sein momentanes Leiden ein Anfall von Schuldbewusstsein deswegen war. Nein. Noah hatte seinen Schmerz stumm ertragen, ihre Grausamkeit als gerechten Ausgleich hingenommen, und er hätte sich ihr nie aufgedrängt. Er hätte gewartet, bis sie bereit gewesen wäre, ihm zu vergeben. Er hätte ihr nicht den Kummer bereitet, sie um Vergebung zu bitten, wenn sie noch nicht dazu bereit war. Das wäre gegen Noahs ausgeprägtes Ehrgefühl gewesen.
    Nach einer Weile beruhigte Noah sich. Bella umschloss sein Gesicht mit ihren Händen und hob es zu ihrem hoch, während sie mit den Fingerspitzen die Tränenspuren fortwischte. Er schämte sich nicht für seine Gefühle, auch nicht, als sie ihm einen mitfühlenden Kuss auf die Wange gab.
    »Komm mit«, drängte sie ihn, fasste ihn bei den Händen und zog ihn hoch. Sie führte ihn den ersten Flur hinunter, und sie setzten sich dicht nebeneinander auf die Couch, sodass sie seine Hand zwischen ihre kleinen Handflächen nehmen konnte.
    »Geht es dir gut?«, fragte er, und seine raue Stimme war so gedämpft, dass eine Welle von Mitgefühl sie schmerzhaft durchfuhr.
    »Ja. Mir geht es gut«, versicherte sie ihm.
    »Ich habe mich noch gar nicht bei dir dafür bedankt, dass du Kestra zu Hilfe gekommen bist.«
    Die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, war wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Das , dachte sie, ist der Grund für seinen Schmerz . Kestra. Seine Gefährtin.
    »Ich hätte das für jeden von uns getan. Aber ich bin dankbar, dass ich dir helfen konnte, Noah.«
    Ihre Ernsthaftigkeit, verbunden mit ihrem Händedruck, ließ ihn schwer schlucken, und er blickte in ihre violetten Augen, aus denen aufrichtige Vergebung sprach. »Bella«, begann er heiser, »ich wollte nie … Es war nie meine Absicht …«
    »Schhh. Ich weiß. Wir müssen nicht darüber sprechen, Noah. Ich weiß doch am besten, unter was für einem Druck du gestanden hast, ich kenne doch die Kraft der Prägung und was wir alles tun, um sie in die Tat umzusetzen. Mir ist auch klar geworden, dass Leah trotz ihres Alters sehr wohl in der Lage war zu dem, was sie getan hat, weil sie dich so liebt, dass sie dir das geben wollte, wonach du dich so heftig sehnst. Wie könnte ich meiner Tochter das Recht verweigern, dir ein solches Geschenk zu machen?«
    »Geschenk.« Seine ganze Qual steckte in diesem Wort. »Ein Geschenk, das ich andauernd wieder zerstören muss. Ich werde es kaputtmachen, weil ich keine Geduld habe.« Er presste die Kiefer aufeinander und zog ihr die Hand weg, um sich durch das Haar zu streichen. »Ich habe dreihundert Jahre lang geduldig auf das Ende des Lykanthropenkriegs gewartet. Ein Jahrhundert darauf, dass die Vampire wieder zur Besinnung kommen. Ich habe systematisch die Friedenstrommel geschlagen, bis Schattenbewohner, Mistrale und alle Schattenwandler sich nach und nach an einen Tisch gesetzt haben. Jahrhundertelang Diplomatie und Verständigung, und jetzt kann ich nicht einmal eine Woche lang

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